Warnendes Beispiel

Eingriffe in den Markt können zu Knappheit führen

Innenpolitik
06.08.2025 16:29

Staatliche Eingriffe in den Markt können unangenehme Folgen haben. Das haben die Ungarn im Vorjahr gemerkt. Staatlich verordnete Preise für Lebensmittel führten zu einer Verknappung und leeren Regalen in den Supermärkten. Auch das Benzin wurde knapp, Ausländer duften nicht mehr in Ungarn tanken.

Mitten im sogenannten Sommerloch ließ Finanzminister Markus Marterbauer von der SPÖ ein Bömbchen platzen. Und reißt damit so die Dreierkoalition mit ÖVP und NEOS aus ihrem gepflegten Harmoniegehege. Die stark steigenden Lebensmittelpreise sind der Grund. Ökonom Marterbauer regte an, hier einzugreifen. Das erzeugte auch abseits der Koalitionspartner einen Sturm der Entrüstung. Handelskammer und Bauernbund rückten ebenfalls aus und warnten vor den Konsequenzen für die heimischen Konzerne und die Landwirte. 

Schuss ging nach hinten los
Staatlich verordnete Preise wurden in Ungarn als Rezept gegen die starke Teuerung verkauft und sollten Konsumenten schützen und die Versorgung mit wichtigen Grundnahrungsmitteln sicherstellen. Der Schuss ging aber nach hinten los, denn um Verluste auszubügeln, erhöhten Supermärkte ihre Preise anderswo. Ungarn bezahlte den Eingriff mit einer Rekordinflation bei Nahrungsmitteln von bis zu 46 Prozent.

Marterbauer brachte indes Spanien als Beispiel. Hier habe man eingegriffen und es habe sich gelohnt. Dem widerspricht Hanno Lorenz vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria: „Seine Angaben stimmen bei den Lebensmittelpreisen nicht. Denn die sind im Gegensatz zu Österreich stärker gestiegen.“

Ein internationaler Vergleich in Europa: So viel kostet ein Wagen voller Einkäufe in ...
Ein internationaler Vergleich in Europa: So viel kostet ein Wagen voller Einkäufe in Supermärkten(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Auch der Vergleich mit Deutschland hinke. Es stimme, dass dort die Grundnahrungsmittel billiger seien als in Österreich, doch gebe es beim großen Nachbarn andere Zulieferketten und eine andere Filialdichte. „Würde man in die Preise eingreifen, wären die Unternehmen gezwungen zu reagieren und das würde zu Schließungen von Niederlassungen führen und letztlich viele Arbeitsplätze kosten.“ So argumentiert auch Rainer Will, der hier eine Gefahr für eine in Summe 140.000 Beschäftigten sieht.

Besser wäre größeres Angebot
Finanzminister Marterbauer musste auch einräumen, dass er noch nicht über ein konkretes Konzept für einen Preiseingriff verfüge. Lorenz verweist auf den Nachbarn Ungarn. „Weil die Preise so niedrig waren, kamen die Menschen aus den Nachbarländern zum Einkaufen. Das führte letztlich zu einer Lebensmittelknappheit.“ 

Generell hält der Ökonom wenig von Markteingriffen. „Es wäre besser, ein größeres Angebot zu haben, das lockt auch Investoren an.“

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