Die besten Tipps

Das unterscheidet den Profi-Fotograf vom Amateur

Elektronik
07.07.2012 16:00
Gute Fotografen haben ein "gutes Auge", heißt es. Doch was bedeutet das eigentlich? Der japanische Kamerahersteller Nikon ging dieser Frage zusammen mit dem führenden europäischen Eyetracking-Unternehmen Eyetracker auf den Grund und verglich die Augenbewegungen von Profifotografen beim Komponieren und Aufnehmen von Bildern mit jenen eines Amateurfotografen – und konnte auf diese Weise faszinierende Erkenntnisse darüber gewinnen, was ein Auge fürs Fotografieren ausmacht.

Für sein Experiment ließ Nikon drei Profis aus unterschiedlichen Genres (Reise-, Natur- und Eventfotografie) gegen einen begeisterten Hobbyfotografen antreten, der zuvor allerdings noch nie formale Kurse oder Schulungen zur Fotografie besucht hatte. Um die entscheidenden Unterschiede zwischen beiden Gruppen ermitteln zu können, nahmen alle Beteiligten ihre Fotos unter den gleichen Testbedingungen und mit der gleichen Kamera auf.

Mehr Zeit lassen
Dabei wurde schnell offenbar, dass die Profis wesentlich mehr Zeit für ihre Bilder benötigten als der Amateur. Mit durchschnittlich 10,22 Minuten ließen sie sich dreimal länger Zeit, um das beste Bild zu erzielen, als der Amateur, der für alle drei Szenarien nur 2,43 Minuten brauchte. Pro Aufnahme nahmen sich die Profis nach dem Finden der besten Aufnahmeposition durchschnittlich 15 Sekunden mehr Zeit, um die interessantesten Elemente des Motivs zu identifizieren und einzufangen.

Besonders wichtig sei dies bei der Eventfotografie gewesen. Hierbei gelte es "sicherzustellen, dass die Personen in den Aufnahmen interessant und lebendig wirken. Einen interessanten Bildausschnitt zu ermitteln, kann relativ einfach sein, aber einen ausdrucksvollen Moment einzufangen – zum Beispiel, wenn eine Person lacht –, kann eine Weile dauern. Ich muss normalerweise einige Zeit warten, um einen solchen Moment zu erwischen", erläutert Profifotograf Duncan Soar.

Mehr Fotos machen
Deutliche Unterschiede zwischen beiden Fotografen-Gruppen gab es auch hinsichtlich der Anzahl der gemachten Bilder. Der Untersuchung zufolge zogen die Profis über dreimal mehr Aufnahmen in Betracht, während sich der Amateur sehr schnell auf einen Bereich konzentrierte, von dem er dachte, dass er das beste Bild ermöglicht. So ergaben sich bei ihm lediglich acht potenzielle Aufnahmen, bei den Profifotografen hingegen 29.

Am auffälligsten sei dieser Aspekt bei der Reisefotografie gewesen, so Nikon. Demnach habe der Amateur nur zwei verschiedene Szenarien erwogen, der Profi dagegen zwölf. Die Profis seien außerdem sehr überlegt vorgegangen und hätten allen Elementen der Szenerie die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt. Beim Amateur sei der Blick hingegen umhergehuscht, ohne dabei die verschiedenen Optionen in Betracht zu ziehen oder sich genügend Zeit zu nehmen, andere Blickwinkel auszuprobieren.

Mehrere Blickwinkel betrachten
Einer der Punkte, in denen sich der Amateur von den Profifotografen am deutlichsten unterschied, war dem Kamerahersteller nach die Art und Weise, wie er den Bildausschnitt wählte. Während der Amateur einfach in die Richtung gesehen habe, in die er ging, oder direkt auf das, was gemäß seiner Entscheidung sein nächstes Motiv sein würde, hätten die Profifotografen jede nur denkbare Aufnahmeposition geprüft.

"Der Reisefotograf ging bei seinem Motiv zum Beispiel hinter einige Strandhütten, um nachzusehen, ob dort etwas Interessantes einzufangen ist, während der Naturfotograf vom normalen Weg ins Gebüsch abbog, um die Umgebung auf eine ungewöhnlichere Weise zu betrachten. Der Eventfotograf betrachtete sogar eine Zeit lang die Decke des Veranstaltungsorts, weil sie geschwungen war und er dachte, dass sie einen guten Rahmen für die Aufnahme bilden könnte", schildert Nikon.

Reise- und Architekturfotograf Andreas Schmidt merkt an: "Wenn Sie sich Ihr Motiv wirklich genau ansehen und aus allen Blickwinkeln betrachten, entdecken Sie möglicherweise eine Aufnahmemöglichkeit, die einen interessanten Blick auf einen Teil Ihres Motivs eröffnet. Das ist besonders bei Aufnahmen von Alltagsszenen wichtig, weil die Fotos dadurch eigenständiger werden."

Weniger ist mehr
Bei ihren endgültigen Bildern konzentrierten sich die Profis allesamt auf einen bestimmten Teil der Szenerie, die sie aufnahmen. Der Amateur hingegen war damit beschäftigt zu versuchen, alles ins Bild zu bekommen, um die gesamte Szenerie einzufangen. Die Profis verbrachten zudem mehr Zeit damit, den interessantesten Aspekt zu ermitteln und zu prüfen, welches der beste Blickwinkel ist, um diesen zu fotografieren.

Improvisationstalent
Zu guter Letzt unterschieden sich die Profis dahingehend vom Amateur, dass sie sich schnell auf die Bedingungen jedes Szenarios einstellten und dieses laut Nikon zu ihrem Vorteil nutzten. Der Reisefotograf kontrastierte etwa die hellen Strandhütten mit den tristen Wetterbedingungen und lotete die Gegenüberstellung natürlicher und menschengemachter Strukturen aus: "Egal, wo Sie fotografieren - Sie müssen die gesamte Umgebung berücksichtigen – nicht nur das Motiv auf Ihrem Foto, sondern auch beeinflussende Elemente wie das Umgebungslicht. Da ich immer Außenaufnahmen mache, halte ich gerne nach vom Sonnenlicht bestrahlten Bäumen Ausschau. Das Licht hat eine wunderschöne Wirkung, wenn es von Seen und den Blättern reflektiert wird."

Amateurfotograf Will Painter zeigte sich jedenfalls überrascht, dass sich seine Herangehensweise an eine Aufnahme so stark von der eines Profis unterschied. "Einfache Tipps wie der Hinweis, sich mehr Zeit für die Aufnahmen zu nehmen und das gesamte vor einem liegende Szenario zu berücksichtigen, waren wirklich eine große Hilfe", sagte er. Mehr Tipps und Tricks der Profifotografen findest du oben.

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