Tomahawks auf Eis?

Gipfel an der Donau: Trump will Putin treffen

Außenpolitik
16.10.2025 20:23

Ein überraschendes Signal aus Washington: Nach tagelangen Spannungen um mögliche US-Lieferungen von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine scheint nun wieder Bewegung in die diplomatischen Bemühungen zu kommen. US-Präsident Donald Trump kündigte nach einem Telefonat mit Wladimir Putin ein baldiges Gipfeltreffen mit dem russischen Präsidenten an – offenbar in der Hoffnung, den Krieg in der Ukraine zu beenden, bevor neue Waffenlieferungen beschlossen werden.

„Ich habe soeben mein Telefongespräch mit Präsident Wladimir Putin beendet, und es war ein sehr produktives“, erklärte Trump am Donnerstagabend in einem Posting auf seiner Plattform Truth Social. Putin habe ihm und den Vereinigten Staaten zu einem „großen Erfolg des Friedens im Nahen Osten“ gratuliert, sagte Trump, und hinzugefügt, dieses Ergebnis könne „auch bei den Verhandlungen über ein Ende des Krieges mit Russland und der Ukraine helfen“.

Großes Engagement von Melania
Trump berichtete weiter, Putin habe sich bei First Lady Melania Trump für ihr Engagement für Kinder bedankt und zugesagt, diese Zusammenarbeit fortzusetzen. Zudem hätten beide Staatschefs „viel Zeit“ auf wirtschaftliche Themen verwendet – insbesondere auf mögliche Handelsbeziehungen zwischen Russland und den USA nach Kriegsende.

Am Ende des Gesprächs, so Trump, hätten sie sich darauf geeinigt, dass bereits in der kommenden Woche Treffen hochrangiger Berater beider Seiten stattfinden sollen. Diese sollen auf US-Seite von Außenminister Marco Rubio geleitet werden. Ort und Datum für das Treffen der beiden Präsidenten stünden bereits fest: Budapest, Ungarn und damit unweit von Österreich entfernt. „Wir werden sehen, ob wir diesen ,schmachvollen Krieg‘ zwischen Russland und der Ukraine beenden können“, schrieb Trump.

Orbán: „Wir sind bereit“
Auch Putins außenpolitischer Berater Kirill Alexandrowitsch Dmitrijew erklärte, das Telefonat sei positiv und produktiv gewesen. Der russische Finanzmarkt reagierte zuversichtlich, auf breiter Front stiegen die Kurse. Der Kreml selbst kommentierte das Gespräch zunächst noch nicht. Dmitrijew schrieb aber auf der Plattform X: „Der nächste Gipfel kommt bald“.

Parallel dazu reagierte Ungarns Regierungschef Viktor Orbán prompt und schrieb ebenfalls auf X: „Erneut eine großartige Chance für den Frieden. Und dabei ist erst Donnerstag!“

Selenskyj trifft Trump am Freitag in Washington
Für Freitag kündigte Trump zudem ein Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus an. Dabei soll auch das Telefonat mit Putin Thema sein. „Ich glaube, heute wurde großer Fortschritt erzielt“, erklärte Trump.

Selenskyj hofft auf Tomahawk-Freigabe
Selenskyj will bei seinem Besuch in Washington von Trump eigentlich die Freigabe für den Verkauf von Tomahawk-Marschflugkörpern an sein Land bekommen, die eine hohe Reichweite haben. Finanziert werden könnte der Deal durch NATO-Partner. Selenskyj äußerte die Hoffnung, dass ähnlich wie beim Konflikt im Nahen Osten auch bei Russland eine Sprache der Stärke zum Erfolg führen werde. „Wir sehen bereits, dass Moskau sich beeilte den Dialog zu erneuern, sobald es von den Tomahawk(-Marschflugkörpern) hörte“, so der Ukrainer. 

Der Kreml warnte unterdessen die US-Regierung nachdrücklich vor einer Tomahawk-Lieferung. Russlands Ex-Präsident und Sicherheitsratsvizechef Dmitri Medwedew deutete gar eine mögliche Gegenreaktion mit Atomwaffen an. Das Gespräch zwischen Trump und Putin könnte nun neue Dynamik in das Treffen bringen.

Die Erklärgrafik zeigt den US-Marschflugkörper Tomahawk mit einer Länge von 5,55 Metern und einer Geschwindigkeit von 880 km/h. Die Karte veranschaulicht die Reichweite von 2.500 Kilometern, die große Teile Russlands einschließlich Moskau und St. Petersburg abdeckt. Quelle: dpa.

Waffen oder Frieden?
Noch zu Wochenbeginn hatte das Weiße Haus bestätigt, dass Trump über eine mögliche Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine berät. Diese Raketen mit großer Reichweite könnten Ziele tief im russischen Territorium treffen – bis hin zur Hauptstadt Moskau. Beobachter werten Trumps nun angekündigte Friedensinitiative daher auch als Versuch, einen diplomatischen Ausweg zu finden, bevor eine solche Eskalationsstufe erreicht wird.

„Um ehrlich zu sein, werde ich vielleicht mit Russland über Tomahawks sprechen müssen. Wollen sie, dass Tomahawks in ihre Richtung fliegen? Ich glaube nicht“, hatte Trump zuvor gegenüber Reportern an Bord der Air Force One gesagt. „Ich denke, ich werde vielleicht mit Russland darüber sprechen, um fair zu sein.“

Erste Friedensvermittlungen kläglich gescheitert
Trump und Putin hatten sich zuletzt im August im US-Bundesstaat Alaska persönlich getroffen – greifbare Ergebnisse im Hinblick auf eine schnelle Friedenslösung im Ukraine-Krieg brachten die Gespräche damals nicht. Russland setzte seine Angriffe seither unvermindert fort. Trump hatte zudem immer wieder ein Dreier-Treffen Putin-Selenskyj-Trump ins Spiel gebracht – doch dazu kam es bisher nicht.

Der nun angekündigte Gipfel in Budapest könnte daher ein entscheidender Test werden, ob Trumps diplomatische Strategie tatsächlich Wirkung zeigt – oder ob die Debatte um neue US-Waffenlieferungen bald wieder aufflammt.

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