Album & Tour

Bon Jour: Ernst in der Arbeit, Spaß auf der Bühne

Musik
23.11.2023 08:00

Mit einer Mischung aus Realität und Fiktion, aus Midjourney und echten Spiegelbildern überzeugt die heimische Indie-Supergroup Bon Jour seit einem guten Jahr auf Spotify und diversen Bühnen. „Chapter 1: Growth“ nennt sich das brandneue Debütalbum der demaskierten Gruppe, die uns über Sein und Wesen der Band Frage und Antwort stand. 2024 geht es auf große Österreich-Tour.

Neugierde, Freundschaft und das Spiel mit modernen Techniken - so oder so ähnlich könnte man die bisherige Zusammenarbeit der noch jungen Indie-Supergroup Bon Jour zusammenfassen. Es ist noch gar nicht so lange her, seit man überhaupt weiß, wer hinter den träumerischen Klängen zwischen zarter Elektronik und 2000er-Indie-Gestus steckt. Außer man war bei einem der Live-Konzerte dabei (Support von alt-J oder etwa beim Lido Sounds in Linz), denn dort hat man von vornherein auf das Versteckspiel verzichtet. Ansonsten experimentierte das Stammtrio für die Videos und Artworks mit dem Grafikprogramm Midjourney und verpasste sich kindliche 3D-Köpfe. Dass man den ursprünglichen Plan nach einem knappen Jahr schon wieder an den Nagel hing, spricht für die Spontanität des Kollektivs, das streng nach dem Prinzip „alles kann, nichts muss“ verfährt und sich damit eine zwanglose Grundfreiheit bewahrt.

Drei Schienen führen zu einer
Der Kern der Band besteht aus Mario Fartacek (Mynth), Dominic Muhrer (The Makemakes) und Leo-Constantin Scheichenost (Olympique). Das Salzburger Triumvirat kennt sich schon seit Urzeiten, die Wege kreuzten sich immer mal wieder im und abseits des Studios. „Es klingt kitschig, aber die Musik passiert uns einfach“, lacht Muhrer im „Krone“-Interview, „wir haben uns bei einer Jam-Session gefunden und beschlossen, einfach mal zusammen ins Studio zu gehen. Dort entstand wie aus dem Nichts der erste Song. Wir hatten nichts geplant, nichts beredet - es geschah einfach.“ Scheichenost sieht die Magie des Gemeinsamen in der ursprünglichen Unterschiedlichkeit begründet. „Wir alle kommen aus anderen musikalischen Schienen und jeder bringt seine Stärken ein. Drei unterschiedliche Zugänge verknüpfen sich dann zu einem Pfad und weil wir so gut harmonieren, entstand auch dieses Projekt.“

Dass sich Bon Jour anfangs hinter den digitalen Masken versteckten, hat aber nichts mit einem Gorillaz-Ethos zu tun. „Es war ein bisschen als Zeichen gegen die ständige Selbstdarstellung gedacht“, so Scheichenost, „im Studio legen wir unsere Egos ab und gehen aufeinander zu. Alles passiert gleichberechtigt auf Augenhöhe. Genau dieses Gefühl wollten wir nach außen kommunizieren, weswegen wir uns selbst erst einmal herausgenommen haben.“ Auf der Bühne kann sich Bon Jour auf bis zu sieben Mitgliederinnen aufblähen. Ein wichtiger Mitgrund, wieso man das Versteckspiel irgendwann bleiben ließ - zumal man sich bei den bisher wenigen Livekonzerten ohnehin immer transparent präsentierte. „Es geht uns darum, das Kollektiv in den Vordergrund zu stellen“, erläutert Fartacek, „jede und jeder hat einen essenziellen Part in der Band. Unser Sound ist sehr menschlich und natürlich. Dieses Gefühl wollen wir transportieren.“

