70% haben zwei Stiche

Vor einem Jahr startete Impfaktion in Österreich

Coronavirus
27.12.2021 14:44

Von der Politik als „Gamechanger“ angekündigt, hat - auf den Tag genau vor einem Jahr - am 27. Dezember 2020 die Corona-Impfaktion in Österreich begonnen. Das symbolträchtige Bild (oben) der Victory-Geste des Wiener Mediziners Christoph Wenisch ging damals rund um die Welt. Doch aus dem herbeigesehnten Weg in die Normalität wurde angesichts der Delta- und Omikron-Varianten und dem doch recht hohen Anteil an Impfverweigerern bisher nichts.

Die laut Studien und späteren Real-World-Daten gegen schwere Verläufe hochwirksamen Vakzine waren zunächst rar und in den ersten Monaten des Jahres 2021 vorrangig für ältere Menschen und Gesundheitspersonal bestimmt. Etliche Landespolitiker sahen sich dem Vorwurf ausgesetzt, sich bei der Immunisierung vorgedrängt zu haben. Seinen Posten musste Impfkoordinator Clemens Martin Auer räumen, nachdem er wegen vermeintlich zu geringer Bestellmengen von Impfstoffen in die Kritik geraten war.

Todesfälle sorgten für Verunsicherung
Für ein wenig Verunsicherung sorgten ab März sehr seltene Nebenwirkungen der zwei Vektor-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson, die Thrombosen auslösen können. Es kam dadurch weltweit zu einzelnen Todesfällen, auch in Österreich. Doch Experten versichern, dass der Nutzen bei Weitem überwiege.

Anfang Juni und Dank der breiten Verfügbarkeit der Impfstoffe in Österreich erreichte die Immunisierungskampagne mit mehr als 144.000 Stichen an einem Tag ihren ersten Höhepunkt. Danach stagnierte jedoch die Impfrate über den Sommer lange bei rund 60 Prozent.

Am 2. September starteten bereits die ersten Drittstiche. Zunächst als Auffrischung bezeichnet, ist dieser Booster nach neuesten Erkenntnissen wie bei einigen Vakzinen gegen andere Krankheiten wichtig für die Grundimmunisierung. Die Empfehlung führte am 26. November zu einem weiteren Impfrekord mit mehr als 159.000 Stichen - hauptsächlich Booster - an einem Tag.

Fünf Impfstoff in Österreich zugelassen
Mittlerweile sind fünf Impfstoffe in Österreich zugelassen: die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna auf Basis der neuartigen mRNA-Technologie, die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson sowie der rekombinante Proteinimpfstoff von Novavax. Von Letzterem sollen Ende Jänner die ersten Kontingente eintreffen. Laut Gesundheitsministerium wurden bis dato 1,581.624 Dosen AstraZeneca, 12,821.627 Dosen Biontech/Pfizer, 351.860 Dosen Johnson & Johnson sowie 1,455.587 Dosen Moderna verimpft.

Insgesamt verfügen laut den Daten des E-Impfpasses aktuell 6,280.072 Menschen und somit 70,3 Prozent der Österreicher über einen gültigen Impfschutz. 6,589.991 Personen (73,8 Prozent) haben zumindest den Erststich bekommen. 3,58 Millionen oder 39,6 Prozent sind bereits mit dem Drittstich „geboostert“.

Nicht zuletzt durch die Zulassung zunächst für Jugendliche, dann auch für Kinder, sind gegen Jahresende die Durchimpfungsraten angestiegen. Eine zuletzt immer lauter werdende Minderheit lehnt jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen eine Impfung vehement ab.

Regierung kündigt Impfpflicht ab 14 an
Angesichts der vergleichsweise niedrigen Durchimpfungsrate und der immer wieder kritischen Situation auf den Intensivstationen, wo die verfügbaren Betten ausgehen, änderte die Regierung im November ihre Linie und kündigte eine bis dahin abgelehnte Impfpflicht ab 14 Jahren an, die im Februar schlagend werden soll. Dies feuerte die Proteste von Teilen der Bevölkerung an und löste zudem eine Debatte über Sanktionen für Impfverweigerer aus.

„Heute vor einem Jahr hat für ganz Europa gemeinsam eine Erfolgsgeschichte begonnen“, betonte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Montag. „Ein Jahr später haben wir in Österreich bereits mehr als 16,2 Millionen Impfungen durchgeführt und konnten so Tausende Todesfälle und Krankenhausaufenthalte im ganzen Land verhindern.“ Um diese Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können, müsse der gesamtgesellschaftliche Impfschutz noch weiter ausgebaut und noch stärker auf die Booster-Impfung fokussiert werden.

Millionen Impfdosen drohen zu verfallen
Herrschte anfangs ein Mangel, droht laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Österreich jetzt ein Impfdosenverfall in großem Ausmaß. Aktuell seien sieben Millionen Dosen ungenutzt. „Dass Millionen Impfstoffe verfallen könnten, entspricht nicht den Tatsachen“, dementierte das Gesundheitsministerium. Nicht einmal 3000 Dosen seien bisher in den Impfstofflagern des Bundes abgelaufen.

Das Ressort verwies zugleich auf Impfstoffspenden von über drei Millionen Dosen, räumte aber zugleich einen bevorstehenden Verfall von 280.000 Dosen des Vakzins von AstraZeneca ein. Für diese habe nämlich „trotz intensiver Bemühungen der Bundesregierung“ bisher kein Abnehmerland gefunden werden können, und sie liefen „demnächst“ ab.

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