Wegen schweren Betrugs muss sich derzeit ein 59-Jähriger am Landesgericht Feldkirch verantworten. Dem Mann wird vorgeworfen, eine Internetbekanntschaft um einen fünfstelligen Betrag erleichtert zu haben.
Als die 57-jährige Zeugin den Verhandlungssaal betritt, würdigt sie der Angeklagte keines Blickes. Ob es das schlechte Gewissen gegenüber der einst so gutgläubigen Bekannten ist? Glaubt man der Frau, schuldet ihr der mit zwei Vorstrafen belastete Mann noch rund 13.400 Euro. Geld, das sie ihm – kurz nachdem sie sich im Sommer 2021 via Facebook nähergekommen waren – geliehen hatte. „Weil sein Handy kaputt war, zahlte ich 400 Euro für ein gebrauchtes IPhone aus dem Internet. Weitere 2000 Euro borgte ich ihm für einen Autokauf und mit den restlichen 11.000 Euro kaufte er sich eine Goldwing“, gibt die Gehörnte zu Protokoll.
Trotz mehrfacher Versprechen, ihr den Betrag spätestens mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld zurückzuzahlen, habe der Angeklagte keinerlei Anstalten gemacht, die Schulden zu begleichen. „Stattdessen hat er nach zwei Monaten einfach den Kontakt zu mir abgebrochen“, empört sich die Frau. Auch Zahlungsaufforderungen per WhatsApp seien unbeantwortet geblieben.
Darlehen aus reiner Gutgläubigkeit gewährt
Insgesamt dauerte es zwei Jahre, bis die 57-Jährige den Mann wegen Betrugs bei der Polizei anzeigt. Die Nachfrage der Richterin, wie man denn einer mehr oder weniger unbekannten Person ein Darlehen ohne schriftlichen Vertrag geben könne, begründet die Frau mit Leichtgläubigkeit. Der Angeklagte habe auf sie seriös gewirkt. „Außerdem hatte ich das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen.“ Ein Trugschluss, wie sich nun herausstellt. Denn zu den Vorwürfen schuldig bekennt sich der Kurzzeit-Freund nicht. Er behauptet, das Geld fürs Handy und die 2000 Euro fürs Auto bereits kurz danach zurückbezahlt zu haben. Vom Motorradkauf will er gänzlich nichts wissen. „Ich bin zu klein für eine Goldwing. Die könnte ich gar nicht fahren“, sagt er. Doch die Zeugin bleibt bei ihrer, der Angeklagte sei schließlich sogar mit dem Motorrad bei ihr zuhause vorgefahren. Da weitere Zeugenaussagen nötig sind, wurde der Prozess vertagt.
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