Premiere für Franz und Paul von Schönthans Klassiker „Der Raub der Sabinerinnen“ im Akademietheater. Fazit: etwas zu bemüht komisch!
Eher dem Zufall folgend, hat die Burg binnen Wochen zwei eng verwandte Aufführungen ans Publikum befördert: Unter Verzicht auf Dramaturgenblähung, Kameras und Mikrofone feiert man die Schauspieler durch Entfesselung. Der Unterschied ist dennoch groß. Raimunds „Gefesselte Phantasie“, von Herbert Fritsch am Burgtheater virtuos in die Luft geworfen, ist ein schlechtes Stück voll versunkener Zeitbezüge. Der Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“ dagegen, 1883 von den Brüdern Schönthan verfasst, ist genial, perfekt in der Architektur wie eine Groteske von Feydeau. Wer daran stümpert, bringt das Gebäude zum Einsturz.
Das Gen der Theaterrüpel aus dem „Sommernachtstraum“ arbeitet da und hat sich bis zu Bernhards „Theatermacher“ fortgeschrieben. Ein von der Muse gezwickter Gymnasialprofessor hat eine unterirdische Römertragödie verfasst, die einer wandernden Schmierentruppe in die Hände fällt: Das Resultat ist eine berückende Verfallenheitserklärung an das Theater. Entscheidend dabei ist das biedere sächsische Idiom, das mit dem erhabenen Sujet kollidiert.
Und die Regisseurin Anita Vulesica? Entfesselt am Akademietheater 90 Minuten Überdruckklamauk in Höchstgeschwindigkeitschoreografie. Wer das kann, erzielt umwerfende Effekte. Birgit Minchmayr als unscharf bayrischer Schmierendirektor Striese kann es, Dorothee Hartinger noch besser, Sabine Haupt weniger.
Aber das Verfahren nützt sich ab, man ersehnt einen Ruhepunkt. Strieses berühmter, in seiner Würde ergreifender Monolog wäre einer. Hier wird er weggeturnt.
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