Brennpunkt Schule

Gewerkschaft: Mehr Durchgriffsrechte für Lehrer

Österreich
21.11.2011 12:34
Der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger (im Bild), lässt derzeit mit der Forderung nach mehr Durchgriffsrechten für Pädagogen und Schulen aufhorchen. Neben der Einführung von sogenannten "Time-out"-Klassen für verhaltensauffällige Schüler kann er sich dabei auch das Einfrieren der Familienbeihilfe vorstellen, wenn die Eltern die Kommunikation mit der Schule verweigern. Eltenvertreter laufen dagegen allerdings Sturm.

"Die Gesellschaft überträgt uns Lehrern immer mehr Aufgaben. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln können wir allerdings unsere Kinder nicht ordentlich auf die Zukunft vorbereiten", erklärt Kimberger gegenüber krone.at.

"Time-out" für Störenfriede
Eine Minderheit von Kindern "stört und zerstört" den Unterricht, wogegen die Lehrer zurzeit überwiegend machtlos seien. Der Gewerkschafter schlägt daher vor, die Störenfriede für eine gewisse Zeit aus dem Klassenverband ausschließen zu können. In sogenannten "Time-out"-Klassen sollen sich Betreuungslehrer, Sozialarbeiter und Schulpsychologen um die verhaltensauffälligen Kinder kümmern. Zwingend notwendig dafür seien aber mehr Sozialarbeiter und Psychologen an den Schulen sowie Klassen mit weniger Schülern.

Generell gehe es aber derzeit auch darum, den Schülern Fleiß, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit beizubringen. "Gerade von der Wirtschaft hört man immer wieder, dass den heutigen Kindern diese traditionellen Werte fehlen. Ich finde, die Schule sollte sich hier auf das Wesentliche konzentrieren", so Kimberger. "Klare Verhaltensregeln" seien hier notwendig. Diese sollen vor allem durch Vorbildfunktion vermittelt werden. Bei Vandalismus müsse man aber durchaus auch härtere Strafen - etwa finanzielle Entschädigungen - andenken.

Einfrieren der Familienbeihilfe als Möglichkeit
Dabei nimmt der Gewerkschafter aber auch die Eltern in die Pflicht. "Es gibt Eltern, die sich mit sehr großem Engagement am Schulleben beteiligen, aber leider gibt es auch die gegenteilige Entwicklung." Jene Eltern, deren Kommunikation mit der Schule mangelhaft ist und die "den Lebens- und Bildungsweg ihrer Kinder nicht mitgehen", sollte man laut Kimberger auch "zur Zusammenarbeit zwingen" können.

In solchen Fällen könne man etwa die Familienbeihilfe für eine gewisse Zeit einfrieren. "Mir geht es nicht darum, irgendwem etwas wegzunehmen. Aber mit dieser Maßnahme könnte man zumindest eine grundlegende Kommunikation mit der Schule sicherstellen", erklärt Kimberger. Dabei sieht sich der Gewerkschafter auch in Einklang mit Sozial- und Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer, der diese Maßnahme im April auch in Verbindung mit der Lehrlingsausbildung angedacht hatte (siehe Infobox).

Eltern lehnen Forderung strikt ab
Theodor Saverschel, Sprecher der Elternvereine an höheren Schulen, weist diese Forderung allerdings strikt zurück: Schließlich fordere er auch nicht Gehaltskürzungen, wenn Lehrer nicht pünktlich die Stunden beginnen oder den Stoff nicht gut vermitteln. Die Familienbeihilfe sei keine Belohnung, sondern Ausgleich für die vor 30 Jahren abgeschaffte Familienbesteuerung.

Außerdem sei die Kooperation der Eltern nicht messbar, die Entscheidung, die Beihilfe einzufrieren, wäre damit "sehr oft eine subjektive Geschichte". Es gebe zwar sicher Fälle, in denen Eltern sich zu wenig einbringen, so der Elternvertreter. Er wehrt sich allerdings gegen eine Generalisierung. Und: Wenn man bedenke, welche Unsummen Eltern für Nachhilfe ausgeben, sehe man, dass diese sich sehr wohl um den Schulerfolg der Kinder kümmern.

Auf mehr Zustimmung trifft Kimberger mit seinem Wunsch nach Strafen für Schüler, die etwas verunreinigen oder zerstören. "Wer nachweislich etwas kaputt gemacht hat, muss zur Verantwortung gezogen werden", betont auch Saverschel. Sollte der Täter nicht ausgeforscht werden können, kann er sich vorstellen, dass die ganze Klasse im Sinne einer "kollektiven Bewusstseinsbildung" die Schäden behebt.

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