Die rechtsextreme AfD hat kurz vor der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen den Tod von sechs Kandidaten vermeldet. Im Internet kursieren schnell Gerüchte, doch die Behörden finden keine Hinweise auf Fremdverschulden. Die Parteiführung spielt dennoch mit Ängsten.
Insgesamt sechs Kandidaten der Partei AfD sind verstorben. Ein Sprecher der Partei bestätigte dies gegenüber dem Magazin „Politico“. Die Todesfälle sorgten vor allem im Internet für Spekulationen und Verschwörungstheorien.
Keine Hinweise auf Fremdverschulden
Die Polizei hat bei den vier zuerst bekannt gewordenen Fällen keine Hinweise auf ein Fremdverschulden festgestellt und die Ermittlungen entsprechend eingestellt. Bei den verstorbenen Kandidaten Stefan Berendes (59 Jahre aus Bad Lippspringe), Wolfgang Klinger (71 Jahre aus Schwerte) und Ralph Lange (66 Jahre aus Blomberg) gehen die Behörden von einer natürlichen Todesursache aus.
Im Fall von Wolfgang Seitz (59 Jahre aus Rheinberg) wurde ein übliches Todesermittlungsverfahren eingeleitet, das ebenfalls keine Anzeichen für eine Straftat ergab. „Das ist aber nichts Besonderes, sondern Standard, wenn die Todesursache zunächst unklar ist“, erläuterte ein Polizeisprecher.
Zusätzlich zu diesen vier Fällen wurden nun zwei weitere Todesfälle von Kandidaten auf den Reservelisten der Partei bestätigt. René Herford (Alter unklar) verstarb laut AfD an Nierenversagen infolge einer Leber-Vorerkrankung. Bei Patrick Tietze (42 Jahre aus Wipperfürth) soll es sich um Suizid gehandelt haben.
Weidel stiftet Verunsicherung
Die Parteiführung sorgt selbst für Verunsicherung. Bereits am Sonntag teilte Alice Weidel auf X einen Post vom AfD-Sympathisant Stefan Homburg, in dem es hieß, die Häufung sei „statistisch fast unmöglich“. Ihr Vize Stephan Brandner legte noch einen drauf: „Aus meiner Sicht ist es statistisch auffällig und zur Zeit schwer erklärbar.“ Ein rechtsextremes Magazin konstruierte zudem ein vermeintliches Zitat Weidels. Die Todesfälle seien ein „Weckruf“, der Hass gegen die AfD eskaliere. Falschnachrichten und Verschwörungstheorien waren die Folge.
Der stellvertretende Landeschef der AfD in Nordrhein-Westfalen, Kay Gottschalk, tritt hingegen auf die Bremse. Was ihm zurzeit vorliege, „bestätigt zumindest diese Verdachtsmomente im Moment nicht“. Dennoch wolle die Partei die Fälle prüfen – „ohne gleich in ein verschwörungstheoretisches Fahrwasser zu kommen“, so der Bundestagsabgeordnete. „Ich sage immer, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
„Politico“ zufolge glauben selbst in der AfD nur die allerwenigsten an eine Verschwörung. Öffentlich und namentlich distanzieren wollen sich aber die wenigsten. Zu verlockend scheint das Spiel mit der Angst, die sich dadurch breit macht, schreibt das Magazin auf Basis von Telefongesprächen mit Politikern der Partei. Die AfD führt die Umfragen mittlerweile auch auf nationaler Ebene an (siehe Tweet unten).
Auch andere Parteien betroffen
Die Todesfälle beschränken sich nicht auf die AfD. Ein Sprecher der Landeswahlleiterin teilte mit, dass auch bei anderen Parteien und Wählervereinigungen Personen nach ihrer Aufstellung verstorben sind. In den vergangenen Wochen seien insgesamt 14 Kandidaten gestorben, berichtet „t-online“. Die Anzahl der Todesfälle wird nicht als signifikant erhöht eingestuft. Zur Einordnung: Allein die CDU geht bei der Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands mit etwa 25.000 Kandidaten ins Rennen.
Die Todesfälle haben direkte Auswirkungen auf den Wahlvorgang. Bereits gedruckte Stimmzettel müssen erneuert werden. Besonders betroffen sind Briefwähler, deren bereits abgegebene Stimmen und ausgestellte Wahlscheine im betroffenen Wahlbezirk ihre Gültigkeit verlieren.
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