Alle Rathausparteien wollen die abgerissene Schnellbahn-Station in der Donaustadt jetzt wieder reaktivieren. Trotzdem stehen die Chancen auf eine Wiedereröffnung äußerst schlecht.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die ÖBB die S-Bahnstation Lobau in der Donaustadt aufgelassen hat. Angeblich wegen zu hoher Kosten. Doch im unmittelbaren Einzugsgebiet befinden sich rund 3000 Haushalte und das Wohngebiet der Umgebung wächst rasant weiter.
Die Umwege sind seither groß. Die täglichen Fahrzeiten verlängerten sich um bis zu 45 Minuten pro Richtung. Im Zuge des Ausbaues der Bahnstrecke Simmering – Süssenbrunn (ÖBB-Zielnetz 2040) könnte die Station problemlos wiedererrichtet werden, fordert die Bürgerinitiative „S80 Lobau“. Die Vorteile würden auf der Hand liegen: Anbindung von drei lokalen Buslinien an die S-Bahn. Durch einen barrierefreien Abgang zum Kaisermühlendamm gäbe es eine zusätzliche direkte Erschließung der Freizeitoase Neue Donau aus den bevölkerungsreichen Bezirken 10, 11 und 12 mit der S-Bahn. Schließlich ist auf der Linie künftig ein 15-Minuten-Takt geplant.
Dazu wurden im Wahlkampf alle Parteien kontaktiert. Alle bis auf die SPÖ reagierten darauf. Doch auf „Krone“-Anfrage sprechen sich nun auch die Roten für die Reaktivierung der Station aus. Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ): „Selbstverständlich war ich immer für den Erhalt der Station und würde eine Wiedererrichtung unterstützen. Aber darüber können weder Bezirk noch Stadt entscheiden, da die ÖBB hier die Verantwortung tragen.“
ÖBB erteilt Plänen eine klare Absage
Doch diese winken ab: „Aufgrund der sehr geringen Fahrgastfrequenz ist eine Reaktivierung nicht geplant. Da auch die zukünftigen Neuzuzüge für die Gegend rund um die Lobau nur geringe Steigerungen aufweisen, wurde die Station 2014 aufgelassen. Schon damals stand die zuvor eröffnete U2 in geringer Entfernung alternativ zur Verfügung. Auch für die Zukunft sind für einen Halt in diesem Bereich keine höheren Fahrgastpotentiale prognostiziert, welche die hohen Kosten der Reaktivierung und die sich durch den zusätzlichen Halt ergebenden Fahrzeitverlängerungen und Taktverschlechterungen rechtfertigen würden.“
Für die Ein- und Aussteigerzahlen einer möglichen reaktivierten Haltestelle Lobau wurde eine Verdopplung gegenüber dem seinerzeitigen Bestand (vor der Schließung rund 50 Ein-/Aussteiger pro Tag) prognostiziert. Allerdings stehen diese Zahlen einer bis zu 40-mal höheren Zahl an Durchfahrern gegenüber. Die S80 erschließt zwischen den Haltestellen Stadlau und Aspern Nord Gebiete mit massiver Stadtentwicklung sowie hohen Umsteigendenzahlen (U-Bahn, Straßenbahn, Bus) und damit entsprechend hoher Nachfrage. Ein zusätzlicher Halt in einer Haltestelle Lobau würde damit die Angebotsqualität für diese entsprechend verschlechtern, so die ÖBB in einer Stellungnahme.
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