Fujitsu-Umfrage:

Europas Schulen mangelt es an digitaler Kompetenz

Web
05.04.2022 10:59

Digitale Kompetenzen werden von Arbeitgebern in allen Branchen als fundamental angesehen - doch in den meisten europäischen Ländern spiegelt sich dies nicht in der Bildungspolitik, der Schulausstattung sowie den Qualifikationen der Lehrer wider, wie die aktuelle Fujitsu-Umfrage „Program for International Digital Skills Assessment“ zeigt. Fast ganz Europa hinkt demnach bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen hinterher.

Eine Ausnahme bildet der Studie zufolge Dänemark, wo schon sehr früh auf digitale Prozesse umgestellt wurde. So arbeiten beispielsweise 86 Prozent der dänischen Schüler mindestens einmal pro Woche online zusammen, während es in Deutschland nur zwölf Prozent sind. Auch Großbritannien, Frankreich und Italien liegen zurück. Diese Diskrepanz sei zum Teil auf die mangelnde Akzeptanz seitens der Lehrkräfte zurückzuführen, die nicht die dringende Notwendigkeit der digitalen Nutzung in den Schulen sähen, hieß. In Deutschland stimmen demnach nur neun Prozent der Lehrer dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht „voll und ganz“ zu, in Dänemark sind es hingegen 64 Prozent.

Digitale Medien scheinen für die meisten Schulen kein Schwerpunkt im Schulalltag zu sein, denn nur 16 Prozent der Lehrkräfte in Frankreich und neun Prozent in Deutschland räumen der Nutzung Priorität ein. Der Umfrage zu Folge werden digitale Medien hauptsächlich nur für kleine Forschungsprojekte oder die Online-Recherchen genutzt. Digitale Schlüsselkompetenzen wie Online-Zusammenarbeiten werden hingegen nur von einer Minderheit der akademischen Einrichtungen genutzt: nur 21 Prozent in Frankreich, 15 Prozent in Italien, zwölf Prozent in Deutschland und neun Prozent in Finnland.

Digitale Fähigkeiten werden außerhalb der Schule erworben
Folglich erwerben die meisten Schüler ihre digitalen Fähigkeiten außerhalb der Schule. Deutschland weist die größte Diskrepanz bei der Nutzung digitaler Medien innerhalb und außerhalb der Schule auf: nur 23 Prozent nutzen digitale Medien in der Schule, aber 92 Prozent bei außerschulischen Aktivitäten. Die tägliche Nutzung digitaler Medien in der Schule ist aber vor allem während der zwei Jahre Pandemie erneut stark gestiegen - von 2019 bis 2021 von 39 auf 68 Prozent.

Der Umfrage zur Folge steht die Vermittlung von verantwortungsvollem Verhalten im Internet lediglich in Großbritannien (95 Prozent) ausreichend auf dem Programm. Die meisten anderen Länder wie Österreich (70 Prozent), Dänemark (48 Prozent), Frankreich (70 Prozent), Italien (53 Prozent), Deutschland (74 Prozent), die Niederlande (64 Prozent) und Portugal (62 Prozent) hätten in diesem Bereich noch Raum für Verbesserungen, so Fujitsu in einer Mitteilung.

Fehlende Kompetenzen
Die fehlenden Möglichkeiten für Schüler, wichtige digitale Fähigkeiten zu erlernen, führt schließlich zum Mangel an Vertrauen in deren Nutzung. Während sich die Schüler bei der Nutzung digitaler Medien zur Kommunikation und Zusammenarbeit wohlfühlen, fehlt ihnen die Kompetenz zu Problemlösungen oder der Erstellung digitaler Inhalte.

„Die meisten Initiativen zur Computerkompetenz im europäischen Bildungssystem konzentrieren sich auf den Umgang mit Computern, versäumen es aber Kompetenzen darüber hinaus, die das Leben und die Arbeitswelt heute voraussetzen, zu vermitteln,“ sagt Dr. Christian Swertz, Professor für Medienpädagogik an der Universität Wien. „Schüler sollten für den Arbeitsplatz relevante Medien kennenlernen, lernen Inhalte zu erstellen, in einem interaktiven, kooperativen und individualisierten Klassenzimmer.“

Arbeitgeber bestätigen Defizite
Arbeitgeber in ganz Europa bestätigen dieses Defizit: Berufsanfängern im Allgemeinen fehlten grundlegende digitale Fähigkeiten wie das Erstellen einer Präsentation, die Verwendung von Kalkulationstabellen und Office-Software. Noch schwerwiegender sei die mangelnde Kompetenz im Bereich Datenschutz und Privatsphäre. Mehr als die Hälfte der Unternehmen stellten laut Studie fest, dass ihre Auszubildenden nicht über ausreichende Kenntnisse verfügen.

„Man geht davon aus, dass die heutige Generation der Digital Natives die erforderlichen digitalen Fähigkeiten auf natürliche Weise erwirbt. Unsere Untersuchung zeigt jedoch, dass viel mehr formeller digitaler Unterricht erforderlich ist, um die Schulabgänger entsprechend für den Arbeitsplatz und die digitale Gesellschaft zu rüsten“, sagt Christian Leutner, Vice President, Head of Product Sales Europe bei Fujitsu. „In vielen Bereichen besteht dringender Verbesserungsbedarf: Es muss sichergestellt werden, dass die Schulen über die digitale Infrastruktur und das Fachwissen verfügen, das sie zur Unterstützung der digitalen Medienausbildung benötigen. Dazu müssen Lehrpläne erweitert und modernisiert werden und Lehrkräfte entsprechende Fortbildung zur Verfügung stehen.“

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