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Smart forfour: Die kürzeste Stretchlimo der Welt

Motor
28.04.2015 09:00
Normalerweise sind es Fahrzeugveredler, die Autos zu Stretchlimos umbauen. Aber was ist schon normal? Der Smart jedenfalls nicht, denn der ist anders, das gehört zum Konzept. Und so verlängert Daimler (mit Renault-Unterstützung) den Smart fortwo selbst zum serienmäßigen Fünftürer/Viersitzer namens forfour. Von vorn erkennt man die Verlängerung nicht, von hinten kaum - dazwischen hat man sich einiges einfallen lassen.
(Bild: kmm)

Die beiden hinteren Türen zum Beispiel. Die lassen sich fast rechtwinklig öffnen, was so ungewöhnlich ist, dass man es erst macht, wenn man weiß, dass es geht. So fällt es leicht einzusteigen oder Kindersitze an den Isofix-Halterungen zu befestigen. Nicht schlecht für einen 3,50-Meter-Winzling: Es können auch zierliche Erwachsene hinten Platz nehmen. Ist das geplant, sollte man bei der Bestellung auf das Glasdach verzichten, weil es die Kopffreiheit einschränkt.

Vorn sitzt es sich naturgemäß luftiger (auch mit Glasdach), außerdem leicht erhöht. Das dient der besseren Übersicht während der Fahrt ebenso wie einem leichteren Zu- und Ausstieg, hat aber eine ganz pragmatische Ursache: Der Tank befindet sich unter den Sitzen. Die Lenksäule ist nur in höheren Ausstattungsversionen verstellbar, und dann auch nur in der Höhe. Der Sitzkomfort geht in Ordnung, bis Rom möchte man trotzdem nicht fahren, es sei denn, man ist zum Beispiel in Neapel gestartet.

Kleiner Lademeister
Erstaunliche Qualitäten beweist der Smart forfour in Sachen Transport: Dank geteilt umklappbarer Rücksitzlehne und serienmäßig flachlegbarem Beifahrersitz wird er ruckzuck zum forcargo, könnte man sagen. Auf dem Parkplatz des schwedischen Möbelhauses wird man erst belächelt und hinterlässt dann offene Münder, wenn man mit Billy nach Hause fährt. In Normalkonfiguration stehen im Kofferraum 185 Liter zur Verfügung. Mehr geht nicht, weil der Motor darunter sitzt. 975 Liter sind es mit ganz flacher Rückbank (Klassenbestwert) - und da ist der Raum über dem Beifahrersitz noch gar nicht mitgerechnet. Optional gibt es auch noch eine smarte Extralösung für die Rücksitze.

Beim Stauraum für die kleinen Alltäglichkeiten ist der Smart nicht so perfekt, weil der Bereich unterm Handbremshebel ans Design verschenkt wurde, der Platz auf der Mittelkonsole mit den Plastik-Cupholdern kaum fürs Handy taugt und das Handschuhfach seinem Namen gerecht wird. Immerhin passt eine 1,5-Liter-PET-Flasche ins Türfach und rechts seitlich lässt sich je nach Ausstattung eine kleine Lade aus der Mittelkonsole herausausziehen.

Drei schieben von hinten
Motorisiert ist der Smart forfour in jedem Fall mit einem Dreizylinder-Benziner. Der Einliter-Einsteiger leistet 61 PS, Topmotor ist ein 900-cm³-Turbo mit 90 PS, dazwischen liegt der Testwagen mit seinen 71 PS. Das reicht genügsamen Naturen im Alltag. Rennen will man mit dem Smart forfour eh nicht gewinnen. 15,9 Sekunden sind die Angabe für den "Sprint" von 0 auf 100 km/h, 151 km/h die Höchstgeschwindigkeit (Tipp für Sportliche: Der Turbo schafft 11,2 s/165 km/h). Viel eher bedauerlich ist der mit über sieben Liter doch recht hohe Testverbrauch, vor allem angesichts des winzigen 28-Liter-Tanks (optional 35 Liter).

