Historische Visite

Hamas-Exilchef Meshaal: “Heute Gaza, dann Haifa!”

Ausland
07.12.2012 15:55
Der Chef der islamistischen Hamas, Khaled Meshaal, ist zum ersten Mal seit Jahrzehnten in die Palästinensergebiete gereist. Der 56-Jährige kam am Freitag über einen ägyptischen Grenzübergang im Gazastreifen an und kniete sich für ein Dankesgebiet nieder. "Heute Gaza, morgen Ramallah und danach Jerusalem - und dann Haifa und Jaffa!", rief er. Ramallah liegt im Westjordanland, das von der rivalisierenden Fatah kontrolliert wird. Haifa und Jaffa - ein Teil von Tel Aviv - liegen in Israel.

Der Besuch Meshaals wurde von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Einige Beamte scherten aus den Reihen ihrer Kollegen aus und versuchten, dem 56-Jährigen die Hand zu küssen. Höhepunkt der Reise soll eine Massenkundgebung am Samstag sein. Die Hamas feiert damit ihr 25-jähriges Bestehen und den Ausgang des jüngsten Konflikts mit Israel, den sie als Sieg darstellt. Der Besuch wird als ein Zeichen für die neue Stärke der Gruppe gesehen, deren Gründungscharta die Vernichtung Israels verlangt und die im Westen als Terrorgruppe eingestuft wird.

Meshaal besuchte am Freitag u.a. das Haus des Hamas-Gründers Scheich Ahmed Yassin, der 2004 von Israel getötet worden war, sowie jenes des Hamas-Kommandanten Ahmed al-Jaabari, der im vergangenen Monat durch einen israelischen Luftangriff getötet wurde. Ein Attentat auf Meshaal selbst war 1997 fehlgeschlagen.

Hauptquartiere in Katar und Ägypten
Der Sohn eines Imams war als Elfjähriger während des Sechs-Tage-Krieges 1967 mit seiner Familie aus dem Westjordanland nach Jordanien gezogen. Allgemein war davon ausgegangen worden, dass er danach nicht wieder einen Fuß in die Palästinensergebiete gesetzt hatte. Am Freitag erklärte er jedoch, sie 1975 als Jugendlicher besucht zu haben. Die Hamas leitete er lange Zeit von Damaskus aus, bis er Syrien wegen des Bürgerkriegs verließ. Inzwischen hält er sich in Katar und Kairo auf.

Die Umstände für einen Besuch des Gazastreifens seien günstig, sagte Meschaal. "Ich bin erfreut und geehrt, auf diesem reinen Boden zu stehen, der mit dem Blut unserer Märtyrer und Anführer getränkt wurde." Der Hamas-Stratege Mahmoud al-Zahar sagte: "Khaled Meshaal kehrt nach einem Sieg zurück." Früher oder später würden alle Palästinenser in ihre Heimat zurückkehren.

Unterstützung für die Hamas wächst
Bei dem achttägigen Raketenkrieg zwischen Israel und der Hamas im November waren etwa 170 Palästinenser und sechs Israelis getötet worden. Die Hamas sieht sich politisch und diplomatisch als Siegerin: Die Gruppe erhielt Unterstützung aus Katar, der Türkei und Ägypten. Der Arabische Frühling hat zudem in den vergangenen Monaten in mehreren arabischen Staaten Regierungen an die Macht gebracht, die der Hamas wohlgesonnen sind. Dazu gehört insbesondere der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi.

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