Jedes Jahr sammelt das Österreichische Schwarze Kreuz zu Allerheiligen und Allerseelen Spenden, um die Pflege der Grabstätten von Kriegsopfern zu finanzieren. Der Generalsekretär des gemeinnützigen Vereins, Brigadier i.R. Thomas Rapatz, will die Erinnerungsarbeit viel stärker in der Gesellschaft verankert sehen und mahnt im Gespräch mit der „Krone“: „Die Gedenkkultur ist Ausdruck unserer Gesinnung und Wehrbereitschaft.“
Grabsteine erzählen immer eine Geschichte von Trauer, Einzelschicksalen und Ungewissheit, gleichzeitig spenden sie Trost. Kriegsgräber sind zusätzlich eine Mahnung für den Frieden, im Sinne von: Nie wieder Krieg. „Wo der Respekt vor den Toten verloren geht, geht er auch rasch vor den Lebenden verloren“, warnt Rapatz im Gespräch.
Mit verplombten Büchsen, die unverkennbar mit dem Schwarzen Kreuz versehen sind, stehen die freiwilligen Spendensammler dieser Tage vor den Friedhofstoren. Denn die Instandsetzung und Pflege von mehr als 1000 Kriegsgräberanlagen in Österreich mit Soldaten aller Nationen, Bombenopfern, Flüchtlingen und KZ-Opfern sowie die Obsorge der mehr als 250 Kriegsgräberanlagen von österreichischen Soldaten im Ausland, liegt in der Verantwortung des Vereins. Dies verlangt nicht nur Engagement seiner freiwilligen Helfer, sondern auch einen hohen Aufwand von finanziellen Mitteln. Diese werden zum Großteil bei den Sammlungen auf Friedhöfen zu Allerheiligen durch Freiwillige aus den Bereichen Österreichischer Kameradschaftsbund, Bundesheer, Vereine, Schüler u.a. erbracht. Zusätzliche Förderungen gibt es von Seiten des Bundes, der Länder und der Gemeinden.
Als Generalsekretär des Schwarzen Kreuzes sieht der Brigadier neben der Koordinierung der Pflege Zehntausender Kriegsgräber der österreichischen Soldaten im In- und Ausland, auch die Forcierung der Erinnerungsarbeit und Gedenkkultur als wesentliche Aufgabe. „Nur weil sich die Völker Europas der Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkrieges bewusst waren, konnte nach 1945 aus den Trümmern ein neues und geeintes Europa entstehen, mit Wohlstand Frieden und Freiheit für uns und unsere Nachbarn“, führte der Generalsekretär bei der jüngst erfolgten internationalen Gedenkfeier für den Frieden im italienischen Follina aus.
„Wenn es in Europa jetzt aufgrund der kriegerischen Ereignisse in der Ukraine und dem Nahen Osten einen Waffenstillstand gibt, der hält, gibt es das Bestreben der EU, sich in der Verteidigung und Resilienz in allen Facetten stärker zu widmen“, erklärt Rapatz gegenüber der „Krone“. In diesem Kontext komme der überparteiischen Kriegsgräberfürsorge größere Bedeutung zu. „Wie gehen wir mit unseren Toten um? Mit den namenlosen? Wie ist da unsere Kultur? Das ist eine wesentliche Aufgabe in unserem Wertekanon und das, was uns so sehr von Russland abgrenzt.“ Derzeit werde zudem eine steigende Wissbegier in Bezug darauf beobachtet, was mit Kriegsopfern passiert ist und wo sie liegen, so der Brigadier. Gerade rund um Allerheiligen befassten sich Familien mehr mit dem Schicksal während Kampfhandlungen gefallener Verwandter. Auch hier ist der Verein behilflich: Aufgrund seiner guten Vernetzung wie auch dank der Unterstützung der Österreichischen Botschaft können sich Interessierte mit Anfragen melden.
Um Kriegsgräber von gefallenen Verwandten/Bekannten ausfindig zu machen, klicken Sie hier.
Nach dem Friedensvertrag von Saint Germain gegründet
Das Österreichische Schwarze Kreuz gibt es seit 106 Jahren. Es wurde als Verein nach dem Vereinsgesetz nach dem Friedensvertrag von Saint Germain 1919 gegründet, ist überparteilich und überkonfessionell und verfolgt gemeinnützige Zielsetzungen. In dieser Zeit hat es unendlich viel Gutes getan und entscheidend dazu beigetragen, dass für die in den beiden Weltkriegen Gefallenen würdige Begräbnisstätten geschaffen – und diese über ein Jahrhundert bis heute erhalten wurden.
Das Schwarze Kreuz mit seinem Sitz in Wien erstreckt seine Tätigkeit sowohl auf das In- als auch auf das Ausland. Zum treuen und immerwährenden Gedenken erinnert es durch seine Aktivitäten sichtbar und mahnend an die Kriegstoten. Es versucht dadurch, in Erfüllung des Vermächtnisses dieser Toten, zur Erhaltung und Festigung des Friedens beizutragen.
In Österreich obliegt ihm die würdige Errichtung von Soldatenfriedhöfen und sonstigen Kriegsgräberanlagen der Angehörigen aller Nationen und Glaubensbekenntnisse, der Gräber der Bombenopfer sowie der Opfer politischer und rassischer Verfolgung aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges sowie die Pflege und Erhaltung von Kriegsgräbern aus der Zeit vor oder aus dem Ersten Weltkrieg. Im Ausland bemüht sich der Verein um die würdige Errichtung und Pflege von Soldatenfriedhöfen von Angehörigen der k.u.k. Armee und der einschlägigen historischen Anlagen, sofern diese noch vorhanden sind. In Ermangelung solcher wird die Errichtung von Mahnmalen als Ersatzgräber angestrebt.

In diesem Sinne ist das Schwarze Kreuz seit Jahrzehnten in Slowenien und Kroatien sowie im nördlichen Italien aktiv tätig, sei es am Isonzo, im Kanaltal oder weiter westlich bis in den Raum des heutigen Südtirols. Insbesondere seit der sogenannten Ostöffnung arbeitet der Verein verstärkt im heutigen Polen, der Ukraine (dem seinerzeitigen Galizien), in Ungarn, in Rumänien und in Russland. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ruht derzeit die Gedenkarbeit in den beiden Ländern.
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