Die Erhöhung des US-Importzolls für Autos aus Europa um 25 auf insgesamt 27,5 Prozent im April hinterlässt starke Bremsspuren in den Quartalsbilanzen der deutschen Autobauer.
Nun drohen sogar Gewinneinbrüche im mittleren zweistelligen Prozentbereich – dies geht aus den veröffentlichten Einschätzungen der Experten von Barclays, Bernstein Research, HSBC, Jefferies, Metzler und UBS hervor. Einen Beitrag dazu leistet auch die Schwäche der deutschen Autobauer in China.
BMW: Wette auf einen Deal mit Trump
BMW verkaufte 2024 rund 16 Prozent seiner Autos in den USA. Im zweiten Quartal schaffte der Konzern bei den Auslieferungen an die Kunden ein kleines Plus von 1,4 Prozent. Der Konzernumsatz schrumpfte laut Analystenkonsens von Visible Alpha, der vor dem Pre-Close-Call erhoben wurde, nur leicht. Doch das Betriebsergebnis sank nach der Prognose um etwa ein Drittel auf 2,5 Mrd. Euro – das der Autosparte sogar um 46 Prozent, was einer Marge von 4,7 Prozent entspräche. BMW blieb anders als die anderen deutschen Autobauer standhaft bei seiner Jahresprognose einer Rendite von 5 bis 7 Prozent.
Bei der Analystenkonferenz erklärte der Autobauer, diese Spanne auch im zweiten Quartal erreicht zu haben. Die Jahresprognose gelte noch, vorausgesetzt, es kommt im August zu einer Zollvereinbarung der USA mit der Europäischen Union, die eine Kehrtwende bei den Autozöllen beinhaltet. Die Zölle kosteten einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag.
Mercedes-Benz: Nicht ganz so schlimm
Der Anteil des US-Marktes machte bei Mercedes-Benz 2024 ebenfalls rund 16 Prozent aus. Im zweiten Quartal profitierten die Schwaben von Vorzieheffekten in den USA: Die Auslieferungen an die Kunden stiegen um 26 Prozent. Der für die Bilanz maßgebliche Absatz an den Autohandel schrumpfte aber um 12 Prozent. Der Analystenkonsens lag vor dem Austausch mit dem Unternehmen bei einem Minus des Betriebsgewinns konzernweit von 42,5 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro, bei Pkw wurde fast eine Halbierung kalkuliert.
Mercedes-Benz kippte die Jahresprognose im Frühjahr wegen der unklaren Lage im US-Zollstreit. Unter der Annahme, dass die 25-prozentige Erhöhung das gesamte Jahr gilt, kalkulierte Mercedes mit bis zu 3 Prozentpunkten weniger Rendite im Hauptgeschäftsfeld Cars. Im zweiten Quartal sei die Belastung nicht so groß gewesen, hieß es jetzt. Ohne die Zölle würde das untere Ende der ursprünglichen Prognosespanne von 6 bis 8 Prozent erreicht. Barclays erwartet jetzt 150 bis 200 Basispunkte Einbuße für 2025, was die Marge auf 5,0 bis 5,5 Prozent drücken würde.
Porsche: Trumps Zoll volle Breitseite
Den Sportwagenbauer trifft der Importzoll besonders hart, weil er jedes Fahrzeug auf seinen wichtigsten Absatzmarkt aus Europa exportiert. Kunden in Nordamerika mit dem Hauptmarkt USA nehmen fast jeden dritten Porsche ab. Das erste Quartal lief dank aufgestockter Vorräte noch sehr gut, im zweiten Quartal lieferte Porsche um 6,5 Prozent weniger Fahrzeuge an die Kunden aus. Die Preise wurden nicht erhöht, also schluckte Porsche den Zoll – das führte allein für die Monate April und Mai zu einer Belastung von rund 300 Mio. Euro.
Die Volkswagen-Tochter hat noch mit anderen hohen finanziellen Belastungen und einem Debakel in China zu kämpfen. HSBC-Analysten sagen einen Absturz der Rendite gegenüber dem Vorjahresquartal von 17 auf 1,1 Prozent voraus. Metzler erwartet sogar einen operativen Verlust, weil bei Porsche negative Einmaleffekte von gut 1 Milliarde Euro anfallen.
VW: Schöne Töchter leiden
Der größte Autokonzern Europas setzte 2024 nur gut 4 Prozent aller Fahrzeuge in den USA ab. Konzernweit schrumpfte der US-Absatz im ersten Halbjahr um 8,5 Prozent. In den jüngsten Gesprächen betonte das Investor-Relations-Team von VW im Gespräch mit den Analysten den Kontrast zwischen gut laufenden Volumenmarken und dem stockenden Premium- und Luxusgeschäft.
Die Zölle dürften für die Marken VW, Audi und Porsche mit insgesamt 900 Mio. Euro zu Buche geschlagen haben. VW selbst hat noch keine Prognose zum Zolleffekt geäußert. Bei leichtem Umsatzrückgang gingen Analysten von 30 Prozent weniger Betriebsgewinn in Höhe von 3,8 Mrd. Euro im Quartal aus, wobei VW nicht widersprach.
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