An der St. Anna Kinderkrebsforschung gelingt es, mithilfe von Künstlicher Intelligenz eine einzelne Krebszelle unter einer Million gesunder Zellen präzise zu identifizieren. „Wir trainieren 40 Labore weltweit, und in diesen Laboren soll die Software zunächst zum Einsatz kommen“, erklärt Leukämie-Experte Dr. Michael Dworak. Ein Meilenstein.
Einen bedeutenden Durchbruch erzielte Dr. Michael Dworzak mit seinem Team an der St. Anna Kinderkrebsforschung (St. Anna CCRI) in Wien. Mit dem KI-gestützten Projekt „Autoflow“ soll es möglich sein, einzelne Leukämiezellen unter einer Million anderer zu identifizieren. Das könnte ein Meilenstein für die Diagnostik und Verlaufskontrolle von Akuter lymphatischer Leukämie (ALL) sein.
Präzision, die Leben retten kann
„Die Künstliche Intelligenz wird keine Befunde erstellen“, sagt Dr. Dworzak. „Wir trainieren 40 Labore weltweit und in diesen Laboren soll die Software zunächst zum Einsatz kommen. Als Unterstützung bei der täglichen Auswertung.“ Auch bei anderen Krebsarten zeigt sich das Potenzial digitaler Systeme: Simon Gutwein, Doktorand an der St. Anna Kinderkrebsforschung, entwickelt Modelle zur Risikoeinschätzung bei Neuroblastomen – soliden (feste, an bestimmten Ort wachsende) Tumoren, die vor allem Kleinkinder betreffen.
Die Künstliche Intelligenz untersucht mikroskopische Aufnahmen, auf denen genetisches Material durch fluoreszierende Farbstoffe sichtbar gemacht wird. Dabei erkennt sie Muster, die für das menschliche Auge kaum erfassbar sind – etwa welche Zellen als bösartig gelten und wie zuverlässig diese Einstufung ist. „All diese Bilder kann augenscheinlich kein Mensch mehr vollständig überblicken“, betont Simon Gutwein. Die Software trifft eine Vorauswahl, die anschließend von Fachleuten überprüft wird – nicht als Ersatz, sondern als wertvolle Hilfe für die Diagnostik.
Man kann heute in vielen Fällen mit Zuversicht zu betroffenen Familien sagen: ,Ihr Kind wird wieder gesund.‘
DDr. Caroline Hutter, Leiterin des St, Anna CCRI und Ärztliche Direktorin des St. Anna Kinderspitals
Neue Therapien für aggressive Tumore
Auch an extrem seltenen Leiden wie der Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH), die nur drei bis fünf Kinder pro Million betrifft, wird intensiv geforscht. Eine gemeinsame Studie von DDr. Caroline Hutter, Leiterin des St, Anna CCRI und Ärztliche Direktorin des St. Anna Kinderspitals, und Dr. Raphaela Schwentner von der St. Anna Kinderkrebsforschung zeigt, wie mutierte Zellen gesunde Nervenzellen angreifen. „Dieses Modell eröffnet neue Möglichkeiten, um eine Behandlung zu entwickeln, die sämtliche veränderte Zellen unschädlich macht“, erklärt Dr. Schwentner. Ziel ist es, Spätfolgen zu verhindern.
Dr. Eleni Tomazou widmet sich der Erforschung sogenannter pädiatrischer Sarkome – seltene, bösartige Krebsarten, die bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Ihr Fokus liegt auf dem Ewing-Sarkom, einer besonders therapieresistenten Form von Knochen- und Weichteiltumoren.
„Wir können aber besser werden“, ist Dr. Eleni Tomazou überzeugt. Denn obwohl die Heilungschancen bei Kinderkrebs heute bei rund 80 Prozent liegen, stagnieren die Behandlungsmöglichkeiten für das Ewing-Sarkom.
Laut CCRI-Geschäftsführer Mag. Jörg Bürger stammen rund 70 Prozent der Finanzierung aus Spenden und Nachlässen. Eine staatliche Grundförderung gibt es nicht. Die restlichen Mittel werden über kompetitive Forschungsprogramme eingeworben.
Spitzenforschung braucht Ressourcen
Partnerschaften mit Unternehmen gewinnen an Bedeutung – nicht zuletzt, weil wirtschaftliche Unsicherheiten die Spendenbereitschaft bremsen. Die enge Verbindung zwischen Labor und Klinik gilt als Schlüssel zum Erfolg. „Forschung auf hohem Niveau ist mit erheblichem Aufwand verbunden“, so DDr. Caroline Hutter. „Man kann heute in vielen Fällen mit Zuversicht zu betroffenen Familien sagen: ,Ihr Kind wird wieder gesund.‘“
Und genau darin liegt die Hoffnung: Forschung und Medizin gehen Hand in Hand – damit aus Sorge wieder Zuversicht werden kann.
Mehr Informationen: www.kinderkebsforschung.at
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