Die EU greift durch

Defizitverfahren gestartet: Was das für uns heißt

Innenpolitik
08.07.2025 13:31

Es ist schon länger bekannt, jetzt ist es aber wirklich so weit: Das EU-Defizitverfahren gegen Österreich hat begonnen. Das haben die EU-Finanzminister am Dienstag in Brüssel beschlossen. Die Alpenrepublik muss jetzt dringend Schulden abbauen.

Laut Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) soll der Staat weniger ausgeben, um die Schulden abzubauen. Gleichzeitig sollen die Einnahmen des Staates erhöht werden. Marterbauer betonte am Dienstag, dass die Sanierung des Budgets aber nicht hauptsächlich wegen der europäischen Regeln notwendig sei.

Österreich könne sich die hohen Schulden schlichtweg nicht leisten. „Wir geben das Geld lieber für Kindergärten und für Gesundheit und Pflege aus und nicht für hohe Zinszahlungen“, meinte er. Die Bürgerinnen und Bürger würden die Sparmaßnahmen des Staates merken, aber das sei die „notwendige Sanierung“. 

Präsidentin der Europäischen Investitionsbank Nadia Calvino und Finanzminister Markus ...
Präsidentin der Europäischen Investitionsbank Nadia Calvino und Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) am Dienstag in Brüssel.(Bild: APA/EUROPEAN UNION)

Österreich macht mehr Schulden als erlaubt
Die EU leitet ein Defizitverfahren ein, wenn ein Mitgliedstaat zu viele Schulden macht. Die Schulden dürfen nicht höher sein als drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Österreich macht mehr Schulden als erlaubt – nämlich heuer 4,5 Prozent. Diese Zahl muss wieder auf unter drei Prozent gebracht werden.  

Verfahren soll bis 2028 dauern
Brüssel und Wien erstellen nun gemeinsam einen Plan zum Abbau der Schulden. 2028 will die Bundesregierung wieder aus dem EU-Defizitverfahren herauskommen. Werden die Sparpläne nicht geschafft, kann es im schlimmsten Fall zu Geldstrafen kommen, was aber bisher noch nie vorgekommen ist.

Die Regierung hat bereits Vorbereitungen getroffen: „Wir haben die entsprechenden Beschlüsse schon im Nationalrat mit dem Doppelbudget gefasst“, sagte Marterbauer. Österreich sei „auf sehr gutem Weg, plangemäß das Defizit abzubauen“. Marterbauer betonte zuletzt auch, dass er keine Angst vor dem Verfahren habe. Bei einem Defizitverfahren würden „alle Beschlüsse, die das Budget betreffen, in Österreich und nicht in Brüssel gefällt werden“, erklärte Marterbauer.

Die Karte zeigt EU-Länder mit laufenden Defizitverfahren wegen zu hoher Neuverschuldung. Österreich wird für 2025 ein Defizit von 4,5 % des BIP prognostiziert. Die höchsten Defizite haben Rumänien mit 8,6 % und Polen mit 6,4 %. Frankreich, Belgien, Italien, Malta, Slowakei und Ungarn sind ebenfalls betroffen. Quelle: EU-Kommission/Frühjahrsprognose/BMF.

Nicht nur Österreich in der EU-Mangel
Die EU-Kommission leitete im Juni 2024 gegen sieben Länder ein EU-Defizitverfahren ein. Darunter waren auch Frankreich und Italien – immerhin die zweit- und drittgrößte Volkswirtschaft innerhalb der Europäischen Union. Neben Frankreich und Italien sind auch Belgien, Ungarn, Malta, Polen und die Slowakei betroffen. Auch gegen Rumänien ist ein Verfahren anhängig.

Für Österreich ist es das zweite EU-Defizitverfahren. Das Erste war im Zuge der Nachwehen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 eröffnet worden.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt