Zurück in die Zukunft

Mazda CX-60: Sechszylinder. Extrem sparsam. Cool!

Motor
24.03.2023 05:00

Die meisten Hersteller reduzieren Zylinder und reduzieren auf dem Weg in Richtung Zwangselektrifizierung die Bemühungen um den Verbrennungsmotor. Mazda hingegen hat soeben einen brandneuen Sechszylinder-Diesel vorgestellt - mit sensationell günstigen Verbrauchswerten: im Mazda CX-60 e-Skyactiv D.

(Bild: kmm)

Der CX-60 wurde im Herbst mit Plug-in-Hybrid-Antrieb eingeführt und soll in der SUV-Mittelklasse BMW X3, Audi Q5 & Co angreifen. Jetzt bekommt er alternativ einen 3,3-Liter-Reihensechszylinder-Dieselmotor mit 48-Volt-Mildhybridsystem, der in der Version mit Hinterradantrieb 200 PS, als Allradler 254 PS leistet. Der E-Motor steuert 17 PS bei und sitzt in der Achtgangautomatik, die statt über einen Wandler über eine Mehrscheiben-Nasskupplung verfügt.

Unfassbar sparsam, auch in der Realität
Als WLTP-Verbrauch gibt Mazda 5,0 bzw. 5,2 l/100 km an. Das ist rund einen Liter sparsamer als der Mazda CX-5 mit Vierzylinder-Diesel, rund ein bis zwei Liter sparsamer als ein BMW xDrive 30d und rund drei bis vier Liter sparsamer als ein Audi Q5 50 TDI, wenn man Sechszylinder-Konkurrenten heranzieht. Der Verbrauch des BMW X3 sDrive 18d, also eines bekannt sparsamen, hinterradgetriebenen Vierzylinder-Diesels wird mit 5,6 bis 6,4 l/100 km angegeben.

Bei ersten Testfahrten in und um Barcelona erschien ein Realverbrauch von sechs Liter auf 100 Kilometer realistisch - ein Hammer-Wert für ein an die zwei Tonnen schweres SUV mit 4,75 Meter Länge.

Das macht den Motor sparsam
Die E-Unterstützung ist nur ein Grund für den günstigen Verbrauch, vor allem aber liegt es an einem neuen Verbrennungsverfahren, das Mazda entwickelt hat: DCPCI (Distribution-Controlled Partially Premixed Compression Ignition): Der Brennraum mit einem zweistufigen eiförmigem Kolbenboden teilt das Luft-Kraftstoff-Gemisch innerhalb der Kolbenmulde in zwei Bereiche auf, was zu einer Verbrennung führt. Das verbessert nicht nur Effizenz und Emissionen des Turbodiesels (mit variabler Turbinengeometrie), sondern soll den thermischen Wirkungsgrad auf über 40 Prozent heben.

Der Hersteller spricht von „einem der saubersten Dieselmotoren der Welt“. Darüber hinaus ist das neue Triebwerk relativ leicht: Das Gewicht liegt auf dem Niveau von Mazdas 2,2-Liter Vierzylinder-Diesel.

Kräftig und präsent
Der Sechszylinder klingt recht rau, aber angenehm sechszylindrig. Er sorgt für souveränen Vortrieb, sogar in der nominell relativ schwachen 200-PS-Version. Sie stellt ein maximales Drehmoment von 450 Nm ab 1400/min. bereit. In Verbindung mit der E-Unterstützung liegt die Kraft recht spontan an, auch das Stopp-Start-System funktioniert damit tadellos. Der Sprint auf Tempo 100 dauert aus dem Stand 8,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 212 km/h.

Die stärkere Version liefert 550 Nm bei 1500/min. und schafft den Sprint eine Sekunde schneller. Höchsttempo: 219 km/h. Der Leistungsunterschied fällt nicht so stark ins Gewicht, wie man glauben könnte, beide Triebwerke fühlen sich kräftig an.

Unterschiede im Fahrverhalten
Der Mazda CX-60 ist grundsätzlich weniger fahraktiv abgestimmt, als man das von anderen Produkten des Herstellers gewohnt ist. Sein Metier ist das eher gemütliche Gleiten, das gilt insbesondere für den Allradler (trotz stärkerem Motor). In Kurven neigt er sich spürbar zur Seite, was in Wechselkurven als echtes Wanken wahrgenommen wird.

