Chaos und Zerstörung

Sturm über Nordeuropa forderte bereits Todesopfer

Ausland
18.02.2022 23:10

Nur einen Tag nach einem Sturm mit mehreren Todesopfern ist Europa erneut von einem Orkantief heimgesucht worden. Durch das international „Eunice“ und in Deutschland „Zeynep“ genannte Sturmtief kamen am Freitag in Großbritannien, Irland, Belgien und den Niederlanden insgesamt sieben Menschen ums Leben. In Deutschland, Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden, Belgien und Frankreich sorgte der Sturm für Schäden und Beeinträchtigungen.

In Thüringen brachten die Sturmböen Fahrzeuge nördlich von Erfurt wie Spielzeuge zum Umkippen. Auf der Bundesstraße 4 bei Greußen sei ein Auto mit Anhänger regelrecht von der Straße geblasen worden, sagte ein Sprecher der Landeseinsatzzentrale in Erfurt. Bei Straußfurt kippte der Wind einen Transporter um. Menschen wurden hier nicht verletzt.

Baukran drohte umzukippen
Ein Baum stürzte in Osthessen nach Angaben der Polizei in Fulda auf ein Auto - die Fahrerin wurde leicht und der Beifahrer schwer verletzt. Weil ein Baukran in Aurich in Ostfriesland umzukippen drohte, mussten dort am Freitagabend zwei Einfamilienhäuser evakuiert werden. „Er drehte und neigte sich erheblich“, sagte ein Feuerwehrsprecher. In Hamburg stürzte ein Baum auf parkende Autos und verletzte ein Kind leicht, das mit seinem Fahrrad unterwegs war.

Umstürzende Bäume kosteten zwei Menschen in den Niederlanden das Leben. Am Bild räumen Einsatzkräfte einen entwurzelten Baum in Amsterdam weg. (Bild: Associated Press)
Umstürzende Bäume kosteten zwei Menschen in den Niederlanden das Leben. Am Bild räumen Einsatzkräfte einen entwurzelten Baum in Amsterdam weg.

In den Niederlanden starben drei Menschen durch umstürzende Bäume, darunter ein Radfahrer. Auch Großbritannien meldete drei Todesopfer. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Auf Videos, die im Internet kursierten, war zu sehen, wie die Bespannung des Millennium-Domes im Londoner Stadtteil Greenwich teilweise fortgerissen wurde (siehe Video oben). Unter der zur Jahrtausendwende errichteten zeltartigen Konstruktion befindet sich die O2-Arena, in der es oft Musik- und Sportveranstaltungen gibt.

Alle Schulen in Irland blieben geschlossen
Ein 79-jähriger Mann aus Kanada kam in Belgien ums Leben, wie die Polizei mitteilte. Im Südosten Irlands wurde nach Polizeiangaben ein um die 60 Jahre alter Mann durch einen umstürzenden Baum getötet. Auch Irlands Wetterbehörde gab eine Sturmwarnung heraus. Alle Schulen in dem EU-Land blieben geschlossen. In mehr als 80.000 Haushalten und Geschäften fiel der Strom aus. Viele Straßen waren durch umgestürzte Bäume oder andere Schäden blockiert. Etliche Flüge von Dublin und Cork aus sowie Fährverbindungen wurden gestrichen. Am Leuchtturm Roches Point am Hafen von Cork wurden zeitweise Windgeschwindigkeiten von 137 km/h gemessen.

In England kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Im Norden Londons starb nach Angaben der Polizei eine junge Frau in einem Auto, nachdem ein Baum auf das Fahrzeug gestürzt war. Auch im Nordwesten Englands kam der örtlichen Polizei zufolge ein Mann ums Leben, nachdem Trümmerteile auf die Windschutzscheibe seines Fahrzeugs fielen. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Sie galt auch für Teile Südwest- und Südostenglands sowie Wales. Bürgermeister Sadiq Khan forderte die Menschen in der britischen Hauptstadt dazu auf, Zuhause zu bleiben. Wegen umherfliegender Trümmerteile bestehe Lebensgefahr, warnte der Wetterdienst Met Office.

„Stärkste jemals in England gemessene Böe“ hatte fast 200 km/h
Twitter-Videos zeigen, wie Menschen von Windböen umgerissen werden und eine Mülltonne dutzende Meter hoch durch die Luft gewirbelt wird. Wegen umherfliegender Trümmerteile bestehe Lebensgefahr, warnte der britische Wetterdienst Met Office. Auf der Isle of Wight vor Englands Südküste traf „Eunice“ mit Rekord-Windgeschwindigkeiten von 196 km/h auf Land. Dies sei nach vorläufiger Einschätzung „die stärkste jemals in England gemessene Böe“, teilte die britische Wetterbehörde Met Office mit.

Jetzt schwimmen „das Dümmste, was man machen kann“
Zehntausende Haushalte in Großbritannien und Irland waren von der Stromversorgung abgeschnitten. Straßen und Brücken wurden gesperrt. Trotzdem gab es Berichte über Menschen, die sich gefährlich nah an Uferbefestigungen an der Küste begaben oder sogar ins Meer schwimmen gingen. Das sei „wahrscheinlich das Dümmste, was man machen kann“, sagte Roy Stokes von der Umweltbehörde Environment Agency. 

Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor Lebensgefahr durch Sturmschäden wie umstürzende Bäume und herabstürzende Gegenstände. Türen und Fenster sollen geschlossen und Gegenstände im Freien gesichert werden. Menschen sollen den Aufenthalt im Freien meiden und auf jeden Fall Abstand zu Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen halten. Der DWD rät, Autofahrten zu vermeiden und Fahrzeuge nach Möglichkeit in Garagen abzustellen.

Bahnverkehr lahmgelegt, Flüge gestrichen
Sturmtief „Eunice“, das in Deutschland „Zeynep“ heißt, sorgte dafür, dass der Bahnverkehr in großen Gebieten zum Erliegen kam. So stellte die Deutsche Bahn den Regionalverkehr in Teilen Norddeutschlands und Nordrhein-Westfalens nach und nach ein. Zuvor wurde bereits der Zugverkehr in London teilweise eingestellt. In Wales stand die Bahn komplett still. Am Flughafen Heathrow und dem London City Airport wurden Dutzende Flüge gestrichen. Der Hafen von Dover wurde geschlossen, nachdem zuvor Fährverbindungen reihenweise gestrichen worden waren. Auch in Belgien war der Bahnverkehr beeinträchtigt.

Die französische Bahn kündigte an, ab Mittag den Regionalverkehr im Norden und in der Normandie bis auf einzelne Ausnahmen einzustellen. Auch in Ostfrankreich wurde mit Behinderungen gerechnet. Die TGV-Züge sollten wie vorgesehen verkehren, der Hochgeschwindigkeitszug Thalys allerdings nicht bis in die Niederlande.

Drei Sturmtote waren bereits am Donnerstag zu beklagen
Bereits am Mittwoch hatte der Sturm „Dudley“ in Großbritannien für Verkehrschaos und Stromausfälle gesorgt, aber keinen größeren Schaden angerichtet. Danach richtete dasselbe Sturmtief unter dem Namen „Ylenia“ in Deutschland und mehreren seiner Nachbarländer Unheil an. In Deutschland starben am Donnerstag drei Autofahrer, auch in Polen kamen mindestens drei Menschen durch den Sturm ums Leben.

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