Strauss-Kahn-Affäre

New Yorker Staatsanwaltschaft hält an Anklage fest

Ausland
07.07.2011 07:16
Die New Yorker Staatsanwaltschaft hält an der Anklage gegen den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wegen des mutmaßlichen sexuellen Angriffs auf ein Zimmermädchen fest. "Die Ermittlungen gehen weiter", erklärte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Zuvor hatten US-Medien spekuliert, dass die Anklage wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers möglicherweise ganz fallengelassen werden könnte.

Die Staatsanwaltschaft machte nach einem Treffen mit der Verteidigung Strauss-Kahns keine weiteren Angaben. Auch Strauss-Kahns Anwalt Benjamin Brafman zeigte sich wortkarg: "Wir hatten ein konstruktives Treffen. Das ist alles, was ich sagen werde", meinte Brafman vor Journalisten. Am vergangenen Freitag hatte ein New Yorker Gericht Strauss-Kahn unter Auflagen freigelassen, nachdem Falschaussagen des mutmaßlichen Opfers ans Licht gekommen waren.

Die aus Westafrika stammende Frau wirft dem französischen Politiker vor, sie Mitte Mai in der Suite eines Luxushotels in Manhattan massiv sexuell angegriffen und zum Oralsex gezwungen zu haben. Eine Grand Jury klagte Strauss-Kahn unter anderem wegen versuchter Vergewaltigung und kriminellen sexuellen Akten an. Der Franzose plädierte auf nicht schuldig, musste wegen der Vorwürfe aber seinen Chefposten beim IWF räumen.

In der vergangenen Woche waren starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers laut geworden. Die Staatsanwaltschaft räumte ein, dass die Zeugin mehrfach gelogen habe. US-Medien berichteten außerdem von Verbindungen der 32-Jährigen ins kriminelle Milieu.

Opferanwalt verlangt neuen Staatsanwalt
Kenneth Thompson, der Anwalt des New Yorker Zimmermädchens, reagierte unterdessen auf die Vorwürfe der vergangenen Wochen und verlangte die Ernennung eines Sonderermittlers im Fall Strauss-Kahn. In einem Schreiben forderte er Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance dazu auf, die Ermittlungen abzugeben, da es der Staatsanwaltschaft an Fairness und Unparteilichkeit fehle.

In seinem Schreiben erwähnte Thompson zudem einen "möglichen Interessenkonflikt" in der Behörde des Bezirksstaatsanwalts, da ein ranghoher Mitarbeiter der Behörde mit einem von Strauss-Kahns Anwälten verheiratet sei. Der nächste Gerichtstermin ist für den 18. Juli angesetzt.

In Frankreich droht ein weiteres Vergewaltigungsverfahren
Unterdessen droht Strauss-Kahn zeitgleich ein weiteres Vergewaltigungsverfahren in seiner französischen Heimat. Bei der Staatsanwaltschaft in Paris ging am Mittwoch wie angekündigt die Anzeige der Autorin Tristane Banon ein (siehe Infobox), die Strauss-Kahn vorwirft, sie im Februar 2003 in einer Pariser Wohnung sexuell attackiert zu haben. Die Vorwürfe gegen Strauss-Kahn waren im Lichte der Ereignisse in New York erst jetzt an die Öffentlichkeit gekommen.

Versuchte Vergewaltigung verjährt in Frankreich nach zehn Jahren - sollte es zu einem Prozess kommen, drohen Strauss-Kahn 15 Jahre Haft. Die Anklagebehörde in Paris muss nun entscheiden, ob sie Vorermittlungen gegen Strauss-Kahn aufnimmt, ein Ermittlungsverfahren einleitet oder den Fall einstellt.

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