„Krone“-Kolumne

„Sorgenkinder“? Das Coming-out vor den Eltern

Kolumnen
18.09.2022 06:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal über die Sorge vor Diskriminierung und ihr Folgen für LGBTIQA+-Personen.

Eltern sein ist schön, aber auch mit Sorgen verbunden. Julia, Mutter eines 17-jährigen Sohnes, macht sich seit Kurzem viele Sorgen. Grund: Ihr Sohn hat sich als schwul geoutet. „Als mein Sohn mir gesagt hat, dass er einen Freund hat, musste ich erst einmal weinen. Ich hatte Angst, dass er diskriminiert wird!“

Eltern sind häufig überfordert vom Coming-out ihrer Kinder und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Haben sie in der Erziehung etwas falsch gemacht? Natürlich nicht. Wichtig ist letztlich, dass Kinder glücklich sind und man sie darin bestärkt, dass sie gut sind, wie sie sind. Und zwar auch dann, wenn sie die Erwartungen der Gesellschaft (und ihrer Eltern) nicht erfüllen.

Eigene Vorurteile und die damit verbundene Scham können dazu führen, dass Eltern queerer Kinder in ihrem Bekanntenkreis nicht darüber sprechen. Natürlich wollen Eltern ihre Kinder und auch sich selbst vor Benachteiligung schützen. Aber das Schweigen kann manchmal selbst den Eindruck erwecken, als wäre gleichgeschlechtliche Liebe peinlich und müsste vor anderen verheimlicht werden - ein Teufelskreis. Zum Glück sind Homo- und Bisexualität für jüngere Generationen häufig weniger problematisch. Auch der Sohn von Julia hat bislang noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Eine Studie an der Universität Frankfurt zeigt, dass sich auch die junge Generation nicht so viele Sorgen machen muss. Hanna, eine junge Befragte, hatte vor ihrem Outing noch die Befürchtung, ihre Mutter würde sie ablehnen. Deren Reaktion war jedoch: „Super, dann krieg ich keine nervigen Enkelkinder von dir!“

Sexuelle Orientierung und Familienwunsch haben zwar nichts miteinander zu tun, ein humorvoller Umgang entschärft aber die unangenehme Situation. Ob die Mutter dabei aus Überzeugung spricht oder ihrem Kind das Outing erleichtern wollte, weiß ich nicht. Wären Homosexualität, Bisexualität und Co. eine Möglichkeit von Vielen, bräuchte es aber gar kein Coming-out mehr und es gäbe weniger Sorgen - für alle Beteiligten.

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