Niemand will probieren

Unternehmen produziert „Mammut-Fleischbällchen“

Wissenschaft
29.03.2023 11:43

Was unvorstellbar klingt, macht ein australischer Lebensmittelproduzent nun möglich: Fleisch aus einer längst ausgestorbenen Tierart herstellen. Mittels der DNA eines Wollmammuts hat das Unternehmen nämlich Fleisch kultiviert - und es zu einem Fleischbällchen geformt. Selbst probieren wollten es die Unternehmer jedoch noch nicht.

Funde von Überresten der vor etwa 11.500 in Europa ausgestorbenen Art kommen immer wieder durch das Auftauen des Permafrosts zum Vorschein. Oft sind dabei Fell und Gewebe noch intakt, weshalb es Wissenschaftlern bereits gelungen ist, das Mammutgenom zu sequenzieren und damit auch mehr über das Leben der Urzeit-Giganten zu erfahren.

Firma möchte auch Potenzial hinweisen
Das australische Start-up Vow machte sich diese Informationen jetzt zunutze, um aus den Zellen Fleisch zu züchten. Ziel des Projekts ist es nach Angaben des Unternehmens, die Aufmerksamkeit auf das Potenzial von kultiviertem Fleisch zu lenken, um die Essgewohnheiten umweltfreundlicher zu gestalten.

„Wir müssen anfangen zu überdenken, wie wir unsere Nahrung bekommen. Meine größte Hoffnung für dieses Projekt ist, dass viel mehr Menschen auf der ganzen Welt von kultiviertem Fleisch hören“, sagte James Ryall, der wissenschaftliche Leiter von Vow. Am Dienstag wurde das Bällchen dann in die Sammlung des Rijksmuseum Boerhaave - ein Museum für Wissenschaft und Medizin in den Niederlanden - aufgenommen.

„Nicht untersucht, wie Körper auf altes Protein reagiert“
Bei dem Produkt handelt es sich vorwiegend um einen verrückten Werbegag - für den menschlichen Verzehr ist es nämlich nicht bestimmt. „Normalerweise würden wir unsere Produkte probieren, aber wir haben gezögert, sofort zu probieren, weil es sich um ein Protein handelt, das es seit 5000 Jahren nicht mehr gibt. Ich habe keine Ahnung, wie hoch das Allergiepotenzial dieses speziellen Proteins sein könnte“, so Ryall.

Die Bezeichnung „Mammutfleisch“ ist dabei jedoch ein wenig übertrieben. Es handelt sich dabei nämlich eher um eine künstliche hergestellte Mammut-DNA. Die Wissenschaftler, die an dem Projekt arbeiteten, hatten nämlich keinen Zugang zu einem gefrorenen Vorrat an Mammutgewebe. Stattdessen konzentrierten sie sich auf ein bei Säugetieren vorkommendes Protein und identifizierten die DNA-Sequenz für die eines Mammuts in einer öffentlich zugänglichen Genomdatenbank.

Elefanten-DNA als Lückenfüller
Mithilfe von Informationen aus dem Genom eines Afrikanischen Elefanten füllten sie Lücken in der Mammut-DNA-Sequenz. Die Wissenschaftler fügten dann das synthetisierte Gen in eine Schaf-Muskelzelle ein, die schließlich in einem Labor gezüchtet wurde - 400 Gramm Fleisch konnten sie so produzieren.

„Aus genomischer Sicht ist es nur ein einziges Gen unter all den anderen Schafsgenen, das ein Mammut ist“, sagte Ernst Wolvetang, Professor und Senior-Gruppenleiter am Australian Institute for Bioengineering and Nanotechnology an der University of Queensland, der an dem Projekt beteiligt war. „Es ist ein Gen von 25.000.“

Hoffnung auf Zulassung
Laut Ryall hat das Mammut-Myoglobin das Aussehen der Muskelzellen der Schafe verändert. Geht es nach ihm, könnten künftig neben den zotteligen Steinzeittieren auch künstlich Produziertes Fleisch von 50 weiteren außergewöhnliche Arten auf der Speisekarte stehen: darunter Alpakas, Büffel, Krokodile, Kängurus, Pfaue und verschiedene Fischarten. Vow hofft nun, in Singapur, dem ersten Land, das kultiviertes Fleisch zulässt, bald die behördliche Genehmigung für den Verkauf von im Labor hergestelltem Wachtelfleisch zu erhalten.

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