Wegen Teuerungen

Zukunftsforscher: „Alle Öffis könnten gratis sein“

Wohnen & Verkehr
28.01.2022 06:00

„Krone“-Redakteur Matthias Lassnig spricht mit dem Wiener Zukunftsforscher Andreas Reiter wegen der allgemeinen Teuerungen über das Problem zunehmender Armut in Städten wie Wien.

„Krone“: Wie berichtet, wird alles teurer, viele Menschen können es sich im Winter nicht mehr leisten zu heizen. Wie soll das aus der Sicht eines Zukunftsforschers in zehn Jahren aussehen?
Stefan Reiter: Aktuell wird ja die Inflation von den steigenden Energiepreisen und den Folgekosten der Pandemie - wie weltweite Lieferprobleme - getrieben. Hier ist die Europäische Zentralbank gefordert, klug gegen die pandemiebedingten Ausschläge gegenzusteuern. Langfristig gehe ich jedoch von einer Normalisierung aus und einer moderaten Inflation.

Welche Maßnahmen gegen die Teuerung des Lebens können in die Zukunftsgestaltung bei Städten wie Wien mit einfließen?
Vorausschauend in eine klimagerechte Infrastruktur und den grünen Umbau der Stadt zu investieren. Denn diese Investitionen in nachhaltige Energie und Mobilität rechnen sich angesichts der CO2-Bepreisung langfristig für jeden einzelnen Haushalt.

Stichwort öffentlicher Verkehr: Sollen finanzschwache Menschen Öffis umsonst nützen können?
Öffentlicher Verkehr könnte generell kostenlos genutzt werden, einige Städte, z. B. Luxemburg, machen das bereits. Hier steht aber weniger die Kostenersparnis für Bürger im Vordergrund, als der klimafreundliche Anreiz und Umstieg auf Öffis. Wien hat mit seiner 365-Euro-Jahreskarte ohnehin ein im internationalen Vergleich sehr günstiges Angebot.

Zitat Icon

Städte mit einem hohen Anteil an kommunalen Wohnungen, wie Wien, haben einen Vorteil.

Zukunftsforscher Andreas Reiter

Welche Eckpfeiler einer Stadt sind von der Teuerung betroffen?
Das Leben in den Städten wird generell teurer, vor allem beim begrenzten Wohnraum. Der strategische Vorteil von Städten wird bei den Kosten aber schnell zum Nachteil. Die Angebote und Formate in Gastronomie, Freizeit und Kultur orientieren sich meist an einer kaufkräftigen Klientel. Vor allem für Junge und geringer Qualifizierte wird leistbares Wohnen zum Hauptproblem. Städte mit einem hohen Anteil an kommunalen Wohnungen, wie Wien, haben da definitiv einen Vorteil …

Wird bei der Stadt der Zukunft daran gedacht, dass sich viele Menschen auch das Wohnen nicht mehr leisten können? Gibt es zu den schon aktuellen monetären meist staatlichen Hilfsmaßnahmen zusätzliche?
Das beste Mittel gegen Wohnungsnot in Städten ist jene Strategie, die Wien berühmt gemacht hat: einen hohen Anteil an kommunalem Wohnbau zu gewährleisten, daneben muss vor allem junges gemeinschaftliches Wohnen gefördert werden, auch Baugemeinschafts-Modelle gehören dazu. Und auf politischer Ebene ist natürlich auch das Konzept des Grundeinkommens zu diskutieren, gerade auch im Hinblick auf die rasante Virtualisierung unserer Arbeitswelt, auf Automatisierungen, die Niedrigqualifizierte ins Abseits stellen.

Wie verändert sich das Leben von Menschen, die finanziell derzeit schon kaum über die Runden kommen, in den nächsten zehn Jahren?
Die Pandemie verstärkt die finanziellen Ungleichheiten, vor allem zwischen den Generationen - die Jungen sind am meisten betroffen. Nach der Pandemie wird es aber einen raschen Aufschwung geben.

 Kronen Zeitung
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