'Will man mich noch?'

Grazer BM dachte an Rücktritt – aber fing sich wieder

Steiermark
30.05.2011 09:23
Rücktritt vom Rücktritt als Grazer Bürgermeister, dann der plötzlich wieder abgeblasene Umbau seiner VP-Regierungsmannschaft: Siegfried Nagl sorgte in den vergangenen Tagen für enorme Verwirrung bei den Parteifreunden und den Grazern. Im "Krone"-Interview zeigt sich Nagl sehr selbstkritisch - aber auch wieder voller Optimismus.

"Krone": Herr Bürgermeister, einmal wollen Sie zurücktreten, dann wieder nicht, einmal wollen Sie Ihre Regierungsmannschaft umbauen, dann wieder nicht. Was ist da plötzlich los?
Siegfried Nagl: Ich habe, das gebe ich offen zu, darüber nachgedacht, ob ich nach der kommenden Wahl im Jänner 2013 noch fünf Jahre für Graz arbeiten will, ob ich für Graz noch etwas weiterbringen kann, ob man mich überhaupt noch will in Graz. Es schadet nicht, wenn die Grazer wissen, dass ich mir solche Fragen stelle. Ich finde, dass Selbstreflexion in der Politik ohnehin viel zu selten ist!

"Krone": Sie haben Ihre Politik-Lust wiedergefunden?
Nagl: Ich bin nicht amtsmüde und meine Leidenschaft als Bürgermeister ist absolut vorhanden. Ich habe klare Ziele. Es muss Schluss sein mit dem provinziellen Denken! Graz muss zur Hauptstadt einer großen südlichen Region werden. Wir dürfen uns nicht immer im Klein-Klein verstricken! Es interessiert doch niemanden in der Bevölkerung, wie es Politikern geht und ob sich die Fraktionen verstehen. Es soll gearbeitet werden.

"Krone": Dennoch - zum ersten Mal seit vielen Jahren ist in der VP-Graz herbe Kritik an Ihnen zu vernehmen. Sie seien zu wankelmütig, heißt es zum Beispiel.
Nagl: Ich verstehe die Nervositäten. Die kommen auf, wenn der Erste in der Partei zu lange nachdenklich ist - was ich war. Ich habe diese Irritationen selbst verursacht und muss damit fertigwerden. Ich gehe davon aus, dass wieder Ruhe in der VP einkehren wird.

"Krone": So einfach wird das wohl nicht sein. Sie haben angeblich schon Versprechungen abgegeben, wer nach einer für demnächst geplant gewesenen und plötzlich abgesagten, Regierungsumbildung Stadtrat würde...
Nagl: So etwas verspricht der Nagl nicht. Wir haben viele ehrgeizige Leute in der VP, die etwas können. Deshalb formuliere ich ein klares Ziel für die Wahl 2013, nämlich so viele Stimmen zu erobern, dass wir einen weiteren Stadtrat dazugewinnen, damit die Ehrgeizigen bei uns zeigen können, was in ihnen steckt.

"Krone": Also gibt es jetzt keine Regierungsumbildung?
Nagl: Nein.

"Krone": Und den weiteren Stadtrat wollen Sie wie erobern?
Nagl: In einem ersten Schritt werden wir im Sommer ein Koalitionspapier 2.0 erarbeiten, den Grazern sagen, was Schwarz-Grün noch umsetzen wird. Wir sind gut beraten, den Grazern zu zeigen, was Schwarz-Grün kann. Auch wir von der VP werden vorlegen, was wir in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren für die Stadt erreichen wollen. Die großen Themen sind die Familien, die Pflege, die Senioren, die Kinderfreundlichkeit. Sicherheit und Sauberkeit sind die Pflichtaufgaben. Ich bin jedenfalls reformfreudiger als je zuvor.

"Krone": Die VP-Stadträte und auch Sie selbst stellen sich ab 1. Juni jeden Mittwoch per Stammtisch den Grazern. Ein Vorwahlkampf-Gag?
Nagl: Wir laden alle ein, uns zu sagen, was sie denken, über uns, über Graz. Es gibt ja auch Dinge, da habe ich mich geirrt, etwa was das große Einkaufszentrum beim Bahnhof angeht. Ich will mit den Grazern diskutieren!

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