US-Präsident zündelt

Weiß Trump, was er tut? Die wichtigsten Antworten

Außenpolitik
23.06.2025 10:15

Donald Trump hat durchgeführt, was seine Vorgänger stets vermieden haben: einen direkten Angriff auf das Mullah-Regime in Teheran. Weiß der US-Präsident, was er tut? Oder hat er gerade die Lunte für einen Weltenbrand gelegt? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Eines steht jetzt schon fest: Der Iran wird – in welcher Form auch immer – auf die Operation „Mitternachtshammer“ reagieren müssen. Denn mit Trumps Kriegseintritt hat der Konflikt im Nahen Osten eine neue Eskalationsstufe erreicht. Für das Mullah-Regime gilt es nun, das eigene Gesicht zu wahren.

Die Angriffsfläche in der Region ist riesig. Mehr als 40.000 amerikanische Soldaten sind auf Stützpunkte im Nahen Osten verteilt – und alle sind in Reichweite iranischer Raketen. „Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem die Situation für die USA nahezu unkontrollierbar geworden ist, weil die weitere Entwicklung davon abhängt, wie der Iran jetzt reagiert“, analysiert der Nahost-Experte Jan Busse von der Universität der Bundeswehr München.

Die US-Regierung will offiziellen Angaben zufolge eilig Frieden verhandeln, wird jedoch vom eigenen Chef sabotiert. Trump ließ am Sonntag bereits mitteilen, auf den Geschmack gekommen zu sein. Er kokettiert jetzt offen mit einem Umsturz im Iran. Er wolle das Land wieder „großartig“ machen. Oder wie er selbst auf Truth Social mitteilte: „MIGA“, für „Make Iran Great Again“. Wo soll das enden?

Experten sehen drei Szenarien
Der Iran hat nach den US-Angriffen Konsequenzen angekündigt. Dafür sehen Experten drei mögliche Szenarien. Das Erste wäre, dass der Iran direkt mit ballistischen Raketen oder Drohnen gegen die US-Streitkräfte in der Region vorgeht. Die USA haben vorsorglich bereits damit gedroht, härter zurückschlagen zu wollen, falls diese Variante eintritt. 

Das zweite Szenario wäre, dass der Iran nicht selbst US-Truppen angreift, sondern dies verbündeten Milizen etwa im Irak oder im Jemen überlässt. In diesem Fall wäre es vielleicht denkbar, dass Trump ohne Gesichtsverlust auf einen Gegenschlag verzichten könnte. Die Aktivierung von Terrorzellen ist ebenfalls möglich.

Ein drittes Szenario wäre, dass der Iran die Straße von Hormuz vermint, durch die nach Schätzungen bis zu einem Viertel der weltweiten Ölproduktion verschifft wird. „Das hätte massive Folgen für den Ölpreis und die Weltwirtschaft“, so Busse. Das würde jedoch auch Verbündete wie Russland und China massiv treffen.

MAGA-Bewegung wird noch radikaler
Der US-Präsident wirbelte mit dem Angriff auf iranische Atomanlagen auch innenpolitisch viel Staub auf. Seine MAGA-Bewegung sprach sich bis zuletzt vehement gegen eine weitere Verwicklung der USA in ausländische Konflikte aus. Trump selbst stilisierte sich im Wahlkampf als Friedensstifter und wird nun zum Kriegspräsident. Mehr noch: Mit dem erstmaligen Einsatz bunkerbrechender Bomben machte er offenbar den Weg für neue Gewaltfantasien bei den Rechten frei.

Greene fordert eine blutige Gegenleistung für ihre Enttäuschung.
Greene fordert eine blutige Gegenleistung für ihre Enttäuschung.(Bild: AFP/Andrew Harnik/Getty Images)

Vorsprecherin Marjorie Taylor Greene verurteilte das US-Eingreifen auf das Schärfste. Es mache sie „krank“, dass die USA Länder angreife, die kein Amerikaner auf der Karte finden würde. In einem langen Post auf X führte sie einen geschmacklosen Tauschhandel ins Feld: Sie habe den Iran nie als Aggressor wahrgenommen, fühle sich jedoch von Migranten in den USA bedroht. „Amerika hat jedoch keine Bunkerbrecher auf die ausgeklügelten Drogentunnel des Kartells abgeworfen.“

„Neokonservative Kriegstreiber“ würden einfach nicht den Mut haben, gegen die „tatsächlichen Terroristen in den Krieg zu ziehen, die tatsächlich Amerikaner töten, in unser Land eindringen und damit Tag für Tag, Jahr für Jahr MILLIARDEN verdienen“. Genug sei genug. Die MAGA-Bewegung will jetzt offenbar auch auf dem amerikanischen Kontinent Blut sehen.

Iran könnte „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ entwickeln
Experten widersprechen Trump, der behauptete, das iranische Nuklearprogramm komplett zerstört zu haben. Politologe Stefan Fröhlich hält das für unwahrscheinlich. „Es braucht ganze Salven von diesen bunkerbrechenden Bomben, um bis nach unten durchzudringen“, sagte der Professor der Universität Erlangen-Nürnberg am Sonntag dem Sender Phoenix. Die Bomben der USA reichten bis in 60 Meter Tiefe.

„Die Anlagen liegen aber zum Teil bis in 90 Meter Tiefe“, berief sich Fröhlich auf Informationen von Militärs. Es sei derzeit noch unklar, wie groß die Schäden an den iranischen Anlagen tatsächlich seien. Er gehe aber davon aus, „dass es nicht zu einer vollständigen Zerstörung der Anlagen gekommen ist“. Teheran hatte deutlich gemacht, nach einem US-Angriff sein umfangreiches Atomprogramm in den Untergrund verlegen zu wollen. Sie könnten sich einfach noch tiefer eingraben, um den US-Bomben zu entgehen.

Zumal ist nicht klar, wo große Uran-Bestände hingebracht wurden. Israelischen Informationen zufolge hätte Teheran Teile seiner Vorräte in Sicherheit bringen können – nachdem Trump seine Drohungen über Tage intensiviert hatte. Die „New York Times“ berichtet, dass etwa 400 Kilogramm Uran, das nahezu „bombenfähig“ sei, verschwunden ist. 

Droht uns jetzt ein Flächenbrand?
Trump wollte ein „echtes Ende“ des Konflikts, könnte aber den Boden für künftige Gewalt bereitet haben. Nahost-Experte Busse sieht den Konflikt in seiner jetzigen Form zwar noch regional beschränkt. Die aktuellen Umsturz-Fantasien Trumps seien jedoch besonders gefährlich. „Dann könnten wir es dort mit einem gescheiterten Staat zu tun bekommen, von dem massive Sicherheitsrisiken ausgehen, auch für Europa.“

Ein Europa, das wieder einmal blamiert dasteht. Denn Trump schlug los, nachdem Deutschland, Frankreich und Großbritannien gerade mit dem iranischen Außenminister gesprochen hatten, um neue Verhandlungen in Gang zu bringen. Die USA zeigten damit, was sie von europäischen Interventionen halten.

Im ZDF-Format „Berlin direkt“ erklärte der deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) etwas bedröppelt: „Bedauerlicherweise hat es jetzt diese militärische Aktion gegeben, die wohl notwendig war aus Sicht der USA.“ Trump erklärte bereits in den vergangenen Tagen: „Europa wird nicht in der Lage sein, dabei zu helfen.“ Die Entscheidungen treffen mittlerweile andere.

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