80 Jahre nach dem grauenhaften Massaker von Rechnitz wird erneut nach den 180 Toten gesucht. Neue geophysikalische Methoden könnten den entscheidenden Hinweis liefern.
Exakt 80 Jahre nach dem Massaker von Rechnitz wird erneut gesucht – mit neuer Technik, neuen Methoden und erstmals in koordinierter Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Behörden. Seit 15. Oktober läuft in der Nähe des Kreuzstadls eine Grabung, mit der das bis heute unentdeckte Massengrab von rund 180 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern gefunden werden soll. Trotz jahrzehntelanger Suche blieb ihr Grab bislang unentdeckt.
Im Vorfeld der Grabung führte die TU Wien umfangreiche Bodenuntersuchungen durch. Zum Einsatz kam erstmals eine neu entwickelte geophysikalische Methode, die elektromagnetische Eigenschaften misst und einen dreidimensionalen Blick in den Boden ermöglicht – unabhängig von der Beschaffenheit des Erdreichs und bis in Tiefen von über drei Metern. „Diese Technologie wurde bisher nur in der Geologie verwendet. Jetzt setzen wir sie erstmals gezielt bei der Suche nach menschlichen Überresten ein“, erklärt Historiker Dieter Szorger, Mitglied der vom Land eingesetzten Task Force. Im Sommer wurde eine Fläche nahe dem Kreuzstadl untersucht.
Die Messergebnisse zeigten in rund 2,5 Metern Tiefe deutliche Auffälligkeiten. Diese Zone wird nun gezielt archäologisch überprüft. Das rund 100 Quadratmeter große Grabungsareal liegt etwa 200 Meter östlich des Kreuzstadls über einer jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlage. Die Arbeiten erfolgen daher besonders behutsam.
Suche als Gemeinschaftsprojekt
Durchgeführt wird die Grabung vom Land gemeinsam mit der Fachfirma PannArch. Sie ist vom Bundesdenkmalamt genehmigt, mit dem Innenministerium abgestimmt und wird vom Rabbinat der Israelitischen Kultusgemeinde Wien begleitet.
Es ist die erste Grabung, die direkt vom Land Burgenland verantwortet wird und die erste, bei der Wissenschaft, Behörden und Gedenkinitiativen wirklich Hand in Hand arbeiten.
Dieter Szoger, Leiter der Task Force Rechnitz
Empfohlen wurde die Maßnahme von der „Task Force Rechnitz“, einer Expertengruppe mit Vertretern des Landes, der TU Wien, des Bundesdenkmalamts, der Ministerien, der Israelitischen Kultusgemeinde, der Gemeinde Rechnitz und der Initiative RE.F.U.G.I.U.S. „Wir haben historische Quellen, Luftbilder und frühere Messungen neu bewertet. Vieles deutet jetzt auf diesen Standort hin“, betont Szorger. Die Grabung soll bis Ende dieser Woche abgeschlossen werden. Anschließend werden die Funde wissenschaftlich analysiert. Über weitere Schritte soll danach entschieden werden. „Die Ergebnisse werden mit der notwendigen Sorgfalt geprüft. Ziel ist es, endlich Klarheit zu schaffen“, heißt es seitens des Landes.
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