Morgen Abend um 19:30 Uhr präsentiert die junge burgenlandkroatische Band „Idemo“ im Kroatischen Zentrum/Hrvatski centar in Wien ihr Debütalbum „Pannonian Farewell“. Ihre Lieder sind auch ein gesellschaftspolitischer Appell. Die „Krone“ hat die vier jungen Musiker vorab zum Interview gebeten.
Die Schwestern Julia (36) und Magdalena (38) aus Mannersdorf an der Rabnitz, Nikola Zeichmann (33) aus Unterpullendorf und Philipp Zach (40) aus Deutsch Kaltenbrunn sind nicht nur befreundet, sondern rocken auch gemeinsam die Bühne.
Ihr Bandname „Idemo“ ist Kroatisch und bedeutet so viel wie „Gehen wir!“ Die vier haben ihn ganz bewusst gewählt, schließlich haben Julia, Magdalena und Nikola burgenlandkroatische Wurzeln und fühlen sich dieser Sprache und Kultur durch Familie und Freunde sehr nahe.
Der aktuelle Bezug
„Unser Debütalbum heißt ‚Pannonian Farewell‘, weil es darin um die großen und kleinen Abschiede geht, die wir in Kroatisch, Hianzisch und Jiddisch besingen“, erklärt Magdalena Pfaffeneder. Alle 14 Tracks handeln von Themen, die eng mit der Geschichte des Burgenlandes verknüpft sind. Es geht ums Pendeln und Ankommen, ums Weiterziehen und die Sehnsucht nach einem besseren Leben.
In den Auswanderungen der Burgenländer nach Amerika sehen die vier Parallelen zu den Fluchtbewegungen von heute. Zwar stiegen die Menschen damals in Schiffe statt in Schlauchboote, doch die Erfahrungen waren die gleichen: „Man kratzte sein Geld für die Überfahrt zusammen. Familien wurden auseinandergerissen, Unzählige kamen auf der langen Reise ums Leben - oder wurden wieder zurück in die alte Heimat geschickt.“
Aufklärung statt Angst
Das Burgenland war seit jeher ein Landstrich, in dem Kommen und Gehen üblich waren. Ob beim Ungarn-Aufstand 1956, beim Fall des Eisernen Vorhangs 1989 oder während des Krieges in Ex-Jugoslawien: Flüchtlinge wurden stets willkommen geheißen.
Doch momentan scheint es, als kämen viele Burgenländer, die in Orten nahe den Fluchtrouten wohnen, mit Neuankömmlingen, die von Schleppern ins Land gebracht werden, weniger gut zurecht. Woran liegt das?
Angst und Unsicherheit entstehen, wenn man Situationen nicht einordnen kann und den Überblick verliert. Um Zusammenhänge zu begreifen, wäre es wichtig, sich mit dem, was außerhalb Österreichs passiert, auseinander zu setzen, auch wenn es gerade jetzt wieder sehr schmerzvoll und unangenehm ist.
Julia und Magdalena Pfaffeneder, Nikola Zeichmann und Philipp Zach von „Idemo“
Verantwortung der Politik
Das mahnen die vier nicht nur vor dem Hintergrund des aktuellen blutigen Nahost-Konflikts, dem Krieg in der Ukraine und dem Bürgerkrieg in Syrien, der bereits zwölf Jahre dauert.
Doch damit nicht genug: „Auch die Politik wäre gefordert, dabei zu helfen, anstatt die Polarisierung unserer Gesellschaft weiter voranzutreiben. Dafür wäre jedoch ein respektvoller Diskurs mit Migrationsexperten notwendig“, so die Musiker.
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