Gefälschte Zertifikate

Kokainsüchtiger Pfleger steckt hinter Impfskandal

Niederösterreich
22.09.2022 13:11

Zu Beginn des Jahres wurde ein 58-Jähriger im Impfzentrum St. Pölten auf frischer Tat ertappt, wie er Impfzertifikate ausgestellt hatte, ohne dabei eine Injektion zu verabreichen. Der Wiener wurde sofort entlassen und festgenommen. Nun musste er sich - neben anderen - in St. Pölten vor Gericht verantworten.

Anfang des Jahres zog ein handfester Skandal um durchgeführte Corona-Scheinimpfungen in der niederösterreichischen Landeshauptstadt weite Kreise. Wie die „Krone“ berichtete, wurde ein im St. Pöltner Impfzentrum beschäftigter Mann beim Fälschen von Zertifikaten auf frischer Tat ertappt. Nun mussten sich der ehemalige Krankenpfleger - er wurde mittlerweile entlassen - und zwei Mittäter vor Gericht verantworten. Neben ihnen auf der Anklagebank saßen auch mehr als ein Dutzend der „Impfverweigerer“, die ihre Dienste dankbar in Anspruch nahmen.

Als Krankenpfleger für Impfstraße beworben
Beim Prozessbeginn Donnerstagfrüh herrschte reges Treiben am Landesgericht St. Pölten. Gleich zwei Reihen im Verhandlungssaal waren für die Angeklagten reserviert. 15 an der Zahl hatten sich eingefunden und unter allen Beteiligten zeichnete sich schnell ein einheitliches Motiv: pure Angst. Zum einen davor, ohne Impfnachweis vom öffentlichen Leben ausgegrenzt zu werden, und zum anderen vor den unerforschten Nebenwirkungen. Bei vielen sei auch seitens des Arbeitgebers mit Konsequenzen gedroht worden. 

Gefälschte Impfzertifikate ausgestellt
Da kamen ihnen die Machenschaften der beiden Hauptangeklagten gerade recht. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass man sich bei den beiden Scheinimpfungen abholen kann. Und das täuschend echt. Dabei wurde immer gleich vorgegangen: Im Vorfeld wurde ein Termin und ein Erkennungszeichen (ein mit Kugelschreiber aufgemalter Kreis auf der Hand) vereinbart. Nach dem obligatorischen Vorgespräch mit dem Arzt ging es für die Betreffenden in die Impfkabine, die Stelle wurde desinfiziert und die Nadel injiziert. Der kleine, aber feine Unterschied dabei: Zuvor wurde der Impfstoff in den Mülleimer gespritzt. Somit folgte im Anschluss nur ein Stich „ohne Wirkung“.

Als „Spitze einer langen Kette von Fehlentscheidungen“ bezeichnete der Verteidiger des ehemaligen Krankenpflegers das fälschliche Tun seines Mandanten. Denn neben dem angezettelten Impfskandal musste sich der 58-Jährige wegen Suchtgifthandels vor Gericht verantworten. Nach drei gescheiterten Ehen und gesundheitlichen Problemen griff der Mostviertler zu Drogen. Neben seinem eigenen Kokainkonsum begann er dieses auch zu verkaufen. Wahrscheinlich auch um seine eigene Sucht zu finanzieren, ließ er sich schließlich zu dem Geschäft mit den Scheinimpfungen hinreißen. Zwischen 150 und 200 Euro landeten nach einem „Nicht-Stich“ in seiner Tasche.

Bedingte Haftstrafen für drei Angeklagte
Schlussendlich fasste der Hauptangeklagte - der 58-jährige ehemalige Krankenpfleger - wegen Suchtgifthandels und Fälschung von Beweismitteln zwei Jahre bedingte Haft sowie die Weisung zur Suchtmitteltherapie aus. Für die beiden „Handlanger“ - ein 43- und ein 48-Jähriger - gab es fünf Monate sowie drei Monate wegen Beweismittelfälschung auf Bewährung - auch sie hätten dazu beigetragen, falsche Impfzertifikate auszustellen. Der 43-jährige Wiener hatte Bekannte und Verwandte für Scheinimpfungen vermittelt.

Personen ausgeforscht
Die ausgeforschten Personen, die jene Scheinimpfungen im Dezember und Jänner im Impfzentrum in St. Pölten in Anspruch nahmen, müssen gemeinnützige Arbeit oder Geldstrafen leisten.

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