Wutrede in Beirut

Hisbollah-Chef: Krieg „palästinensische Schlacht“

Ausland
03.11.2023 16:38

Der Chef der radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon, Hassan Nasrallah, hat in einer Ansprache Israel geschmäht und die Hamas gelobt. Seine Terrorgruppe will er aber vorerst aus dem Konflikt heraushalten: Den Krieg in Gaza erklärte er zur „palästinensischen Schlacht“.

Die gute Nachricht kam am Freitag aus dem Libanon: Die Schiiten-Miliz Hisbollah, die gegen den gemeinsamen Feind Israel auf Seiten der sunnitischen Hamas im Gazastreifen steht, dieser militärisch aber weit überlegen ist, hält sich zumindest vorerst aus dem Krieg heraus. Ihre Kämpfer im Süden des Libanons werden die geschätzt 150.000 Raketen, über die sie verfügen, vorerst nicht abschießen. Oder nur in höchst kontrollierter Form, um Israel nicht zu einem massiven Gegenschlag zu provozieren.

Nasrallah bei seiner Video-Ansprache, die seine Anhänger aufmerksam verfolgten (Bild: AP)
Nasrallah bei seiner Video-Ansprache, die seine Anhänger aufmerksam verfolgten

Sprach „Märtyrer“ heilig
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wütete in seiner mit Spannung erwarteten Rede zwar gegen den zionistischen Erzfeind, lobte den Heiligen Krieg gegen Israel, den notwendigen Widerstand, sprach die „Märtyrer“ heilig, die ihr Leben im Kampf gegeben haben und noch geben werden, und sprach allen anderen arabischen Opfern sein Mitgefühl aus – die Reaktion darauf aus dem Libanon, so Nasrallah, könne aber erst später erfolgen. Eine sehr schaumgebremste Wutrede also.

Zuvor war in einer Hisbollah-nahen Zeitung eine Umfrage veröffentlicht worden, in der sich mehr als 60 Prozent der Befragten gegen eine Kriegsbeteiligung des ohnehin so gebeutelten Libanon aussprachen. Unter Christen und Drusen ist die Ablehnung noch viel größer. Aber selbst Hisbollah-Anhänger sind mehrheitlich gegen den Krieg.

Israel „schwächer als ein Spinnennetz“
In seiner Rede bemühte sich Nasrallah daher um einen Spagat: Einerseits bekundete er seine Unterstützung für die „Widerstandskämpfer“ der Hamas und schmähte die israelische Regierung als „idiotisch“ und Israel als „schwächer als ein Spinnennetz“. Andererseits beteuerte er, dass die Hisbollah so wie alle anderen von der „Operation Al-Aksa-Sturm“ - dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober - überrascht worden sei. 

Menschen verfolgen die Rede in einem Café in Beirut. (Bild: APA/AFP/ANWAR AMRO)
Menschen verfolgen die Rede in einem Café in Beirut.

Auch der Iran, der die Terrorgruppe im Libanon finanziert, habe keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Hamas genommen, so Nasrallah in seiner Ansprache. Der Hisbollah-Chef lobte die Terrorattacke. Die Entscheidung dazu sei „weise, mutig und zur richtigen Zeit“ gekommen.

„Ausschließlich palästinensischer Natur“
Schon in den ersten Stunden des Angriffs sei klar gewesen, dass der „Feind abgelenkt, verloren und erstaunt“ gewesen sei, sagte Nasrallah. Der Angriff habe eine „neue historische Phase des Konflikts“ eingeläutet. Die Operation sei vor der „Achse des Widerstands“ geheimgehalten worden. „Die Tatsache, dass niemand davon wusste, beweist, dass diese Schlacht ausschließlich palästinensischer Natur ist“, sagte Nasrallah. Dennoch sei ein Sieg der Hamas auch im „nationalen Interesse des Libanon“. Zuvor hatte es die Vermutung gegeben, dass die Hamas bei ihrem Großangriff auf Israel von außen unterstützt wurde.

Die Rede wurde von Kundgebungen begleitet, bei denen Palästina- und Hisbollah-Flaggen geschwenkt wurden. (Bild: AP)
Die Rede wurde von Kundgebungen begleitet, bei denen Palästina- und Hisbollah-Flaggen geschwenkt wurden.

„Großer Teufel“ USA
Nasrallah warf den USA vor, die alleinige Verantwortung für den anhaltenden Gaza-Krieg zu tragen. Israel sei nur ein „ausführendes Instrument“, sagte er. Die USA seien der „große Teufel“, so der Hisbollah-Chef in seiner ersten Rede seit Ausbruch des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel Anfang Oktober.

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