Mehrere Soldaten tot

Heftige Gefechte zwischen Armenien & Aserbaidschan

Ausland
16.11.2021 18:52

Ein Jahr nach dem Krieg um Bergkarabach im Südkaukasus haben sich Armenien und Aserbaidschan am Dienstag im Grenzgebiet heftige Gefechte geliefert. Die Regierung in Eriwan teilte mit, mehrere armenische Soldaten seien bei einem Angriff aserbaidschanischer Truppen getötet oder verletzt worden. Die Regierung in Baku wies ihrerseits der Gegenseite die Schuld zu: Armenische Soldaten hätten aserbaidschanische Militärstellungen attackiert. EU-Ratspräsident Charles Michel rief zu einer „vollständigen Feuerpause“ auf.

Nach heftigen Gefechten in der Nähe der umstrittenen Region Berg-Karabach haben sich die verfeindeten Kaukasusrepubliken Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe geeinigt. Nach Vermittlung Russlands seien die beiden Kaukasusrepubliken überein gekommen, ab 18.30 Uhr (Ortszeit; 15.30 Uhr MEZ) die Waffen wieder schweigen zu lassen, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Dienstagnachmittag mit.

Die Gefechte schüren Sorgen, dass es zu einer ähnlichen Eskalation wie im vergangenen Jahr kommen könnte. Damals hatten sich Armenien und Aserbaidschan im Konflikt um die Kaukasus-Region Bergkarabach sechswöchige schwere Kämpfe geliefert, bei denen als 6500 Menschen getötet wurden.

EU-Ratspräsident Michel bemühte sich am Dienstag um Deeskalation. Er telefonierte sowohl mit dem aserbaidschanischen Staatschef Ilham Alijew als auch dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan. Anschließend teilte Michel via Twitter mit, die EU arbeite mit beiden Partnerländern zusammen, um „die Spannungen auszuräumen“ und auf einen „wohlhabenden und stabilen Südkaukasus hinzuwirken“.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Eriwan stand die Zahl der bei den jüngsten Gefechten getöteten armenischen Soldaten zunächst noch nicht fest. Dies werde noch geprüft. Der aserbaidschanische Versuch, die Grenze zu „durchbrechen“, sei zurückgeschlagen worden. Doch gerieten nach diesen Angaben zwölf armenische Soldaten in aserbaidschanische Gefangenschaft. Zwei armenische Armeestellungen seien an die feindlichen Truppen verloren gegangen.

Baku spricht von „großangelegter Provokation“
Das Verteidigungsministerium in Baku erklärte seinerseits, armenische Soldaten hätten am Dienstag aserbaidschanische Stellungen in den Provinzen Kalbadschar und Latschin angegriffen. Beide Provinzen hatte Armenien nach den schweren Kämpfen im vergangenen Jahr an Aserbaidschan abtreten müssen. Bei dem armenischen Angriff am Dienstag habe es sich um eine „großangelegte Provokation“ gehandelt, erklärte man.

Die Regierung in Eriwan rief Moskau zu militärischem Beistand auf. Russland solle dabei helfen, „die territoriale Integrität Armeniens zu schützen“, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Armen Grigorjan. Russland gilt als militärische Schutzmacht Armeniens, unterhält aber gute Beziehungen auch zu Aserbaidschan.

Ex-Sowjetrepubliken sind seit Langem verfeindet
Bereits am vergangenen Wochenende hatten sich Armenien und Aserbaidschan gegenseitig beschuldigt, im Grenzgebiet das Feuer eröffnet zu haben. Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken sind seit Langem verfeindet, die Kontrolle über die Region Bergkarabach ist ihr Hauptkonfliktpunkt. Die Spannungen zwischen den Nachbarstaaten bestehen weiter, nachdem ihr bewaffneter Konflikt im vergangenen Jahr unter Vermittlung Russlands beendet worden war.

Nach den sechswöchigen Kämpfen um Bergkarabach im Herbst 2020 hatte Armenien gemäß der Waffenstillstandsvereinbarung große Gebiete an Aserbaidschan abtreten müssen, die es jahrzehntelang kontrolliert hatte. Viele Armenier sehe darin eine nationale Demütigung. In Aserbaidschan wird der Ausgang des Konflikts als Triumph gesehen.

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