Programmreform

“Super-Direktorin” will ORF wieder Mut einhauchen

Österreich
31.01.2012 18:44
"Dieses Haus ist nicht zu sanieren", sagt die neue ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner und meint damit weniger den Roland-Rainer-Bau am Küniglberg als vielmehr das ORF-Programm. "Ich will nicht sanieren, sondern optimieren und gestalten", daher wolle sie keine "größte Programmreform", sondern vielmehr eine "Step-by-Step-Programmreform-Kette" auf Schiene bringen, so Zechner am Dienstag über ihre Pläne für den ORF.

Seit 1. Jänner 2012 im Amt, ist die ehemalige Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien als "Super-Direktorin" für die Bereiche Information und Programm verantwortlich. Die 48-jährige gebürtige Grazerin war bereits 1995 unter Gerhard Zeiler Programmintendantin - und entwickelte unter anderem die ORF-Erfolgsformate "Millionenshow", "Taxi Orange" oder "Die Barbara Karlich Show".

Die Zusammenlegung der Bereiche Info und Programm bezeichnet Zechner als "absolut richtigen Schritt". Gerüchte, wonach sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Informationsbereich einmischen könnte, weist Zechner von sich: "Ich habe mich für den gesamten Bereich Information und Unterhaltung beworben, und ich bin auch für alles zuständig."

Nicht wie in Ära "Wrabetz 1"
Punkto Programm befinde man sich bei der Positionierung von ORF eins und ORF 2 in einem Evaluierungsprozess, der bis Ostern abgeschlossen sein soll. Danach werde ein neu adaptiertes Schema entworfen und im Herbst dann nicht wie in der Ära "Wrabetz 1" die "größte Programmreform aller Zeiten", sondern vielmehr eine "Step-by-Step-Programmreform-Kette" eingeleitet.

Zechners Ziel: ORF eins als "den jungen, modernsten österreichischen Sender und ORF 2 als Heimatsender mit dem Fenster zur Welt zu produzieren". Programm gestalten ist für sie eine "Mischung aus Handwerk, Knochenarbeit und Mut", Letzteren will sie vor allem an die Redaktionen weitergeben.

Vor-, Haupt- und Spätabend haben Priorität
Keine leichte Aufgabe in Zeiten einer "Causa Pelinka". "Mich interessiert diese Frage tertiär!", so Zechner, "meine Botschaft war in der Zeit immer: Konzentration aufs Programm!" Priorität hätten jetzt Vorabend, Hauptabend und Spätabend. Vor allem Dienstag und Donnerstag seien "zwei große Herausforderungen". Fragen nach Verschiebungen oder Auslaufplänen (u.a. "Chili", "Kratky") will Zechner zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.

Die deutschen Privatsender will sie "genau analysieren, um zu sehen, welche Zielgruppen mit welchen Formaten angesprochen werden". Österreichs Private sieht Zechner nicht als Feinde, sondern "Komplementärfarben, die Identifikation schaffen": "Je stärker das österreichische Fernsehen, desto richtiger ist das für mich", so die 48-Jährige.

Von einem Frühstücksfernsehen "mit Stadtstudio und Livegästen" träumt sie - vorerst: "Das verdränge ich, weil ich es gerne machen würde, aber es mir in der ersten Phase nicht leisten kann." Spannend wäre "eine ansprechende Strecke von Frühinformation und kein reiner Kaffeeklatsch im Studio".

Neue "Daily Soap" nach "Mitten im 8en"-Flop?
Mut beweisen will Zechner nach dem Flop von "Mitten im 8en" beim Thema "Daily Soap". Zwei Produzenten seien interessiert und "schon heftig am Arbeiten". Die entscheidende Frage ist, "ob ein interessanter Stoff daherkommt und ob es dann leistbar ist".

"Das Schwierigste ist es, in diesem Land neue Dinge auszuprobieren, weil wir nicht wie die Amerikaner in der Situation sind, zig Sitcoms zu entwickeln, und zwei bleiben dann über", konstatiert Zechner. Daher sei es für sie "eine extreme Herausforderung an Führungsaufgabe, meinen Kollegen Mut zu machen und zu sagen: 'Wir probieren aus!', und das Ziel ist es, das beste Ergebnis zu haben - und wenn wir scheitern: next!" Das sei nicht unbedingt die österreichische Grundhaltung und daher "eine der herausforderndsten Aufgaben, diesem Selbstverständnis und diesem Mut wieder Raum zu geben".

Klare Botschaft zum Thema Politische Interventionen
In Sachen Marktanteil ist Zechners Ziel "ORF eins zu stabilisieren und mit Eigenproduktionen anzureichern, um einen eleganten Prozentsatz Marktanteil dazulegen zu können". Angesprochen auf politische Intervention, hat die "Super-Direktorin" eine klare Botschaft: "Ich unterscheide zwischen sinnvoller Anregung und Interventionen - die ich von mir weise!"

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