Mit knapper Mehrheit

Grenoble erlaubt Burkini und Oben-ohne-Baden

Ausland
17.05.2022 08:53

Der Gemeinderat der französischen Großstadt Grenoble hat am Montag muslimische Ganzkörperbadeanzüge, sogenannte Burkinis, in öffentlichen Schwimmbädern zugelassen. Nach dreieinhalbstündiger kontroverser Debatte stimmte eine knappe Mehrheit für eine entsprechende Änderung der Schwimmbadordnung der Stadt.

Präfekt Laurent Prevost hatte bereits am Sonntagabend rechtliche Schritte angekündigt, sollte es grünes Licht für das Tragen von Burkinis in den öffentlichen Bädern von Grenoble geben. Gemäß der Anweisungen, die er von Innenminister Gerald Darmanin erhalten habe, werde er vor das Verwaltungsgericht ziehen, um eine Aussetzung der Regelung zu erwirken, erklärte er.

Kritiker befürchten „schleichende Islamisierung“
Mit den Plänen hatte der grüne Bürgermeister der Stadt, Eric Piolle, eine landesweite Burkini-Debatte losgetreten. Kritiker sprachen von einer schleichenden Islamisierung, während Piolle Frauen die Entscheidung selbst überlassen will, im Wasser so viel oder wenig zu tragen, wie ihnen passt. Oben ohne ist künftig ebenfalls erlaubt.

„Wir wollen, dass öffentliche Angebote für alle zugänglich sind, wir wollen, dass alle oben ohne baden können, sowohl Frauen wie Männer, und dass alle bedeckt baden können, Frauen wie Männer“, sagte Piolle am Montag dem Sender France Info.

Die Erlaubnis der Ganzkörper-Badeanzüge widerspreche den republikanischen Werten, sagte Prisca Thevenot, eine Sprecherin der Regierungspartei LREM. „Wer ein Schwimmbad betritt, muss sich an Regeln halten.“ Eine der wichtigsten Regeln Frankreichs sei „die Laizität und die Gleichheit vor dem Gesetz“.

Thema wird jeden Sommer neu diskutiert
Das Wort Burkini ist eine Kombination aus Bikini und Burka - dem von fundamentalistischen Muslimen geforderten Ganzkörperschleier für Frauen. Das Thema wird nahezu jeden Sommer in Frankreich neu diskutiert. Im Jahr 2016 gab es heftigen Streit über Burkinis, vereinzelt auch Verbote.

Der Stadtrat von Grenoble erklärte schließlich ein kommunales Burkini-Verbot, wie es an der Cote d‘Azur erlassen worden war, für rechtswidrig. Um Burkinis weiterhin von Stränden und aus Bädern zu verbannen, bedienten Gemeinden sich danach Begründungen der Hygiene und der Sicherheit.

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