Mit dem Flow gehen
Obwohl Bon Jour gerne mit grafischen und digitalen Ideen experimentieren, steht man der großen weiten Welt des Virtuellen nicht kritiklos gegenüber. Gegen einen TikTok-Account hat man sich lange gewehrt, mittlerweile findet man die Band aber auch dort. „Die Plattform baut darauf auf, dass jeder User seine ,15 Seconds Of Fame‘ hat. Wir wollen alles ausprobieren, aber das kostet auch sehr viel Kraft. Wir wissen, dass unsere Zielgruppe eher nicht auf TikTok zu finden ist. Vor allem ist uns aber wichtig, mit dem Flow zu gehen. Absolut nichts zu erzwingen. Wir wollen alles spüren, was wir machen. Das ist das Wichtigste an diesem Projekt.“ Im Live-Korsett kommen u.a. Marios Zwillingsschwester Giovanna Fartacek (Mynth, Berglind) oder die Salzburger Singer/Songwriterin Amelie Tobien ins Spiel. Eine familiäre, von gegenseitigem Respekt geprägte Atmosphäre steht über allem. „Man ist pro Tag etwa eine Stunde auf der Bühne. Den Rest sitzt du im Tourbus oder hockst im Backstage. Wenn da die Chemie nicht stimmt, ist es auch die eine Stunde nicht wert.“

Sich von niemandem dreinreden zu lassen, ist eine weitere wichtige Maxime der Band. Das dieser Tage erscheinende Debütalbum „Chapter 1: Growth“, das mit einer sommerlichen Leichtigkeit die spätherbstliche Dunkelheit erträglicher macht, wurde selbst geschrieben, eingespielt, aufgenommen und auch am eigenen Label veröffentlicht. Selbstverständlich hat die Dreierbande ihre Hände auch bei der visuellen Umsetzung in Form von Artwork und Videos im Spiel. Die richtige Mischung macht’s. Voller Ernst bei der Arbeit, aber mit der größtmöglichen Dosis an Spaß und Lockerheit beim Drumherum. „Natürlich stecken wir ungemein viel Energie in das Projekt, aber was kommt, das kommt. Und was nicht kommt, das kommt nicht“, so Scheichenost, „wir haben auch von Anfang an gesagt, dass wir Bon Jour sofort zur Seite schieben, falls es mal zu Reibereien kommen könnte. Dafür ist uns unsere Freundschaft zueinander viel zu wichtig. Es geht schon um was, aber nicht um jeden Preis.“

Präzise Arbeit
Mit dieser Art von lockerem Ernst ging der Weg des Projekts bislang steil nach oben. Frei nach dem Prinzip „schauen wir mal, dann sehen wir schon“ lässt man sich vom Vibe leiten, ohne dabei auf die vielen anderen Betätigungsfelder der einzelnen Musiker zu verzichten. „Wir sind sehr gut im Planen der Zeit“, so Fartacek, „außerdem sind wir im Studio extrem schnell. Wir haben mal an einem Wochenende drei ganze Songs fertiggestellt. Wenn man präzise arbeitet, dann lassen sich alle Dinge gut unter einen Hut bringen.“ All der Liebe und dem Interesse der künstlichen Intelligenz zum Trotz; musikalisch will man sich bei Bon Jour nicht ins humane Handwerk greifen lassen. „Als wir unsere erste EP aufgenommen haben, haben wir sehr tiefgründig geredet und das floss dann auch in die Texte ein. Wenn in der Musik das Herz fehlen würde, müsste man sie sich auch nicht anhören. Die richtige Mischung macht es aus.“

Österreich-Tour 2024
2024 wollen Bon Jour noch kräftiger durchstarten. Auftritte bei Showcase-Festivals sind u.a. geplant, eine erste Tour im Frühling ist bereits fixiert. Am 23. April spielt man im Wiener Flex, am 25. April im Grazer ppc, am 26. April im Rockhouse in Salzburg und am 27. April im Linzer Posthof. Unter www.bon-jour.io gibt es alle weiteren Informationen, Termine und auch die Links zu den Konzertkarten.

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