Nach drei ORF-„Sommergesprächen“ im fensterlosen Verhörkammerl ist die Sendereihe nur noch mit einem Ortswechsel zu retten.
Angesichts der Wahl des Studios für die „Sommergespräche“ mit den Parteichefs ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Werbespruch von „ORF. WIE WIR“ auf „ORF. WIE WIRR“ umtextet - aus Gründen der journalistischen Sorgfaltspflicht. Falls Sie die Sendereihe noch nicht gesehen haben: Moderatorin Susanne Schnabl sperrt sich mit Politikern in einem fensterlosen Raum ein, in dem andere bestenfalls Gurken, Knäckebrot und getrockneten Stockfisch einlagern, aber niemals Gäste empfangen würden.
In dem holzgetäfelten Kammerl mit dem Charme eines spätmittelalterlichen Plumpsklos stehen zwei Ledersessel, Omas Couchtisch mit Zwischenablage für die Fernbedienung und eine Möbelix-Stehlampe. Aus. Der Raum befindet sich im Parlament selbst, das aber durchaus schönere Ecken zu bieten hätte.
Am Montag verglich FPÖ-Chef Herbert Kickl das Setting mit einem „Stasi-Verhörzimmer“, Schnabl erklärte die Trostlosigkeit so: „Wir alle warten auf Antworten und deswegen haben wir gedacht, da soll wirklich nix davon ablenken.“ Heißt übersetzt: Schon im Vorfeld muss der ORF damit gerechnet haben, dass jeder Baum, jede Fliege oder jede Wolke auf den Zuseher spannender einwirkt als das Format selbst.
Psychotherapeut: „Ich bin geschockt“
Das „ORF-Verlies“ - fast schon ein Fall für Amnesty International. „Ich bin geschockt von dem Zimmer“, erklärt der Wiener Psychotherapeut Christian Beer. „Das ist für den Interviewpartner ein zusätzlicher Stressfaktor. Meiner Meinung nach wurde das Setting wohl mit Absicht so gewählt.“ Da (bis auf Kickl) auch die Einschaltquoten zum Keller-Feeling passen, kann nur noch ein anderer Standort die Gespräche sehenswert machen.
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