Schock-Bericht

Atombehörde: Iran arbeitete an Nuklearwaffen

Ausland
08.11.2011 19:59
Der Iran hat nach Erkenntnissen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO an der Entwicklung einer Atombombe gearbeitet. Der Behörde liege eine Reihe von glaubwürdigen Hinweisen vor, dass das islamische Land zumindest bis 2010 Projekte und Experimente zur Entwicklung eines atomaren Sprengkopfes durchführte, hieß es am Dienstag im jüngsten Iran-Bericht der Organisation. Einige dieser Aktivitäten seien möglicherweise noch im Gange. Teheran tat den Bericht umgehend als "politisch motiviert und unprofessionell" ab.

Das Papier enthält die bisher eindeutigsten Aussagen der IAEO zur Existenz eines Atomwaffenprogramms des Iran. "Die Informationen weisen darauf hin, dass der Iran Arbeiten zur Entwicklung eines nuklearen Sprengkörpers durchgeführt hat", erklärt IAEO-Chef Yukia Amano in dem Bericht. Die Organisation habe Hinweise auf Aktivitäten, die "spezifisch für Nuklearwaffen" seien. So habe es Experimente mit Sprengwaffen gegeben.

Israel: "Ein Krieg ist kein Picknick"
Ein Sprecher des israelischen Premiers Benjamin Netanyahu sagte am Dienstagabend, es werde keine "automatische Reaktion" geben. Israel müsse den Bericht der Atombehörde mit Sitz in Wien erst studieren. Präsident Shimon Peres hatte zuvor einen Angriff seines und anderer Länder auf iranische Atomanlagen als "immer wahrscheinlicher" bezeichnet. Russland, Deutschland und Frankreich hatten hingegen vor einem solchen Angriff gewarnt.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman hatte im Vorfeld gefordert, die internationale Gemeinschaft müsse wegen des iranischen Atomprogramms "strenge und lähmende" Sanktionen gegen Teheran verhängen. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hatte sich am Dienstag aber bemüht, Sorgen vor einem unmittelbar bevorstehenden Krieg mit dem Iran zu zerstreuen. "Ein Krieg ist kein Picknick, und wir wollen keinen Krieg", sagte Barak. "Israel hat sich noch nicht für einen militärischen Einsatz entschieden."

Das russische Außenministerium bezeichnete den neuen IAEO-Bericht als schädlich für eine diplomatische Lösung, der Bericht verursache "steigende Spannung". Russland habe die IAEO schon vor langer Zeit über eine mögliche Beteiligung russischer Wissenschaftler an dem iranischen Atomprogramm informiert, hieß es. Es gebe ernsthafte Zweifel daran, ob die weitreichende Veröffentlichung von Informationen gerechtfertigt sei.

Iran: "Wir brauchen keine Atombombe"
Der Iran betont immer wieder, dass er kein geheimes Atomwaffenprogramm habe. Auch von den Drohungen zeigt sich die Führung in Teheran unbeeindruckt. "Wir werden nicht ein Jota von dem Weg abrücken, den wir eingeschlagen haben", sagte Präsident Mahmoud Ahmadinejad am Dienstag im Staatsfernsehen. Zugleich wies er erneut die im IAEO-Bericht erhobenen Vorwürfe zurück, das iranische Atomprogramm ziele auf den Bau von Nuklearwaffen ab: "Wir brauchen keine Atombombe."

Auch der iranische Vertreter bei der IAEO, Ali Asghar Soltanieh, sagte, der Iran werde "niemals seine legitimen Rechte aufgeben". IAEA-Chef Amano warf er vor, in "parteiischer, politischer und unprofessioneller" Weise gehandelt zu haben, da der veröffentlichte Bericht auf "falschen Anschuldigungen einer kleinen Anzahl von Ländern", darunter den USA, beruhe. Teheran werde diesen "historischen Fehler nicht unbeantwortet lassen", sagte Soltanieh laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna. Die "Antwort" werde gemeinsam mit anderen Staaten getroffen, die den Bericht ebenfalls ablehnten.

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