Es ist kaum überraschend, dass am Beginn eines Abends wie diesem Astor Piazzolla steht. Ricardo Fernando beschwört den Modernisierer der Tangomusik am Beginn seiner "Tangata" wie eine Gottheit herauf, um im Anschluss drei seiner Werke in Choreografien zu verarbeiten. Die Leidenschaft und Wut des Tango packt er dabei in sehr geometrische Bewegungsmuster, mit denen er den hormonellen Staudamm der Liebe in starken Bildern umkreist.
Umjubelter Fado
Der gefälligste, am heftigsten umjubelte, Beitrag des Abends kommt mit "Fado" von Vasco Wellenkamp. Mit seinen Choreografien kratzt er teilweise zwar hart am Kitsch, findet in den morbiden Schwärmereien seiner Figuren aber immer wieder auch berührende Momente. Das emotionale Zentrum seiner herzhaften Arbeit sind über weite Strecken aber weniger die Tänzer, als die grandiose Fado-Sängerin Carla Pires.
Toulon liefert den Höhepunkt
Den künstlerisch differenziertesten und choreografisch gewagtesten Beitrag liefert Tanz-Chef Darrel Toulon selbst: Er entfernt sich mit "Estancia" am weitesten vom Pathos der Folklore, ohne dabei Traditionen zu verleugnen. Dafür hat er mit der gleichnamigen Suite von Alberto Ginastera auch die perfekte Musik gefunden, die in den Händen von José Miguel Esandi am Pult des Grazer Philharmonischen Orchesters erstrahlt. Michael Munoz steht mit seiner kraftvollen Präsenz nicht nur in "Estancia" an der Spitze einer fabelhaft agierenden Tanzkompanie, die den gesamten Abend zu einem vielgestaltigen Vergnügen macht.
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