Die Lenkung vermittelt ein gutes Gefühl für die Fahrbahn, ist aber indirekt übersetzt (17,1:1) und verstärkt dadurch den Eindruck einer gewissen Schwerfälligkeit (und verlangt viel Kurbelei beim Rangieren). Der kurvenäußere Vorderwagen gibt beim Einlenken auch spürbar nach.

Der Hecktriebler fährt sich agiler, wirkt eine Spur kurvengieriger. Das mag am fehlenden Antrieb der Vorderräder liegen, aber auch am etwas geringeren Gewicht (45 kg Differenz). Der leichteste Diesel-CX-60 bringt ohne Fahrer 1815 kg auf die Waage, der schwerste 1950 kg.

Interessant ist, dass der CX-60 nicht sonderlich komfortabel ist, obwohl er wegen des Wankens weich wirkt. Kurze Stöße dringen ziemlich direkt durch.

Erstklassig sind die Bremsen. Trotz Brake-by-Wire-System fühlen sie sich völlig natürlich an. Im Hintergrund wird die benötigte Bremsleistung aus Rekuperation und Scheibenbremsen zusammengesetzt. Der Fahrer merkt nur, dass das Auto genau so verzögert, wie er will.

Edler Innenraum, durchdachtes Bediensystem
Das Interieur wirkt hochwertig und aufgeräumt, das Design klassischer als in den meisten anderen aktuellen Autos, aber nicht minder modern. Das 12,3-Zoll-Zentraldisplay lässt sich im Allgemeinen nur per Dreh-Drücksteller bedienen, also ohne Touchfunktion. Das ist gut für die Fahrsicherheit, weil ein Touchscreen in der Regel für mehr Ablenkung sorgt. Das Bediensystem ist durchdacht. Lediglich das Bildschirmformat (breit und flach) ist nicht ideal, insbesondere für die Navigation.

Aber es gib eine Ausnahme von der No-Touch-Regel: Verwendet man Apple CarPlay oder Android Auto (serienmäßig und drahtlos), wird der Bildschirm zum Touchscreen. Allerdings funktionierte das bei den ersten Testfahrten nicht zuverlässig.

Breite Assistenzpalette
Schon im Basismodell serienmäßig sind Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung, ein Spurwechsel- und Spurhalteassistent, Einparksensoren hinten, ein City-Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, Berganfahr- und Bergabfahrhilfe, eine Ausstiegswarnung sowie eine Alarmanlage mit Innenraumsensor. Darüber hinaus ist unter anderem ein Stauassistent erhältlich, der das Lenkrad übernimmt - allerdings nur bis Tempo 150.

Praktisch ist der intelligente 360-Grad-Monitor mit gestochen scharfer Darstellung.

Die Preise
Für den Mazda CX-60 mit Dieselmotor werden mindestens 50.500 Euro fällig. In der Basisausstattung Prime-Line sind nur 18-Zoll-Räder montiert. LEDs, Tempomat, Navi, Parksensoren hinten oder Zweizonenklima sind aber an Bord. Das zweite Ausstattungsniveau Exclusive-Line ist die Basis für den Allradler und umfasst u.a. 20-Zöller, Head-up-Display, Sitz- und Lenkradheizung, Parksensoren vorne oder das schlüssellose Zugangssystem.

Fahrzit
So behält ein Verbrenner auch in Zukunft seinen Sinn - umso mehr, wenn er mit eFuels betrieben wird (Diesel lässt sich am leichtesten herstellen). Mazda ist bekannt für findige Ideen beim Bau von Verbrennungsmotoren, siehe Wankelmotor und selbstzündender Benziner. Der Sechszylinder-Diesel ist auf jeden Fall ein großer Wurf geworden. Ein so sparsamer Sechszylinder war bisher kaum denkbar. Ein sehr passender Antrieb für den CX-60 und ein Schlag ins Gesicht anderer Hersteller, die Sechs- durch Vierzylinder ersetzen.

Der CX-60 ist zwar nicht so knackig zu fahren wie andere Mazdas, aber - wenn man keine sportlichen Ambitionen hegt - mit diesem Antrieb ein durchaus gelungenes Gesamtpaket, das sich sehr natürlich anfühlt.

So geht’s weiter
In Sachen Elektrifizierung hinkt Mazda noch etwas hinterher. In einem Nebensatz hat der Hersteller bei der Präsentation des Diesel-CX-60 jedoch auch die Einführung einer neuen Elektroantriebsplattform angekündigt. Zunächst liegt das Augenmerk aber auf einem weiteren Sechszylinder: Der Benziner mit Kompressionszündung startet im Herbst.

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(Bild: kmm)



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