"Aus Geldnot"

Haftstrafen für Cousins wegen Schlepperei

Österreich
05.07.2016 13:47

Wegen Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung sind zwei Cousins aus Serbien am Dienstag am Landesgericht Korneuburg rechtskräftig zu drei Jahren bzw. 22 Monaten Haft verurteilt worden. Die beiden Männer im Alter von 40 und 34 Jahren bekannten sich schuldig, im Sommer 2015 einige Male als Fahrer in Konvois von mit Flüchtlingen besetzten Fahrzeugen von Budapest nach Wien fungiert zu haben.

Die Beschuldigten agierten laut dem Staatsanwalt als Mitglieder einer Bande, die hauptsächlich aus Verwandten bestand. Im Herbst 2015 wurden elf Verdächtige festgenommen. Die Gruppe hatte die im Vorjahr zunehmende Flüchtlingswelle ausgenutzt und mit "Touren" im Konvoi Geld verdient. 1500 Menschen sollen so geschleppt worden sein. Fünf Personen standen bereits im Februar 2016 vor Gericht, der Haupttäter - Bruder des 40-jährigen Angeklagten - erhielt eine siebenjährige Freiheitsstrafe.

Geschäft mit Flüchtlingen boomte
Immer mehr Flüchtlinge seien in Serbien angekommen, das Geschäft blühte daher und die Organisation wuchs. Wie der Staatsanwalt am Dienstag ausführte, soll der 40-Jährige Leute angeworben und auch selbst Fahrten durchgeführt haben, und zwar von Mai bis August drei Mal pro Woche. Dabei seien jeweils bis zu 40 Fremde in Konvois rechtswidrig nach Österreich chauffiert worden. Die Fahrzeuge seien teilweise überladen gewesen - bis zu 17 Menschen mussten in einem Wagen Platz finden, der Ankläger sprach von teils qualvollen Verhältnissen.

Der Zweitangeklagte war erst kurz vor der Zerschlagung der Bande Ende August/Anfang September dazugekommen. Daher wurden ihm "nur" vier Fahrten angelastet. Seitens der Verteidigung wurde betont, dass sich der 40-Jährige selbst gestellt und acht Fahrten und damit die Schleusung von maximal 120 Menschen eingestanden hatte. Der 34-Jährige habe überhaupt nur eine untergeordnete Rolle gespielt, meinte seine Anwältin.

34-Jähriger: "Habe aus Geldnot mitgemacht"
Der 34-jährige Zweitbeschuldigte war im März in Ungarn festgenommen worden. Er habe aus Geldnot mitgemacht, sagte er aus. Als Lenker des Vorausfahrzeugs, das eingesetzt wurde, um die Lage zu sondieren und den Konvoi vor etwaigen Polizeikontrollen zu warnen, habe er insgesamt nur 600 Euro bekommen. Richterin Xenia Krapfenbauer hielt ihm vor, seinen Verdienst vor dem Journalrichter damals mit 6000 Euro beziffert zu haben. Nach einem Streit mit seinem Bruder und auch weil seine Frau es wollte, habe er seine Schleppertätigkeit nach gut einer Woche wieder beendet, ließ der Mann via Dolmetscher wissen.

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