US-Teens wehren sich

Die Nordkoreaner marschieren ein: “Red Dawn”

Kino
25.12.2012 12:00
John Milius' Kriegsfilm "Die rote Flut" sorgte 1984 für große Aufregung, in Europa gab es heftige Proteste und Aufrufe zum Boykott. Regiedebütant Dan Bradley bringt nun die Neuverfilmung "Red Dawn" in die Kinos - diesmal sind die "roten" Invasoren, die sich die Vereinigten Staaten unter den Nagel reißen, jedoch keine Russen und Kubaner, sondern Nordkoreaner. Kinostart: 26. Dezember.

In Spokane im US-Bundesstaat Washington richten sich sämtliche Blicke auf das entscheidende Football-Spiel der hiesigen Highschool-Mannschaft. Die "Wolverines" drohen die Zitterpartie zu verlieren. Alle Erwartungen lasten auf den Schultern des hitzköpfigen Polizistensohnes und Quarterbacks Matt Eckert (Josh Peck). Im Stadion ist auch Matts großer Bruder Jed (Chris Hemsworth), der kürzlich nach Spokane zurückgekehrt ist. Nach dem Tod der Mutter hatte Jed seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt und Bruder Matt sowie Vater Tom (Brett Cullen) zurückgelassen. Er schloss sich den US-Marines an und kämpfte im Irak.

Die "Wolverines" stecken beim wichtigen Football-Match eine Niederlage ein - nicht zuletzt wegen Matts schwachem Spiel. Der Hitzkopf ist verzweifelt und lässt sich später auch von den tröstenden Worten seiner hübschen Cheerleader-Freundin Erica (Isabel Lucas) nicht aufbauen. Sein Bruder Jed trifft derweil auf Toni (Adrianne Palicki), die ihm gesteht, schon früher in ihn verliebt gewesen zu sein, als die Familien gemeinsam die Ferien verbrachten und Jed auf Toni aufpassen musste.

Hilfe, die Nordkoreaner sind da!
Am nächsten Morgen werden die Einwohner von Spokane jäh aus ihren Träumen gerissen. Der Himmel über der Stadt ist gespickt mit Kriegsflugzeugen und Fallschirmjägern, in den Straßen fahren Militärfahrzeuge auf und Soldaten gehen in Stellung. Die nordkoreanische Armee nimmt Spokane ein und schneidet die Stadt vom Rest des Landes ab. Erstmals in ihrer Geschichte werden die USA von einer feindlichen Armee besetzt. Das Kommando führt der zu allem entschlossene Captain Cho (Will Yun Lee).

In den einst friedlichen Straßen von Spokane herrscht Chaos. Erste Häuser brennen, erste Bürger kommen ums Leben, während die nordkoreanischen Invasoren die meisten Einwohner abführen und in Gefangenenlagern zusammenpferchen. Matt und Jed Eckert können fliehen, doch mit Entsetzen beobachtet Matt, dass auch seine Freundin Erica und sein Vater Tom unter den Gefangenen sind.

"Wolverines" kämpfen für ihre Heimat
Die ungleichen Brüder beschließen, die Stadt und ihre Einwohner nicht kampflos aufzugeben. Sie scharen eine kleine Gruppe junger Männer und Frauen um sich und machen die Wochenendhütte der Familie Eckert inmitten der wilden Natur außerhalb Spokanes zu ihrem Basislager. Dank seiner Erfahrung als Elitesoldat kann Jed den jungen Widerstandskämpfern Tricks und Taktiken beibringen, dank denen sie im Krieg überleben können. Sie nennen sich, in Anlehnung an das Football-Team, "Wolverines".

Fest entschlossen, Matts Freundin Erica und all die anderen Gefangenen aus der Gewalt der schwerbewaffneten Nordkoreaner zu befreien, wagen sich die "Wolverines" aus den Wäldern immer wieder in die belagerte Stadt. Sie bringen Gewehre und Raketenwerfer in ihren Besitz und werden zu einer wachsenden Bedrohung für die feindliche Übermacht.

Durch Zufall treffen die "Wolverines" auf ein Trio erfahrener Kriegsveteranen. Colonel Andy Tanner (Jeffrey Dean Morgan) und seine zwei Kollegen wollen auf eigene Faust ihr Heimatland retten, weil Nordkoreas Überraschungsangriff die US-Armee handlungsunfähig gemacht hat. Die Veteranen und die jungen Kämpfer vereinen ihre Kräfte und werden zum Symbol des nationalen Widerstands.

Charlie Sheen und Patrick Swayze im Original
Im 84er-Original standen die damals noch unbekannten Charlie Sheen, Patrick Swayze und Jennifer Grey - die beiden Letzteren spielten ein Paar, genauso wie wenige Jahre später im Kultfilm "Dirty Dancing" - vor der Kamera. Kurz nach der Kinopremiere gingen in mehreren Ländern Friedensaktivisten auf die Straße und warfen den Filmemachern Gewaltverherrlichung und Volksverhetzung vor. Nichtsdestotrotz war der Streifen in den USA ein voller Kassenerfolg.

Das Studio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) beauftragte Dan Bradley, der sich als Stunt-Koordinator bei Hits wie "Das Bourne Ultimatum", "James Bond - Ein Quantum Trost" und "Mission Impossible 4" einen Namen machte, aber als Regisseur keinerlei Erfahrung hatte, mit der Neuverfilmung des Kriegsfilms. Obwohl schon 2009 abgedreht, dauerte es drei Jahre, bis es "Red Dawn" in die Kinos schaffte. Wegen finanzieller Probleme musste MGM den für 2010 geplanten Start mehrmals verschieben.

Nordkoreaner statt Chinesen
Eigentlich sind die bösen Invasoren in der neuen Version keine Nordkoreaner, sondern Chinesen. Laut Drehbuch marschieren nämlich chinesische Truppen in den USA ein, dementsprechend wurde auch gedreht. In der Nachproduktion entschied man sich kurzerhand dafür, die Bösen einfach auszutauschen. Zum einen sorgten die ersten Berichte, wonach die Chinesen im Film die Invasoren verkörpern, im Reich der Sonne für Aufregung. Zum anderen wollten es sich die Filmemacher nicht mit dem chinesischen Kinomarkt verscherzen und den Streifen auch dort spielen. Mehrere Szenen digital nachbearbeitet, einige Szenen neu gedreht - schon war der Feind ein anderer.

Dan Bradley beweist in "Red Dawn", dass er ein Stunt-Fachmann ist, denn die Actionszenen sind durchwegs sehr überzeugend. Mehr hat der Streifen jedoch nicht zu bieten. Die Story einfach nur hanebüchen, ein Feuerwerk der Klischees - Football-Star liebt Cheerleader-Schnitte; der kleine Bruder ist sauer auf den großen, weil der ihn im Stich gelassen hat; naives Girl steht auf den Bad Boy, der früher sein Babysitter war -, Schauspieler auf Soap-Niveau: Nicht sehr berauschend, was MGM da zwischen Weihnachten und Neujahr serviert.

Fazit: Unterhaltsame Actionsequenzen können nur bedingt über die schwache Geschichte hinwegtrösten. Regisseur Dan Bradley schaffte ein Remake, das die Welt nicht braucht.

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