Demo ausgeartet
Madrid: Erstmals Polizeigewalt gegen junge “Empörte”
Die "Empörten" ("Indignados") demonstrieren seit dem 15. Mai gegen die Macht der Banken und für einen sozialen und politischen Umbruch. Die Demonstranten hatten in den vergangenen Tagen versucht, sich wieder auf dem Platz Puerta del Sol im Herzen Madrids zu versammeln. Dort hatten sie im Mai und Juni fast einen Monat lang ein Protestcamp organisiert. Die Polizei riegelt jedoch seit Dienstag alle Zugänge zu dem Platz ab, um zu verhindern, dass die Demonstranten dort wieder zusammenkommen.
Fast jeder zweite junge Spanier arbeitslos
Am Dienstagmorgen hatte die Polizei die letzten auf dem Platz verbliebenen "Empörten" ohne Gewaltanwendung vertrieben. Die Polizeiaktion löste jedoch erneute Proteste Hunderter überwiegend jugendlicher Menschen aus, die seitdem jeden Tag durch die Straßen im Stadtzentrum marschieren.
Die "Bewegung des 15. Mai" fordert unter anderem ein Ende der Korruption und der Macht der Finanzmärkte über die Politik. Die Anhänger protestieren auch gegen die Privilegien der politischen Klasse und gegen die ausufernde Arbeitslosigkeit in Spanien. Mehr als 20 Prozent sind zurzeit ohne Job, unter Jugendlichen ist es sogar fast jeder Zweite (46 Prozent).
Papstbesuch als Grund für Niederschlagung?
Die "Indignados" sehen den Grund für die Räumung der Puerta del Sol im bevorstehenden Weltjugendtag vom 16. bis 21. August an dem auch Papst Benedikt XVI. teilnehmen wird. Mehr als eine Million Gäste werden dazu in Madrid erwartet. "Man sieht uns als Störfaktor an, der dem Ansehen Spaniens schaden könnte, wenn weltweit Millionen von Zuschauern an ihren Fernsehern den Papstbesuch sehen werden", sagte eine Sprecherin der Protestbewegung.
Tatsächlich würde das krisengeschüttelte Land wohl international keinen guten Eindruck hinterlassen, wenn der Weltjugendtag und der Papstbesuch durch Proteste gestört würden. Madrid bewirbt sich als Austragungsort der Olympischen Spiele 2020.
Wirtschaft will keine "dreckigen Plätze"
Bereits im Juni habe man Einnahmeverluste von 30 Millionen Euro hinnehmen müssen, weil wegen der Belagerung durch die unzufriedenen Jugendlichen die Touristen ferngeblieben seien, sagte der Vorsitzende der Geschäftsvereinigung Apreca, Ignacio Lario. "Der Weltjugendtag ist genauso bedeutend wie die Austragung Olympischer Spiele. Wir können unsere Plätze in einem solch wichtigen Moment nicht dreckig und von Protestcamps besetzt haben", sagte Lario einem Radiosender. "Welchen Eindruck würden wir damit im Rest der Welt machen?"
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