King of the Parkhaus
Das Fahrwerk ist erstaunlich komfortabel, aber 2,49 m Radstand sind ja auch durchaus beachtlich angesichts der geringen Länge. Selbst auf den berüchtigten Abschnitten von A23/A2 kommt es nicht zu ungustiösem Hoppeln. Weniger Freude bereitet die gefühllose und nicht sehr exakte Lenkung - im Gegensatz zum Wendekreis, der mit 8,65 m rund einen Meter geringer ausfällt als beim besten Konkurrenten. Parken, rangieren und kurven durch Parkhäuser wird zum reinen Vergnügen. Klingt komisch, ist aber so: Es empfiehlt sich durchaus, Parksensoren und Rückfahrkamera mitzuordern, weil es wegen der breiten C-Säule nicht sonderlich gut um die Übersichtlichkeit bestellt ist.

Top-Assistenten an Bord
Der Smart untersteuert gerne, genauer gesagt würde er gerne untersteuern, wird daran aber vom ESP ebenso rigoros wie effektiv gehindert. Sollte jemand angesichts des Heckantriebs auf die Idee kommen, driften zu wollen: Das ESP ist nicht abschaltbar. Sicherheit wird hier ganz großgeschrieben, deshalb ist etwa auch ein Seitenwindassistent serienmäßig, wie man ihn aus höheren Fahrzeugklassen oder Lieferwagen kennt. Auch Tempomat, Berganfahrhilfe und das komplette Airbag-Paket inklusive Fahrer-Knie-Airbag sind schon in der Basisversion dabei, der akustische Spurhalteassistent ist bei den Ausstattungslinien prime und proxy Serie.

Geschaltet wird akkurat und flüssig per Fünfgang- Handschaltung oder optional via Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Das lästige Zwangs-Nicken durch das automatisierte Schaltgetriebe bleibt den früheren Generationen des Smart fortwo vorbehalten. Wer es vermisst, kann sich bei Citroen umschauen.

Design muss sein
Ein Smart ist kein Smart, wenn er nicht poppig ausschaut. Kein Wunder, dass einiges an Farbe innen und außen angeboten wird. Insofern passt der Testwagen mit seinem blau-weißen Innenraum perfekt, die mit blauem Stoff bespannten Flächen lassen das Ganze hochwertig und jugendlich elegant wirken. Schwarz gibt's auch - die Frage ist nur, wozu. Auch in Sachen Ausstattung muss man noch ein bissl nachlegen: Klimaanlage oder -automatik ist ein Muss, das Cool&Audi-System ist cool, Cool&Media mit 7-Zoll Touchscreen und Navi besser. CD-Player? Viel zu Old School.

Unterm Strich
Der Smart forfour bringt relativ viel auf relativ kleinem Raum unter. Trotzdem kann er kein vollwertiges Familienfahrzeug sein, trotz vier Sitzplätzen. Er bietet jedoch teilweise erstaunliche Möglichkeiten, gute Ideen und eine herausragende Wendigkeit im Stadtgetümmel. Ab 10.780 Euro ist er zu haben, mit 71 PS ab 11.590 Euro, zwar mit LED-Tagfahrlicht, elektrischen Fensterhebern und bereits genannten Goodies, jedoch noch ohne Klimaanlage und Radio. So ist es kein Wunder, dass der Testwagen auf knapp 17.000 Euro kommt. Damit ist er trotzdem noch die wahrscheinlich billigste Stretchlimo der Welt.

Warum?

  • Extrem wendig
  • Clever im Innenraum
  • Poppiger Auftritt

Warum nicht?

  • Unpraktischer Zugang zu Scheibenwaschwasser & Co unter der Fronthaube

Oder vielleicht …

… Renault Twingo? Sonst VW up!, Skoda Citigo, Seat Mii, Hyundai i10 ...

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(Bild: kmm)



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