Wer profitieren könnte

Neue US-Atomwaffentests? Was Trump im Weg steht

Außenpolitik
31.10.2025 22:00

Mit seiner Ankündigung, Atomwaffentests wiederaufzunehmen, sorgt US-Präsident Donald Trump weltweit für Verwirrung und Sorge. Klar ist: Wenn er nach Jahrzehnten des Verzichts wirklich wieder Nuklearwaffen testen will, steht ihm einiges im Wege.

„Aufgrund der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, unsere Nuklearwaffen auf gleicher Basis zu testen“, schrieb Trump am Mittwoch in seinem Onlinedienst Truth Social – kurz vor seinem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea. „Dieser Prozess wird unverzüglich beginnen“, erklärte der Präsident weiter.

Rätseln um Aussage
Wie ernst es der US-Präsident mit seiner Ankündigung meint, ist unklar, genauer wurde er auch auf Nachfrage nicht. Die letzten US-Atomwaffentests seien „viele Jahre“ her, aber andere Länder würden weiterhin Nukleartests durchführen, meinte er auf dem Rückflug an Bord der Air Force One. Der weltweit letzte Atomwaffentest ist allerdings auch schon eine Weile her: 2017 zündete Nordkorea unterirdisch eine Atombombe. Experten rätseln, ob Trump womöglich Tests zum Abschuss ballistischer Raketen meint, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden können. Solche Raketen testen die USA aber regelmäßig.

Trumps Ausführungen an Bord der Präsidentenmaschine:

Anordnung an die falsche Stelle
Wenn er allerdings wirklich Tests von Atombomben anordnen will, so ist Trump beim Pentagon an der falschen Adresse. Denn zuständig für die Testbereitschaft ist in den USA die Behörde für Atomwaffensicherheit (NNSA), die dem Energieministerium untersteht, wie Heather Williams, gegenüber der AFP betont. Die Atomwaffenexpertin vom Center for Strategic & International Studies (CSIS) verweist zudem darauf, dass es für einen Atomtest viel Zeit braucht. „Unverzüglich“, wie Trump schrieb, geht das nicht.

Laut dem CSIS könnten unterirdische Tests binnen 24 bis 36 Monaten nach einer Anordnung des Präsidenten wiederaufgenommen werden. Oberirdische – sogenannte atmosphärische – Tests schließt Heather Williams aus, da sie auf zu großen öffentlichen Widerstand in betroffenen Bundesstaaten führen würden.

US-Shutdown erschwert Vorhaben
Einen Standort könnte die NNSA binnen sechs bis zehn Monaten für einen einfachen unterirdischen Test bereit machen. Will man aber Sprengköpfe und neue Fähigkeiten erproben, dauert es länger. Momentan vergeht aber wohl ohnehin mehr Zeit, bis ein Atomtest stattfinden kann: Wegen der Haushaltssperre in den USA hat die NNSA im Oktober den Großteil ihrer Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt. „Sowohl aus technischen als auch politischen Gründen ist es unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten in absehbarer Zeit zu nuklearen Sprengtests zurückkehren“, fasst es Atomwaffenexpertin Williams zusammen.

Letzter Test vor mehr als 30 Jahren
Der bisher jüngste US-Atomtest erfolgte am 23. September 1992 auf einem Militärgelände nordwestlich von Las Vegas im Bundesstaat Nevada. Bei der unterirdischen Explosion stieg ein Atompilz über der Wüste auf, wie er für Nukleartests charakteristisch war. Sollte Trump tatsächlich wieder so einen Test angeordnet haben, wäre das ein Bruch mit seinen Vorgängern.

Noch 1992 verhängte der US-Kongress unter dem republikanischen Präsidenten George H. W. Bush ein Moratorium: Solange kein ausländischer Staat unterirdisch Atomwaffen testete, sollten die USA dies auch nicht tun. Unter Präsident Bill Clinton von den Demokraten unterzeichneten die USA 1996 zudem den Vertrag über das umfassende Verbot von Atomtests (CTBT), der alle Explosionstests international verbietet. Die USA haben den Vertrag allerdings wie China nicht ratifiziert. Auch deshalb ist er nie in Kraft getreten.

„Nuklearer Wettbewerb“
Trumps Testankündigung könnte bedeuten, dass jetzt mehr Investitionen in das Atomwaffenarsenal der USA fließen. Trotz parteiübergreifender Berichte und Empfehlungen habe die Trump-Regierung „nur zögerlich“ in den nuklearen Wettbewerb investiert, so Williams. Sie spricht von einem „zunehmend nuklearen Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten, Russland und China.“ Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) schätzt, dass die USA über 5044 Nuklearsprengköpfe verfügen, während Russland mehr als 5500 haben soll.

Das Balkendiagramm zeigt die Anzahl der Atomtests weltweit seit 1945 nach Ländern. Die USA führen mit 1.032 Tests, gefolgt von Russland mit 715 und Frankreich mit 210. Großbritannien und China haben jeweils 45 Tests durchgeführt. Indien, Pakistan und Nordkorea haben deutlich weniger Tests. Insgesamt wurden 2.058 Atomtests gezählt. Quelle: CTBTO.

China könnte profitieren
Wenn Trump mit der Wiederaufnahme der Atomtests China einschüchtern will, so könnte die Entscheidung das Gegenteil bewirken. Denn bisher hat die Volksrepublik den größten Rückstand bei Kernwaffentests. Durch neue US-Tests könnte Peking ermutigt werden, aufholen zu wollen. China führte bisher insgesamt 47 Tests aus, den letzten im Jahr 1996, die Sowjetunion kam bis 1990 auf 715 Nukleartests. Nach offiziellen Angaben machten die USA dagegen bis 1992 insgesamt 1054 Tests und liegen damit weltweit an der Spitze (siehe Grafik oben). Wenn Trump es ernst meint, kann er ein neues nukleares Wettrüsten auslösen.

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