„Beitrag zur Bildung“

Digitales Schulbuch: Plattform zeigt, wie es geht

Digital
06.03.2022 07:00

Die Schulbuchaktion für 2022/23 bringt wie berichtet eine Neuerung: Erstmals können Bücher als rein digitales E-Book ohne dazugehörige Printausgabe bestellt werden. Doch die Kosten bleiben weiter eine große Herausforderung. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Großteil der digitalen Produkte noch sehr nah am klassischen Schulbuch dran sind. Drei heimische Bildungsverlage wollen das ändern und bieten mit der neuen Plattform für digitale Bildung, YEDO, eine echte Alternative zu den digitalen „Blätterbüchern“. Preislich bringt das neue Angebot eine durchaus erhebliche Kostenersparnis mit sich.

Schon 2015 hatten die damaligen politischen Entscheidungsträger, damals SPÖ-Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin, darüber gestritten, ob es sich bei den digitalen Schulbüchern einfach um eine Kopie der Druckversion oder um eine laufend aktualisierte und daher vom Druckwerk unabhängige Version handelt. Sieben Jahre und einige Ministerwechsel später freuen sich die Amtsnachfolger, Bildungsminister Martin Polaschek und Familienministerin Susanne Raab (beide ÖVP), zumindest über erste Schritte in Richtung echter digitaler Schulbücher.

E-Books in den Mittelpunkt der Schulbuchaktion gerückt
Im Mittelpunkt der Schulbuchaktion, für das kommende Schuljahr mit 130,6 Millionen Euro budgetiert, soll laut Regierung die Förderung des digitalen Lernens vor allem in Form von E-Books stehen. Schulen und Lehrer können, und das ist neu, für das Schuljahr 2022/23 erstmals sogenannte „E-Book Solo“ und „E-Book+ Solo“ bestellen, also rein digitale E-Books ohne die dazugehörige Printausgabe des Schulbuchs.

Wobei zumindest die neu eingeführte Variante „E-Book Solo“ bei näherer Betrachtung wenig Sinn macht, handelt sich dabei doch lediglich um das digitale Abbild des gedruckten Buchs. Immerhin: Die digitale Solo-Variante muss mindestens 18 % billiger sein und Papier wird damit gespart, wie auch der Chef des heimischen Bildungsverlags Lemberger, Dr. Michael Lemberger, im Gespräch mit krone.at nüchtern feststellt. Mehrheitlich stehen aber genau solche digitalen „Blätterbücher“ aktuell zur Bestellung im Rahmen der Schulbuchaktion zur Auswahl - während von den multimedial und interaktiv angereicherten digitalen Varianten „E-Book Solo+“ derzeit nur wenige angeboten werden.

Der Preis als Knackpunkt
Die E-Book+ hatten wie berichtet in der Schulbuchaktion für das laufende Schuljahr 2021/22 erstmals einen Preis erhalten und mussten dementsprechend von den Schulbuchreferenten im Budget berücksichtigt werden. Bestellt werden konnten sie allerdings nur zusätzlich zum gedruckten Buch, eine separate Bestellung ist erst ab kommenden Schuljahr möglich. Dabei war, wie ein Rundruf von krone.at im Vorjahr gezeigt hatte, schnell klar, dass sich kaum mehr als E-Book+ für ein oder höchstens zwei Schulfächer mit dem dafür vorgesehenen Geld ausgehen. Und das nicht mal für alle Schulstufen der Sekundärstufe. Frustriertes Schulpersonal sprach u.a. von einer echten „Gemeinheit“.

Warum eine „Gemeinheit“? Bis 2020/21 war es für die Schulen kostenlos, die Verlage haben eine kleine Vergütung von circa 1 Euro pro Schüler und Buch erhalten (was bei Büchern mit kleinerer Auflage nicht kostendeckend war; Anm.), wie ein Brancheninsider gegenüber krone.at erklärt. Im Schuljahr 2021/22 wurde dann wie berichtet ein zusätzliches Budget von 12 Euro für die Unterstufe bzw. 8 Euro für die Oberstufe pro Schüler den Schulen zur Verfügung gestellt. Der Höchstpreis, den Verlage für ein E-Book+ ansetzen dürfen, beträgt 6 Euro - und wurde bei vielen Büchern auch angesetzt, so der Experte. Bei 12 Euro für die Unterstufe macht das maximal zwei E-Book+ pro Schüler.

