Sprachwitz und Slapstick in Höchstgeschwindigkeit: Das Volkstheater Wien zeigt ab Freitag die österreichische Erstaufführung von „Komödie mit Banküberfall“. Ein Probenbesuch bei zwei der Protagonisten – Paula Nocker und Maximilian Pulst.
Ein Ausbruch und ein Einbruch, dazu Taschendiebe, Trickbetrügerinnen und Wirtschaftskriminelle. Es ist einiges los in der rasanten „Komödie mit Banküberfall“. Die aus Großbritannien importierte Slapstick-Sause ist ab Freitag im Volkstheater zu sehen. Komödienspezialist Christian Brey studiert dafür seine Inszenierung vom Staatstheater Nürnberg mit dem Volkstheater-Ensemble neu ein. Die „Krone“ hat zwei der Protagonisten bei den Proben besucht: Paula Nocker (als gerissene Bankierstochter Caprice) und Maximilian Pulst (als naiver Ganove Sam). Letzterer war schon 2018 in Deutschland mit von der Partie.
„Krone“: „Komödie mit Banküberfall“ ist ein unglaublich schnelles Stück mit viel Slapstick. Wie ist das, wenn man das auf der Bühne spielt?
Paula Nocker: Anstrengend ... (lacht)
Maximilian Pulst: … und wahnsinnig komplex. Nicht der Inhalt – der ist wahnsinnig blöd. Eine schlechte Pointe folgt auf die nächste. Wir versuchen so schnell zu spielen, dass das Publikum nicht darüber nachdenkt, wie blöd dieses Stück ist. Im total positiven Sinn.
Jede Textzeile ein Sprachwitz, alles genau getaktet. Wie lernt man so etwas?
Nocker: Man muss enorm präzise sein. Vor allem, weil auch hinter der Bühne so viel los ist. Kostüm, Requisite, Maske, Technik: Nur wenn hier alle an einem Strang ziehen, zündet dieses Feuerwerk. Wenn man nur drei Leute hat auf der Bühne, ist es natürlich einfacher zu koordinieren.
Pulst: Es ist ein wahnsinniges Ensemble-Stück, das alle einbezieht. Alles muss funktionieren wie das sprichwörtliche Uhrwerk. Das ist die Herausforderung.
Es ist also auch ein Stück weit Akrobatik?
Pulst: Sprachlich auf jeden Fall, aber auch körperlich. Wir müssen uns abseilen, über Elemente springen, in Kästen verschwinden, uns runterschmeißen. Das ist mitunter schweißtreibend!
Wie haben Sie sich da vorbereitet?
Nocker: Wir hatten Unterstützung: eine Choreografin, einen Videomitschnitt der Produktion aus Nürnberg. Und wir waren in der Kletterhalle bei einem Workshop ...
Pulst: … haben uns aus 14 Metern abgeseilt, damit wir uns an die Höhe hier gewöhnen.
Hat es geholfen?
Pulst: Ich hasse Höhe. (lacht) Und habe das Stück zuletzt vor fünf Jahren gespielt. Das Gewöhnen daran behält man leider nicht.
Herr Pulst, Sie waren schon bei der Produktion in Nürnberg mit an Bord. Was ist in Wien anders?
Pulst: Es kommen vollkommen neue Impulse von neuen Kollegen und Kolleginnen. Durch den Neubeginn der Intendanz von Jan Philipp Gloger sind wir jetzt noch nicht so eingespielt und dieses Stück ist so wahnsinnig schnell. Da braucht es totales Vertrauen. Das war die Zusatzaufgabe, dass man schnell zusammenwächst.
Also eine geheime Team-Building-Maßnahme für das ganze Haus?
Maximilian Pulst: Im Prinzip kann man es so nennen! (lacht) Danach sind wir fit für alles, da kann uns nichts mehr passieren!
Oft sucht man Komödien vergebens auf Spielplänen. Brauchen wir das mehr am Theater – den Spaß, die Lachmuskel-Kur?
Nocker: Die Balance ist wichtig, dass für jeden was dabei ist. Dass die wichtigen gesellschaftlichen Sachen angesprochen werden, aber eben auch, dass man mal zum Abschalten auch herkommen kann.
Was hat man von diesem Stück, wenn man da reingeht und wieder herauskommt?
Nocker: Hoffentlich einen lustigen Abend!
Pulst: … und eine zweistündige Pause von diesem Wahnsinn, der gerade passiert in der Welt. Wir wollen am Volkstheater auch andere Sachen anbieten und können uns erlauben, dass wir dem Publikum diesen Abend schenken: wo es einfach das Hirn ausschalten und sich zwei Stunden berieseln lassen kann von dem Quatsch, den wir da oben machen.
Ein britisches Stück, in einer deutschen Inszenierung: Wie passt das zum Wiener Schmäh?
Pulst: Das werden wir bei der Premiere sehen!
Nocker: Ich glaube, dass der britische Humor dem wienerischen viel näher ist als dem deutschen. Deswegen mache ich mir keine Sorgen.
Was ist die besondere Herausforderung an Komödie am Theater?
Nocker: Man darf nie vergessen, es ernst zu nehmen.
Pulst: Es geht um eine Liebe zu den Figuren, man darf sie nie verraten. Also nie versuchen, lustiger zu sein als die Figur selbst. Und man muss das mit ganz viel Herz spielen. Nur dann wird es tragisch-komisch. Sonst bleibt nur Quatsch.
Was reizt Sie daran, an Komödie zu spielen?
Nocker: Menschen zum Lachen zu bringen. Das ist das Allerschönste!
Pulst: Ich mag Komödie auch wegen der Technik. Am Anfang der Proben ist noch alles witzig, dann wird es zäh, dann geht es nur noch um Verabredungen. Die Pause muss kürzer sein nach dem Satz und dann musst du rein und so. Dann wird es für das Team wahnsinnig unlustig, bis zu dem Zeitpunkt kurz vor der Premiere, wenn wir alle darauf warten, dass jetzt endlich Publikum da ist.
Was dürfen/sollen Besucher von diesem Abend mitnehmen?
Nocker: Dass Komödie auch eine Daseinsberechtigung hat, gerade in Zeiten wie jetzt. Und dass man auch gerne mal abschalten darf und soll.
Pulst: Das Großartige an dieser Komödie ist, die Figuren machen sich immer nur über sich selbst lustig. Das ist in vielen Komödien nicht so. Da ist dann auch sehr viel Sexismus, sehr viel Rassismus drin. Hier geht es im größten Teil darum, dass die Figuren unglaublich naiv sind, Fehler machen und darüber lachen. Das wünsche ich mir auch für das Publikum: dass es Zugang zu diesem total naiven, befreiten Humor findet, der einen so herzhaft zwei Stunden lachen lässt. Und dann kann man wieder in den unkomischen Alltag zurück.
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