Limit für Gehirn

Bei 150 Freunden ist auch online Schluss

Web
04.11.2014 10:30
Mehr als 150 Freundschaften zu pflegen übersteigt die Leistung des menschlichen Gehirns, hatte der britische Psychologe und Anthropologe Robin Dunbar Anfang der 1990er-Jahre berechnet. Dies gilt nicht nur für reale Bekanntschaften, sondern auch in der virtuellen Welt, wie österreichische Netzwerkforscher nun anhand der Daten eines Online-Rollenspiels im Fachjournal "Scientific Reports" berichten.

Stefan Thurner und sein Team vom Institut für Wissenschaft komplexer Systeme der Medizinischen Universität Wien hatten dazu die Beziehungen der "Händler, Piraten, Schmuggler und anderen Piloten" des Online-Rollenspiels "Pardus" untersucht, in dem mittlerweile über 400.000 Spieler seit zehn Jahren "um Wohlstand und Ehre im Weltall ringen", wie es auf der Homepage des von Thurners Kollegen Michael Szell entwickelten Spiels heißt. "Wir haben jede Aktion von jedem Spieler aufgezeichnet und damit von einer zwar künstlichen, aber menschlichen Gesellschaft die vollständige Information", so Thurner. Dieser Datensatz sei einzigartig.

So konnten sie etwa analysieren, wer mit wem wie oft Kontakt pflegt und welche Spieler einander als "Freunde" bezeichnen. Die Spieler organisierten ihre sozialen Online-Beziehungen, wie dies auch in der realen Welt geschehe, so die Forscher. Die größte "Freundschaftsallianz" in "Pardus" bestehe aus 136 Spielern, was dem psychologischen Limit von 150 Freunden in der realen Welt sehr nahe komme, berichten sie.

Außerdem fanden sie heraus, dass die virtuelle Gesellschaft "fraktal" organisiert ist, also in Gruppen, deren Größen je etwa um das Vierfache steigen, während die Beziehungen stufenweise oberflächlicher und die Kontakte seltener werden, erklärte Thurner.

"Freundschaft" kann nicht beliebig oberflächlich werden
Zwar gebe es etwa bei sozialen Netzwerken wie Facebook Personen, die mit Tausenden "Freunden" angeben können, doch dies seien "keine Freunde in dem Sinn, dass man mit ihnen Kontakte pflegen muss, sich merken muss, wie es deren Großmutter geht, was sie im Job machen, et cetera", erklärte Thurner. Vernünftig funktioniert dies dem Forscher nach offenbar nur mit bis zu 150 Personen.

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