



Er nennt sich „schlimmster Albtraum“ von US-Präsident Donald Trump: Der 34 Jahre alte Linkspolitiker Zohran Mamdani wird als erster Muslim Bürgermeister von New York. Sein Erdrutschsieg bei der Bürgermeisterwahl am Dienstag ist eine schwere Niederlage für den rechten Republikaner, rund ein Jahr nach der Wiederwahl zum Präsidenten.
Ein Muslim an der Spitze von New York, das ist fast ein Vierteljahrhundert nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine kleine Sensation. Nach Angaben der Wahlleitung pilgerten mit mehr als zwei Millionen Stimmen so viele Menschen in die Wahllokale wie seit 1969 nicht mehr. An der Spitze der schillernden Metropole könnte Mamdani als charismatische Newcomer zu einem gewichtigen Gegenspieler von Trump werden. Der „Big Apple“ gilt nämlich nicht nur als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Vereinigten Staaten. Auch politisch hat die Ostküstenmetropole mit rund acht Millionen Einwohnern ein besonderes Gewicht.
Trump: „Kommunistischer Irrer“
Doch so einfach wird der amtierende US-Präsident diese persönliche Niederlage wohl nicht auf sich sitzen lassen: Noch kurz vor der Wahl hatte er damit gedroht, Bundesmittel für die größte US-Stadt auf ein Minimum zu streichen, sollte Mamdani gewinnen. Sogar als „100 Prozent kommunistischen Irren“ hatte er den 34-Jährigen beschimpft.
Nach Angaben von US-Medien auf Basis von Hochrechnungen setzte sich der Politiker vom linken Flügel der Demokraten mit rund zehn Prozentpunkten Vorsprung gegen den von Trump unterstützten Kandidaten Andrew Cuomo durch. Der Republikaner Curtis Sliwa landete demnach weit abgeschlagen dahinter.
Der ehemalige New Yorker Gouverneur Cuomo trat bei dieser Wahl als Unabhängiger an. Dem republikanischen Kandidaten Curtis Sliwa hatte Trump keine Siegeschancen beigemessen und daher seinen Anhängern empfohlen, für Cuomo als im Vergleich zu Mamdani geringeres Übel zu stimmen. Der bisherige Bürgermeister, der Demokrat Eric Adams, war trotz eines Korruptionsskandals ebenfalls ins Rennen gegangen, zog seine Kandidatur dann aber wegen geringer Erfolgschancen zurück.
Mietenobergrenze und kostenlose Busse
Mamdani wurde in Uganda geboren, hat indische Wurzeln und gilt als Aufsteiger der amerikanischen Linken. Derzeit ist er noch Abgeordneter im Parlament des Staates New York. Im Wahlkampf versprach er eine Politik, die sich vor allem an den Bedürfnissen von Gering- und Durchschnittsverdienern orientiert und die horrenden Lebenshaltungskosten in der Metropole senken soll: Er plant einen Mietendeckel, kostenlose Busse und Gratis-Kinderbetreuung. Finanziert werden soll das durch höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen.
Mamdanis Erfolgsgeschichte fordert die etablierten Machtstrukturen in der US-Politik heraus. Er steht für einen klaren Bruch mit dem bisherigen Kurs der Demokraten. Seinen Wahlkampf finanzierte Mamdani überwiegend durch Kleinspenden – ein bewusstes Signal gegen den Einfluss großer Geldgeber, den er Republikanern wie Demokraten gleichermaßen vorwirft. Im Wahlkampf wurde er vor allem von jungen Wählern, Gewerkschaften und vielen Menschen mit Einwanderungsgeschichte unterstützt.




Linke Politik kann in USA mehrheitsfähig sein
Erwartet wird, dass sein Erfolg eine innerparteiliche Debatte bei den Demokraten befeuert: zwischen jenen, die auf eine deutlich linkere Ausrichtung setzen, um Präsident Trump die Stirn zu bieten, und denen, die für einen moderateren Kurs werben. Mamdani und seine politischen Unterstützer – darunter der bekannte, linksgerichtete Senator Bernie Sanders und die Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez – sehen das Wahlergebnis als Beleg dafür, dass linke Politik in den USA mehrheitsfähig sein kann.
Keine Präsidentschaftskandidatur möglich
Mamdani hat einen Blitzaufstieg hingelegt: Noch vor einem Jahr war der Abgeordnete aus dem Stadtteil Queens im Parlament des Staates New York nahezu unbekannt. Mit einer geschickten Kampagne in Onlinemedien und Zehntausenden freiwilligen Wahlhelfern gelang es ihm, vor allem bei jungen Leuten zu punkten. Mit breitem Lächeln, federndem Gang und einer zugewandten Art erinnert Mamdani nicht wenige an den jungen Barack Obama, der es mit Parolen wie „Hope“ (Hoffnung) und „Yes, we can“ (Ja, wir schaffen das) 2008 gegen alle Vorzeichen ins Präsidentenamt schaffte.
Mamdani ist Sohn der indischen Regisseurin Mira Neir, deren Film „Salaam Bombay!“ 1988 für einen Oscar nominiert wurde, und des ugandischen Politologen Mahmood Mamdani. Er wurde 1991 in Uganda geboren und kam mit seinen Eltern im Alter von sieben Jahren nach New York. Er besuchte gute Schulen, versuchte sich als Rapmusiker und beriet vor seiner Wahl zum New Yorker Abgeordneten Bürger bei Räumungsklagen. Seit 2018 ist er US-Staatsbürger.
Bei Trump-Anhängern hält sich hartnäckig das Gerücht, Mamdani habe sich den US-Pass mit Falschangaben erschlichen. Immer wieder wird lautstark seine „Abschiebung“ gefordert. Mamdanis Anhänger sehen ihn dagegen als Hoffnungsträger gegen Trump und die verkrusteten politischen Strukturen in den USA. Bis ins Weiße Haus wird ihn die Begeisterung allerdings nicht tragen: Da Mamdani in Uganda geboren wurde, ist ihm ähnlich wie dem Steirer Arnold Schwarzenegger, der es von Hollywood weiter für die Republikaner ins Amt des Gouverneurs von Kalifornien brachte, der Weg ins Präsidentenamt laut US-Verfassung versperrt.
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