Tanner im Libanon

Zu Besuch an der gefährlichsten Grenze der Welt

Innenpolitik
26.11.2025 19:30

Fünf Tage bevor der Papst zu seinem historischen Besuch in Beirut eintrifft, manifestiert sich in der bürgerkriegszerstörten Hauptstadt des Libanon eine deutlich erdnähere Erscheinung: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), resolute Niederösterreicherin mit soliden Umfragewerten, ist an einem Brennpunkt des Weltgeschehens angekommen.

Das Land der Zeder ist intern zerrüttet, bürgerkriegsgeplagt und steht an der Schwelle zu einem Großkonflikt mit seinem südlichen Nachbarn Israel. Die Grenze zwischen den beiden Ländern ist UNO-Puffergebiet, fest in der Hand der islamisch dominierten Hisbollah-Milizen. Fast täglich schlagen hier Granaten ein. Genau dorthin führt die Reise der Ministerin.

Täglich Drohnen über den Köpfen der Soldaten
Denn in Naqoura, knapp an der israelischen Grenze gelegen, versehen auch 153 Österreicher als Teil eines rund 10.000 Mann starken UNO-Kontingents ihren Dienst. „Die israelischen Drohnen hören wir eigentlich täglich“, erklärt Major Markus Wappel, verantwortlich für das österreichische Kontingent. Auch das Donnern der Kampfjets aus dem Süden lässt seine Männer nicht mehr aufblicken.

153 österreichische Bundesheer-Soldaten stehen derzeit im Grenzgebiet zwischen Libanon und ...
153 österreichische Bundesheer-Soldaten stehen derzeit im Grenzgebiet zwischen Libanon und Israel im Einsatz.(Bild: HBF/Carina Karlovits)
Österreichische Sanitäter am Dienstag bei einer Übung
Österreichische Sanitäter am Dienstag bei einer Übung(Bild: HBF/Carina Karlovits)
Die Österreicher sind hier für die Bustransporte der Truppen, die Logistik und den Brandschutz ...
Die Österreicher sind hier für die Bustransporte der Truppen, die Logistik und den Brandschutz zuständig(Bild: HBF/Carina Karlovits)
Zu Besuch an einem der gefährlichsten Brandherde der Welt
Zu Besuch an einem der gefährlichsten Brandherde der Welt(Bild: HBF/Carina Karlovits)

Der Einsatz im Libanon ist neben Bosnien und dem Kosovo eine der letzten drei großen UNO-Missionen mit österreichischer Beteiligung. Unter der Hand sprechen die hier stationierten Soldaten von „einer dieser typischen, fehlgeschlagenen UN-Missionen“. Die Entwaffnung der Hisbollah ist misslungen, der Waffenstillstand wird fast täglich gebrochen. Das zahnlose Mandat läuft Ende 2026 aus. „Gerade jetzt können wir zeigen, dass wir ein verlässlicher, internationaler Partner sind“, gibt sich Klaudia Tanner im Gespräch mit der „Krone“ dennoch zuversichtlich.

Österreich bleibt bei Auslandseinsätzen
Der Fokus des Österreichischen Bundesheeres werde weiterhin auf der Einsatzbereitschaft im Inland und der Teilnahme an Auslandseinsätzen liegen, so Tanner. Bevorzugt am Westbalkan und im Nahen Osten, etwa bei einer Folgemission im Gazastreifen.

Indes beginnen im Camp schon die Vorbereitungen für den Abzug in einem Jahr. 10.000 internationale Soldaten werden zurück in ihre Heimatländer müssen, Tausende Tonnen an Material entweder verschifft oder entsorgt werden. Die Österreicher, die hier für die Bustransporte der Truppen, die Logistik und den Brandschutz zuständig sind, werden wohl bis zur letzten Minute gebraucht werden. „Wir drehen am Ende hier das Licht ab“, so ein junger Wachtmeister aus Niederösterreich.

„Wir sind keine Besatzer“
Was danach kommt, weiß niemand. „Wir sind keine Besatzer“, fügt Oberwachtmeister W. hinzu, ein Veteran unter den Soldaten hier. „Wir kommen lediglich dem UNO-Mandat nach. Wir sehen an der Ukraine, wie es ist, wenn es keine Beobachter gibt. Die Situation ist deutlich unübersichtlicher. Hier ist jeder UN-Soldat ein Sensor.“ So lange, bis im Camp Naqoura die Lichter ausgehen.

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