Krach mit Baukonzern

Ungarns Minister tobt: Strabag soll verschwinden

Außenpolitik
01.11.2025 12:07

Der Konflikt zwischen dem ungarischen Verkehrsminister János Lázár und dem österreichischen Baukonzern Strabag eskaliert weiter. In einem neuen Facebook-Beitrag beschuldigte der Minister am Freitag den Konzern, sich in den ungarischen Wahlkampf einzumischen – die Strabag wies den Vorwurf von sich.

Lázár behauptete, die Strabag finanziere die oppositionelle TISZA-Partei von Péter Magyar und beauftrage für sie Meinungsumfragen. Der Minister, ein enger Vertrauter von Ministerpräsident Viktor Orbán, sprach von „kolonialistischen, liberalen Unternehmen“, die sich angeblich in Ungarns Politik einmischten, und forderte die Strabag auf, nach der Behebung offener Baumängel „aus Ungarn zu verschwinden“.

Die Strabag wehrte sich gegen den Vorwurf der Wahlmanipulation. „Wir möchten klarstellen, dass unser Unternehmen keine politische Partei in Ungarn finanziert, keine Meinungsumfragen durchführt oder unterstützt und in keiner Weise mit der TISZA-Partei verbunden ist“, teilte die Strabag dem Onlineportal Telex mit. Auch die betroffene Oppositionspartei TISZA wies Lázárs Anschuldigungen umgehend zurück. Man werde „von Zehntausenden Ungarn auf legale Weise unterstützt“, erklärte die Partei gegenüber Telex. TISZA erhalte keine ausländische oder unternehmerische Unterstützung.

Lázár warf der Strabag auf Facebook Unterstützung der Opposition vor:

Streit um Autobahn als Auslöser
Auslöser des seit Monaten schwelenden Streits ist die Autobahn M30 im Nordosten des Landes. Ein von der Strabag gebauter Abschnitt zwischen Miskolc und Szikszó ist seit Februar 2024 wegen Schäden gesperrt. Die Reparatur hätte bis Ende Oktober 2025 abgeschlossen sein sollen – was nicht erfolgte. Das ungarische Bau- und Verkehrsministerium spricht von Baumängeln, die zu einem Absacken der Fahrbahn geführt hätten.

Lázár hatte dem Unternehmen bereits im Frühjahr rechtliche Schritte angedroht und angekündigt, die Finanzgebarung der Strabag sowie ihrer Tochter Aka Zrt (Alföld Koncessziós Autópálya) prüfen zu lassen. Er kritisierte zudem, dass die Strabag trotz Verzögerungen eine Verlängerung ihres bis 2031 laufenden Konzessionsvertrags anstrebe.

Rundumschlag von ungarischem Minister
Mit den jüngsten Aussagen verschärft Lázár die Auseinandersetzung kurz vor den im Frühjahr 2026 geplanten Parlamentswahlen. Seine Attacke trifft nicht nur die Strabag, sondern auch indirekt deren Kernaktionäre – darunter die Familie Haselsteiner, Raiffeisen und UNIQA.

Der langjährige Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner war in Österreich politisch aktiv und gilt als Unterstützer liberaler Parteien wie NEOS, die seit März Teil der österreichischen Bundesregierung sind.

„Außenpolitischer Sprengsatz“
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker reagierte in einer Aussendung mit scharfen Worten, wird doch die Strabag von Hans Peter Haselsteiner dominiert. „Wenn ein österreichischer Großunternehmer, der seit Jahren als Hauptfinancier der NEOS gilt, in einem Nachbarland aktiv in den Wahlkampf eingreift, dann ist das ein außenpolitischer Sprengsatz ersten Ranges“, erklärte Hafenecker. NEOS-Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, deren Partei eng mit Haselsteiners Netzwerk verbunden sei, müsse umgehend klarstellen, was sie über diese Vorgänge wisse und ob ihr Ministerium oder EU-nahe Stellen in irgendeiner Form involviert gewesen seien, so Hafenecker.

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