Die EZB ist aus Sicht ihrer Präsidentin Christine Lagarde auf einem guten Weg, die Inflation im Euro-Raum auf zwei Prozent zurückzubringen. Entwarnung könnte aber noch nicht gegeben werden - das liegt auch an Staaten wie Österreich, die weit hinter dem Ziel hinterherhinken.
Lagarde sei nun zuversichtlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) das mittelfristige Zwei-Prozent-Ziel erreichen werde, sagte Lagarde am Mittwoch zu Bloomberg TV am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.
„Wir sind auf dem richtigen Weg, wir bewegen uns in Richtung zwei Prozent“, sagte sie. Sie werde aber noch nicht den Sieg erklären. „Nein, noch nicht.“ Die EZB werde im späten Frühling Daten aus den diesjährigen Tarifabschlüssen in den Ländern erhalten. „Wir werden wahrscheinlich viel mehr im April, Mai wissen“, sagte sie. Diese Daten würden der EZB eine gute Vorstellung davon geben, wie sich die Inflation entwickeln werde.
Heimischer Ausreißer im Europa-Vergleich
Österreich liegt etwa das Vierfache über dem Zielwert der EZB. Die Jahresinflation ist 2023 mit 7,8 Prozent auf einem sehr hohen Niveau geblieben. Die heimische Teuerung lag im Dezember 2,8 Prozentpunkte über dem Eurozonen-Durchschnitt und die Republik damit auf den hinteren Plätzen.
Erwartungen an der Börse, wo bereits auf eine erste Zinssenkung im März oder April gesetzt wird, wollte Lagarde nicht kommentieren. „Börsen machen ihre Arbeit, sie haben ihre Zahlen, sie haben ihre Ziele,“ sagte sie. Sollten sie das Vorgehen der EZB falsch interpretieren, könnte dies Lagarde zufolge aber die Arbeit der EZB erschweren, die Inflation zu bekämpfen.
„Märkte sind da zu voreilig“
Die Finanzmärkte gehen aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot mit ihren Erwartungen schneller Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu weit. „Die Märkte sind da zu voreilig, das ist ziemlich klar“, sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwoch dem Fernsehsender CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforums.
Die EZB habe in ihren Konjunkturprognosen einen Zinspfad unterstellt, der erheblich weniger Zinslockerungen vorsehe, als an der Börse derzeit in den Kursen enthalten sei. „Wenn wir einige der Restriktionen zurücknehmen sollten, die wir gegenwärtig im Einsatz haben, dann wird das ein sehr graduelles Rücknehmen sein und keine Hals-über-Kopf-Rücknahme“, merkte er an.
Plateau erreicht?
Es gebe Erwartungen an den Finanzmärkten hinsichtlich der Schlüsselzinsen, die die Notenbank nicht bestätigen werde, sagte Knot. Zum aktuellen Zinsniveau sagte er: „Wir sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf einem Plateau.“ Es sei unwahrscheinlich, dass die Sätze noch einmal hochgesetzt würden.
Falls sich die Risiken, die die Inflation hochtreiben können, tatsächlich einstellten, werde eher daran gedacht, die Zinsen länger auf dem aktuellen Niveau zu belassen, als sie weiter anzuheben. „Aber das könnte bedeuten, dass die erste Zinssenkung später erfolgt als gegenwärtig antizipiert wird“, sagte Knot.
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