Emotionales Duell

Kampflustiger Faymann siegt gegen Bucher

Österreich
03.09.2013 23:04
"Größte Lüge" und "große Charakterlosigkeit": Heftiger und emotionaler als erwartet haben sich Bundeskanzler Werner Faymann und BZÖ-Obmann Josef Bucher am Dienstagabend im ORF-Duell gematcht. Die beiden Spitzenkandidaten schenkten einander nichts, als es um die Kärntner Hypo Alpe Adria, die Arbeitslosigkeit oder die Griechenland-Hilfe ging. Immer wieder warf der Kanzler dem BZÖ-Chef vor, die Unwahrheit zu sagen. Faymann kam bei den Zusehern schließlich auch besser an.

Vor allem der SPÖ-Chef zeigte sich überraschend emotional und angriffig - wirkte teils sogar richtig gereizt und grantig. Faymann attackierte seinen Gesprächspartner immer wieder - und ließ sich dabei auch nicht von Moderatorin Ingrid Thurnher stoppen. Bucher, für den es am 29. September ums politische Überleben geht, wiederum blieb bei seinen Kernthemen, kritisierte die Steuerpolitik der Großen Koalition und die Frühpensionen (siehe Video in der Infobox).

Als Koalitionsbedingung nannte Bucher eine Senkung der Steuern. Große Lust, diese nächsten fünf Jahre enger mit dem BZÖ zu verbringen, wenn es sich mit der ÖVP nicht mehr ausgehen sollte, hat der SPÖ-Chef aber ohnehin nicht, wie er im TV-Duell klarmachte: Er sei für eine Zweierkoalition, und er sehe weder in Bucher noch in Frank Stronach eine "Bereicherung" in einer Regierung.

Streit um Arbeitslosenzahlen
Gute Freunde sind Faymann und Bucher jedenfalls nicht, wie sich am Dienstag auch im TV zeigte. Schon beim ersten Thema, der Arbeitslosigkeit, war man sich alles andere als einig. Während Bucher dem Kanzler vorwarf, dass es noch nie so viele Arbeitslose gegeben habe, konterte Faymann damit, dass die Arbeitslosigkeit unter Schwarz-Blau am höchsten gewesen sei, und das trotz Hochkonjunktur. Von einem "Irrtum" in der Berechnung, wie ihn Bucher ins Spiel brachte, wollte Faymann nichts wissen: Er sehe "keinen Grund, unser Land schlechtzureden".

Heftiger Schlagabtausch um Hypo
Eine heftige Diskussion lieferten sich die beiden Kontrahenten auch in Sachen Hypo Alpe Adria: Faymann habe sich "zum Schirmherren der Banken aufgespielt", eröffnete Bucher das Thema. Die "unverantwortliche Politik" in Kärnten sei schuld dran, dass bei der Hypo so viel Geld verloren worden sei, spielte Faymann den Ball zurück.

Für Bucher ist das "die größte Lüge", immerhin sei die Bank 2006 mit Gewinn verkauft worden und der Kanzler habe zugelassen, dass der damalige ÖVP-Finanzminister Josef Pröll die Bank später verstaatlicht habe, obwohl Österreich in der Haftungskette nicht ganz vorne gestanden sei. "Das ist ja völlig falsch, die Ahnungslosigkeit ist ja atemberaubend", echauffierte sich Faymann über die "große Charakterlosigkeit" seines Gegenübers. Pröll habe gar keine andere Möglichkeit gehabt, um den Fehler auszubessern, für den Buchers alte Familie, nämlich die Kärntner Blauen, verantwortlich sei.

Uneins bei Griechen-Hilfe, Mindestsicherung und Pensionen
Gut für lautstarkes Durcheinanderreden war auch die Griechenland-Hilfe. Bucher will keinen Cent mehr an den Krisenstaat schicken und warf Faymann "Schummelei" vor, denn dieser habe von einem Geschäft für Österreich gesprochen - das habe er nie gesagt, erwiderte Faymann empört. Angriffig gab sich der Kanzler dann auch, als es darum ging, die Mindestsicherung zu verteidigen. Dem Bürgergeld-Vorschlag des BZÖ - Arbeitslose sollen dafür nach einem Jahr gemeinnützige Arbeit leisten – kann der SPÖ-Chef jedenfalls nichts abgewinnen.

Nicht auf einer Linie sind SPÖ und BZÖ auch beim Thema Pensionen. Bucher forderte ein einheitliches Pensionsversicherungssystem für alle, Faymann konterte damit, man müsse die Menschen "nicht dauernd verunsichern". In der nächsten Legislaturperiode gehe es nur um die Erhöhung des faktischen Pensionsalters.

Faymann laut Umfrage deutlicher Sieger
Laut der aktuellen repräsentativen "Krone"/IMAS-Umfrage zur TV-Konfrontation konnte Faymann mit eindeutigem Vorsprung gewinnen. Der Kanzler wurde in sämtlichen Kategorien wie "sympathisch", "sachlich" und "kompetent" deutlich besser bewertet als Bucher.

Im Gesamteindruck waren 62 Prozent der insgesamt 308 Befragten der Ansicht, Faymann habe besser abgeschnitten, 23 Prozent meinten, Bucher sei der Bessere gewesen. Als gleich gut bewerteten 15 Prozent der Befragten den SPÖ- und den BZÖ-Chef. Ein Prozent der Befragten machte zu dieser Runde keine Angaben.

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