Heimische Bildungsverlage gegen neuen Weg
Genau hier setzen jetzt die drei heimischen Bildungsverlage Lemberger, Hölzel und SIA Education an: Sie haben eine neue, voll digitale Schulbuchplattform aus der Taufe gehoben, die bis zum Beginn des nächsten Schuljahrs 2022/23 den Vollbetrieb aufnehmen wird und bereits jetzt getestet werden kann. YEDO steht dabei für „Your Education Online“ (deutsch: Deine Online-Bildung) und funktioniert auf der Grundlage der approbierten Schulbuchreihe „Genial! DUO“.

Struktur und Inhalte der bekannten Schulbuchreihe wurden dabei in ein neu programmiertes Gesamtmodell integriert. YEDO, erklärt Verlagschef Lemberger, mache dynamische Lernmaterialien erst möglich. So können Änderungen bzw. Aktualisierungen digital tagesaktuell, man denke etwa an die Corona-Krise, die aktuelle Ukraine-Krise oder auch Wahlergebnisse, vorgenommen werden.

Videos, Interaktive Aufgaben und Lernstandanalysen
Auf YEDO finden sich zudem viele interaktiv gestaltete Aufgaben - zum Einsatz kommen 3D-Modelle, Videos, Fotorallyes und auch Simulation - inklusive sofortigen Feedbacks sowie Lernstandsanalysen. Im Aufgabenmanager können interaktive Arbeitsblätter und Hausübungen gestaltet werden. Zahlreiche Links und Referenzen sowie eine umfassende Suchfunktion samt Zusatztools unterstützen außerdem beim digitalen Unterricht. Der heute immer beliebtere Lernansatz Gamification wurde ebenfalls integriert: SchülerInnen sammeln für gelöste Aufgaben YEDOS und können auf einer Bestenliste aufsteigen.

Ein Video veranschaulicht die Einsatzmöglichkeiten für digitales Lernen auf YEDO:

Ein weiterer Bonus: Die integrierte Übersetzungsfunktion der Aufgaben in 20 Sprachen. Es wird dabei immer der Text (Angabe) über dem Übersetzen-Button in eine gewünschte Sprache übersetzt. Der Inhalt innerhalb der Aufgabe bleibt unverändert. Hier finden Sie ein Beispiel für die Funktionsweise der Übersetzung (siehe auch Screenshot unten).

„Alles kaufen, wofür sie kein Geld hatten“
Schulen könnten dank YEDO, so Lemberger, „alles kaufen, wofür sie kein Geld hatten“ und sich pro Schüler und Schuljahr bis zu 50 Euro ersparen. Der Vollzugang für alle 5 auf YEDO derzeit verfügbaren Lerngegenstände kostet 14 Euro pro Schüler und Schuljahr. Mit diesem Betrag kann auf das digitale Lernmaterial der Fächer Biologie, Chemie, Physik, Geschichte und Geografie für die gesamte Unterstufe zugegriffen werden.

Ein durchaus beachtliches Angebot, wenn man bedenkt, dass sich im laufenden Schuljahr kaum mehr als E-Book+ für ein oder höchstens zwei Schulfächer mit dem Geld aus der Schulbuchaktion ausgingen. Und das nicht mal für alle Schulstufen der Sekundärstufe, wie Schulbuchbesteller gegenüber krone.at klargestellt hatten.

YEDO auch für andere Bildungsverlage zugänglich
YEDO versteht sich dabei auch als Plattform der österreichischen Verlage. Man wolle sein Angebot weiter ausbauen und auch anderen Bildungsverlagen in Österreich echte dynamische Bildungsarbeit mit ihren Produkten ermöglichen, betont Lemberger, der nicht zuletzt auch hervorhebt, dass YEDO ganz „ohne staatliche Mittel, ohne einen Cent Förderung in Eigeninitiative dieser drei - in Sachen digitaler Bildung führenden - Schulbuchverlage“ aus dem Boden gestampft worden sei. Alle Infotexte von „Genial! DUO“ und ein Drittel aller Auf­gaben sind zum Start „als Beitrag zur Bildung“ gratis freigeschaltet.

Auch Drohnenvideos wie dieses von der Ruine Aggstein - eigens von Profi Günther Iby produziert - kommen beim Lernen auf YEDO als Teil der interaktiv gestalteten Aufgaben zum Einsatz:

Schulen hätten sich übrigens auch bereits aus dem Ausland gemeldet, aus Ungarn ebenso wie aus dem weit entfernten Costa Rica, freut sich Lemberger über das rege Interesse an der digitalen Bildungsplattform und ihren breiten Anwendungsmöglichkeiten. Seitens der Verantwortlichen für die Schulbuchaktion warte man hingegen bislang noch auf eine Reaktion zum Start von YEDO, ergänzt der Verlagschef.

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