Im ORF-Aufsichtsrat ist er der neue starke ÖVP-Mann. Stiftungsrat Gregor Schütze im „Krone“-Interview über andauernden Spardruck, das ESC-Finale, Politik im Staatsfunk und die Aufgabe der Information bei den Nachrichtensendungen: „Erklären und nicht belehren.“
Gleich eingangs des Gesprächs macht der Chef einer PR-Agentur, frühere langjährige Politsprecher und neue türkise Freundeskreisleiter in der Rundfunk-Zentrale klar: „Im Stiftungsrat aktiv teilzunehmen ist eine Ehre. In unsicheren Zeiten braucht es den ORF mehr denn je als Ort der Orientierung.“
Gerade die Information sei dabei ein Herzstück. Für Gregor Schütze (seit 2018 von der ÖVP nominiert) ist aber wichtig: „Wir müssen den Österreichern die Welt erklären und sie nicht belehren.“ Prinzipiell stehe man allgemein im Medienbereich und beim ORF in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Sachen digitale Transformation vor einer Zeitenwende.
Ein Nachrichtensprecher funktioniert seit Jahren in deutscher „Tagesschau“
Deswegen werde sich der Stiftungsrat im kommenden Herbst auch mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz beschäftigen. Ein weiteres großes Kapitel ist der Spardruck. Besonders in den Strukturen sieht Schütze noch mehr Potenzial, Ressourcen zu heben: „Wir haben noch immer Pressekonferenzen, wo vier ORF-Mikros stehen. Und ist die ZiB1 mit zwei Moderatoren noch zeitgemäß, warum kann das nicht nur ein Nachrichtensprecher machen? Bei der deutschen ,Tagesschau‘ funktioniert das ja auch schon seit Jahren“, gibt er die Richtung vor.
Der ORF hat die Aufgabe, ein Stück der Welt den Österreicherinnen und Österreichern zu erklären und sie nicht zu belehren.
ORF-Stiftungsrat Gregor Schütze
Bild: Schütze/Strohmayer
Bei Landesstudios nicht sparen: ESC „großartig“
Sparen will Schütze aber nicht bei den Landesstudios. Diese, auch jenes in Südtirol, seien „extrem wichtig, ich kann mir auch eine stärkere regionale Budgethoheit vorstellen“. Die Millionenkosten für das ESC-Finale nächstes Jahr in Wien bereiten ihm jedenfalls kein Kopfzerbrechen. „Ich finde das großartig, auch für die Tourismuswirtschaft und den Wirtschaftsstandort Österreich. Generaldirektor Roland Weißmann hat die Devise spektakulär, aber sparsam ausgegeben.“
Apropos Finanzierung. „Es sind keine leichten Jahre, aber die aktuelle Geschäftsführung genießt das volle Vertrauen des Stiftungsrates.“ Fragen zur nächstjährigen Generaldirektor-Wahl bzw. Namen weicht Schütze hingegen elegant aus. „Das ist noch nicht die Zeit dafür.“
Politik soll nicht in den ORF hineinregieren
Auch das Thema Kundenfreundlichkeit bei der Gebührenbeschwerde-Stelle (auch nachdem der bisherige Chef gehen musste, sei noch viel zu tun) und Sicherheit ist ihm ein Anliegen. Israel-Hasser waren ja ins Tiroler Studio und jüngst ins ORF-Zentrum eingedrungen. „Das darf einfach nicht passieren, da werden wir etwas tun.“ Zudem fordert Schütze mehr Kooperation mit privaten Medien, wie etwa bei den Sportübertragungen, ein.
Wichtig sei zudem der gesetzliche Auftrag des Stiftungsrats, die Politik solle aber nicht in den ORF hineinregieren.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.