16.02.2012 08:42 |

"Digitaler Lynchmob"

Facebook-Gruppe fordert Tod von Saudi-Araber

Weil er den Propheten Mohammed beleidigt haben soll, fordern Zehntausende Nutzer in einer Facebook-Gruppe die Bestrafung des saudi-arabischen Journalisten Hamza Kashgari. Sie wollen ein Exempel statuieren und verlangen die Hinrichtung des 23-Jährigen. Kaum einer stellt sich dem Hass entgegen, berichtete "Spiegel Online" am Donnerstag und sprach von einem "digitalen Lynchmob".
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Mehr als 26.000 Menschen sind bisher der Facebook-Gruppe "Das saudische Volk will die Bestrafung von Hamza Kashgari" beigetreten. Die meisten User, die sich auf der Pinnwand der Gruppe äußern, fordern den Tod des 23-jährigen Bloggers und ehemaligen Kolumnisten der Tageszeitung "al-bilad", weil er ihrer Meinung nach den Propheten Mohammed beleidigt und sich damit der Blasphemie schuldig gemacht hat.

Kashgari hatte vor zehn Tagen auf Twitter ein fiktives Gespräch mit dem Propheten geführt. Darin hatte er unter anderem erklärt, dass er nicht für Mohammed beten werde und bestimmte Dinge an ihm hasse. Außerdem schrieb er: "An deinem Geburtstag werde ich mich nicht vor dir verbeugen und nicht deine Hand küssen." In der Folge brach im arabischsprachigen Internet ein Sturm der Wut und der Entrüstung über die Tweets des jungen Mannes aus.

Als Kashgari erkannte, welche Gefahr vom Zorn seiner Glaubensbrüder und Glaubensschwestern ausging, floh er nach Malaysia. Offenbar wollte er von dort aus nach Neuseeland weiterfliegen. Die Behörden in Kuala Lumpur nahmen ihn jedoch bald nach der Ankunft fest und lieferten ihn an Saudi-Arabien aus, wo er in der Zwischenzeit mit Haftbefehl gesucht wurde.

"Klare Verletzung der Menschenrechte"
Der Haftbefehl für Kashgari sei eine klare Verletzung der Menschenrechte und der Religions- und Meinungsfreiheit, kritisierte Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen. "Trotz mehrerer Warnungen, mit so einem Regime, in dem die Religionsfreiheit täglich mit den Füßen getreten wird, kein gemeinsames 'interreligiöses Dialogzentrum' aufzubauen", habe Außenminister Michael Spindelegger nur Beschwichtigungspolitik gemacht und behauptet, selbstverständlich werde man sich für Menschenrechte in Saudi-Arabien einsetzen. "Wo bleibt jetzt der Aufschrei von Spindelegger angesichts der Verhaftung des Twitterers?", fragte Korun.

"Plattform für die Verachtung"
Christian Solidarity International Österreich schrieb in einem offenen Brief an Facebook: "Dass Facebook hier eine Plattform für die Verachtung des grundlegendsten Menschenrechts auf Religionsfreiheit bietet, ist ungeheuerlich." Die christliche Menschenrechtsorganisation fordert die "sofortige Schließung dieser infamen Seite". Facebook mache sich mit dieser Seite "zum Handlanger islamischer Gewalt und Scharia-Auslegung wider die Menschlichkeit".

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