Heimische Ermittler haben gemeinsam mit internationalen Partnerdiensten eine Tätergruppe ausgeforscht, die hunderte Bombendrohungen in Deutschland und Österreich verschickte. Am Dienstag gab es in Deutschland Razzien bei vier, teils minderjährigen Verdächtigen. Die Drohungen führten zu großangelegten, kostenintensiven Evakuierungen.
Mehr als 300 Drohschreiben waren es allein in Österreich – und diese hatten es in sich, bedenkt man den Aufwand und die finanziellen Kosten im Hinblick auf die großangelegten Einsätze der Behörden. Hinzu kommen die Angst und Verunsicherung, die solche Drohungen bei der Bevölkerung auslösen. Insbesondere Evakuierungen an Schulen wirken sich „belastend“ auf die oft jungen Betroffenen aus, betont BKA-Vizepräsident Sven Kurenbach.
Ausgeforschte Gruppe „Schweinetreff“ aus Deutschland
Seit 2024 ermittelt die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) gemeinsam mit dem Cybercrime-Competence-Center (C4) des Bundeskriminalamtes und dem Landeskriminalamt Salzburg wegen einer Serie von Bombendrohungen per E-Mail. Mehr als 300 Drohschreiben in ganz Österreich können der nun ausgeforschten Tätergruppe aus Deutschland zugeordnet werden. Beim sogenannten „Swatting“ lösen Täter absichtlich falsche Notfälle aus, um polizeiliche Großeinsätze und mediale Aufmerksamkeit zu provozieren. Das Innenministerium erklärte in einer Aussendung am Dienstag, dass das dadurch erzeugte öffentliche Echo in der Szene als Erfolg gelte.
Am Dienstag durchsuchte die Polizei Wohnungen von Verdächtigen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen sowie eines Jugendlichen in Sachsen-Anhalt, teilte das deutsche Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit. Die Täterinnen und Täter sollen „rein virtuell“ in einer Messengergruppe namens „Schweinetreff“ agiert haben. Sie sollen eine kriminelle Gruppierung gebildet und mit ihren Aktionen den öffentlichen Frieden stören, die Bevölkerung verunsichern und sich an der Reaktion der Behörden „erfreuen“ wollen.
Keine religiöse oder politische Motivation
Durch umfangreiche technische Ermittlungen – insbesondere Analyse der Täterinfrastruktur – konnten die mutmaßlichen Hauptakteure identifiziert werden, informierte das heimische Innenministerium. Der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main zufolge sind die vier männlichen Verdächtigen zwischen 16 und 23 Jahre alt und deutsche Staatsbürger. Mutmaßlich um die Drohwirkung zu verstärken, hätten ihre E-Mails häufig einen „islamistischen Bezug“ gehabt. Eine „religiös motivierte oder politische Tatmotivation“ habe sich bei den Ermittlungen aber nicht belegen lassen. Alle Drohungen haben sich zudem als falsch erwiesen. Die elektronischen Geräte und Speichermedien wurden durch die Ermittler beschlagnahmt, es seien aber keine Haftbefehle vollstreckt worden, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft.
„Swatting“-Szene agiert meist anonym
Auf die Verantwortlichen werden wohl hohe Kosten zukommen, erklärte Kurenbach. Weiters betonte er, dass das Internet keinen rechtsfreien Raum darstelle – trotz vermeintlicher Anonymität. Laut Innenministerium kennen die überwiegend jugendlichen Täter der „Swatting“-Szene einander meist nicht persönlich und agieren anonym in Online-Foren oder Chats. Ihr „Status“ richtet sich nach der Zahl ausgelöster Einsätze und der medialen Aufmerksamkeit.
Für falsche Bombendrohungen drohen in Österreich bis zu einem Jahr Haft. Zudem können die Kosten für Polizei- und Rettungseinsätze auf die Täter abgewälzt werden, oft im hohen fünf- bis sechsstelligen Bereich. Zivilrechtliche Schadenersatzforderungen sind davon nicht betroffen.
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